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Tierische Nebenerzeugnisse im Katzenfutter sind nicht minderwertig!

Es gibt Falschinformationen, die halten sich hartnäckig: Sei es über Zucker im Katzenfutter, angeblich nur 4 % Fleisch im Katzenfutter oder über angeblich minderwertige tierische Nebenerzeugnisse. Es gibt sogar Menschen, die ganz bewusst darauf verzichten, Katzenfutter mit tierischen Nebenzeugnissen zu verfüttern. Und das nur, weil sie gleich doppelt veräppelt werden – von uninformierten Menschen, tierisch Tätigen und auch von vielen Futterfirmen!

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Tierische Nebenerzeugnisse: gesetzliche Vorgaben

In Deutschland und der EU gibt es für alles Vorgaben. So natürlich auch für Katzenfutter. Für unser Thema sind vor allem die Verordnung (EU) Nr. 142/2011, die Verordnung über tierische Nebenprodukte (Verordnung (EG) Nr. 1069/2009) und die Verordnung über das Inverkehrbringen und die Verwendung von Futtermitteln ((EG) Nr. 767/2009) relevant.

Laut Artikel 3 der Verordnung über tierische Nebenprodukte sind tierische Nebenerzeugnisse „ganze Tierkörper oder Teile von Tieren oder Erzeugnisse tierischen Ursprungs beziehungsweise andere von Tieren gewonnene Erzeugnisse, die nicht für den menschlichen Verzehr bestimmt sind[…]“ Dabei müssen sie (Artikel 6 – 10) frei von Krankheiten für Mensch und Tier sein und es dürfen auch nur ganz bestimmte Nebenerzeugnisse im Heimtierfutter verwendet werden.

Die Verordnungen 142/2011 (Anhang 6, Kapitel 2 Abschnitt 1 & Anhang 13 Kapitel 2 Abschnitt 2) und 1069/2009 (Artikel 16 & 35) schreiben nämlich vor, dass nur tierische Nebenerzeugnisse und nur jene aus Kategorie 3 im Futter für privat gehaltene Katzen und Hunde enthalten sein darf. Die einzige Ausnahme könnte es theoretisch – unter bestimmten Auflagen – für die Fütterung von Hunden und Katzen in Tierheimen geben (siehe Artikel 18 (EG) Nr. 1069/2009).

Falschinformationen: kein Klärschlamm, keine Gülle, keine Haustiere

Die beiden oben angesprochenen Verordnungen sagen uns vor allem aber auch, was nicht im Heimtierfutter verarbeitet werden darf (Verordnung (EG) Nr. 1069/2009, Artikel 35 & Verordnung (EG) Nr. 767/2009 Anhang 3).

Dazu gehören Rohstoffe der Kategorien 1 und 2 – das umfasst zum Beispiel Teile von kranken Tieren oder jenen, bei denen der Verdacht auf eine Krankheit besteht (Kategorie 1). Oder aber Teile von Heim-, Zoo- und Zirkustieren. Auch Tiere, die mit bestimmten illegalen Verfahren behandelt wurden oder Rückstände von unerwünschten Stoffen enthalten. Ebenso aber auch Gülle, Kot, Urin, Föten, Klärschlamm, Hausmüll. Sie – und sämtliche tierische Nebenerzeugnisse der Kategorie 1 – sind gemäß Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsverordnung (TierNebV) unschädlich zu entsorgen oder anderweitig zu verarbeiten (z.B. Herstellung von Dünger oder Biodiesel, Energiegewinnung).

Material der Kategorie 2 darf nur unter bestimmten Auflagen an andere als privat gehaltene Katzen und Hunde verfüttert werden.

Welche tierische Nebenerzeugnisse können im Katzenfutter sein?

Die Verordnung über tierische Nebenprodukte listet ganz genau auf, welche tierischen Nebenerzeugnisse ins Katzenfutter kommen dürfen. Das sind (vereinfacht zusammengefasst):

  • Schlachtkörper und Teile von geschlachteten Tieren
  • ganze Körper oder Teile von toten Tieren (nur bei Wild)
  • Muskelfleisch, Innereien
  • Blut, Knochen, Haut, Grieben & Fettgewebe
  • Eier, Eierschale & Eintagsküken
  • Geflügelköpfe
  • Felle, Hörner, Füße, Borsten & Federn, Plazenta, Wolle, Federn, Haare, Hörner und Rohmilch von lebenden Tieren,
  • (sterilisierte) Küchen- und Speiseabfälle, Abfall vom Hufausschnitt

Tierische Nebenerzeugnisse sind zum großen Teil wichtige Nährstofflieferanten

Bis auf den letzten Punkt sind wir uns wohl alle einig, dass das Rohstoffe sind, die die Katze beim Verzehr von Beute ohnehin aufnimmt. Auch, wenn manches davon nicht gerade appetitlich klingt, erfüllt es doch seinen Zweck in der Ernährung der Katze: Fleisch, Organe, Knochen, Blut, Eierschale und Eintagsküken bringen wichtige Nährstoffe ins Futter (unter anderem Proteine, Vitamine, Phosphor, Kalzium, Taurin, Jod etc.) Auch auf Haut, Fett und Geflügelköpfe trifft das zu.

Fell, Federn, Wolle etc. sind eher als Ballaststoff geeignet. Dabei sind sie für die Katze weitaus natürlichere Ballaststoffquellen als jedes Gemüse, Getreide und Obst. Schließlich fliegen auch die Mäuse und Vögel draußen der Katze nicht gehäutet und gerupft ins Maul – dafür gehören Kartoffeln ausbuddeln, Getreide oder Karotten ernten eher nicht zum Tagesablauf der Katze.

Trotz allem ist anzumerken, dass z.B. die Laboruntersuchungen der Stiftung Warentest selbst bei preiswerten Discounterfuttern in den letzten Jahren keine Hinweise auf die Verwendung von Borsten und Haaren oder Wolle finden konnte. Und Laboruntersuchungen sind der einzige Weg, das herauszufinden.

Fragliche tierische Nebenerzeugnisse

Der in der obigen Liste letztgenannte Punkt allerdings ist – je nach Sichtweise – fraglich. Hufausschnitt könnten wir vermutlich in die Ballaststoffkategorie einordnen – wobei ein ernährungsphysiologischer Wert hier wohl eher nicht gegeben ist.

Die zugelassenen Küchen- und Speiseabfälle sind in der Verordnung (EU) Nr. 142/2011 wie folgt definiert (Anhang 1 – Begriffbestimmungen Punkt 22): „alle aus Restaurants, Catering-Einrichtungen und Küchen, einschließlich Groß- und Haushaltsküchen, stammenden Speisereste einschließlich gebrauchten Speiseöls; – nicht zwingend minderwertig, denken wir an Fettabschnitte, Knochenreste etc. Aber ohne genaue Angabe bzw. Festlegung ist auch hier der ernährungsphysiologische Wert fraglich.

Entweder tierische Nebenerzeugnisse oder (mehr) Zusatzstoffe

Zusammenfassend können wir sagen, dass die in Katzenfutter für privat gehaltene Katzen verwendeten tierischen Nebenerzeugnisse in fast allen Fällen wichtige Nährstoffe ins Futter bringen. Würden Futterfirmen sie nicht verwenden, gäbe es kein Fleisch im Katzenfutter! Und alle Nährstoffe müssten gänzlich durch Zusatzstoffe ins Futter kommen. Diese sind in vielen Fällen synthetisch hergestellt bzw. verarbeitet.

Ohne Nebenerzeugnisse und / oder Zusatzstoffe wäre ein Futter nicht bedarfsdeckend – heißt: der Katze würden auf Dauer wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente fehlen. Das kann sie – je nach Nährstoff – schon innerhalb weniger Wochen irreparabel krank machen oder gar töten!

Jedes Katzenfutter darf nur tierische Nebenerzeugnisse der Kategorie 3 enthalten!

Neben der Erklärung, dass tierische Nebenerzeugnisse im Katzenfutter wichtig sind, gilt es auch mit einer weiteren Falschinformation aufzuräumen:

Alle Futterfirmen verwenden tierische Nebenerzeugnisse der Kategorie 3 – weil sie laut Gesetzgeber nichts anderes verwenden dürfen! Sie alle wählen aus den oben genannten Nebenerzeugnissen für ihr Futter. Viele von ihnen vermeiden allerdings den Begriff „tierische Nebenerzeugnisse“ und schreiben stattdessen von z. B.: „Fleisch, Herzen, Mägen, Leber“. Und das aus einem einfachen Grund: weil viele Menschen unter dem Begriff „tierische Nebenerzeugnisse“ etwas verstehen, das man unbedingt vermeiden muss. Teilweise ist das auch die Schuld der Futterfirmen selbst, weil sie in ihren Marketingsprüchen genau das suggerieren.

Auch die angebliche „Lebensmittelqualität“ ist nur Marketingsprech, denn auch solche Futter enthalten nichts anderes als tierische Nebenerzeugnisse der Kategorie 3 (mehr hier). Diesen Stempel dürfen sie sich nur aufdrücken, weil der Begriff weder offiziell geschützt, noch definiert ist. Er sagt aber objektiv gesehen gar nichts aus. Dennoch fallen viele Menschen darauf rein, weil sie einerseits oft gern etwas besonders hochwertiges Futter hätten und andererseits auch der Falschinformation über die angeblich minderwertigen tierischen Nebenerzeugnisse aufgesessen sind. Die hohlen Marketingsprüche tragen also immense Früchte!

Zusammenfassung: Tierische Nebenerzeugnisse – einfach erklärt

Die tierischen Nebenerzeugnisse die im Katzenfutter enthalten sind, liefern in fast allen Fällen wichtige Nährstoffe. Denn dazu zählen auch Fleisch, Innereien, Knochen, Fett und Blut. Sie müssen von gesunden Tieren stammen. Gülle, Klärschlamm, Urin, Kot oder eingeschläferte Haustiere sind im Futter verboten.

Ein Futter, das wirklich auf tierische Nebenerzeugnisse verzichten würde, würde kein Fleisch enthalten und müsste (synthetische) Zusatzstoffe zusetzen, um die fehlenden Nährstoffe abzudecken. Deshalb verwenden auch alle Futterfirmen tierische Nebenerzeugnisse der sogenannten Kategorie 3. Schließlich dürfen sie auch gar nichts anderes im Futter verwenden!

Auch nicht die Futter, die „Lebensmittelqualität“ oder „ohne tierische Nebenerzeugnisse“ schreiben – denn das sind einfach nur Werbesprüche. Sobald du Futter mit (Muskel-)Fleisch, Herzen, Magen, Lebern, Lungen, Hälse, Eierschale etc…. verfütterst, verfütterst du auch tierische Nebenerzeugnisse – egal, was die Werbesprüche sagen! Tierische Nebenerzeugnisse sind also nicht minderwertig, die meisten Menschen würden sie wohl nur nicht freiwillig essen – Katzen jedoch schon.

Wenn man dir also erzählt hat, du sollst Futter ohne tierische Nebenerzeugnisse verfüttern, wirst du gleich doppelt veräppelt! Einmal indem man dir erzählt, dass sie minderwertig sind – und zweitens, indem man dir erzählt, dass ausgerechnet dieses eine Futter keine enthält. Bitte lass dich nicht (weiter) veräppeln!

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