Zahnpflege bei Katzen: Rohfütterung allein reicht oft nicht

Gesundheitsvorsorge für unsere Katzen liegt vielen von uns sehr am Herzen. Ein Teil jedoch wird häufig nur recht stiefmütterlich behandelt: die Zahngesundheit der Katze. Versteckt im Maul sind Zähne und Zahnfleisch für uns nur beim genauen Hinsehen ein Thema. Dabei gehen von hier viele Probleme für den gesamten Organismus der Katze aus. Auch Verhaltensprobleme sind nicht selten eine Folge von Zahnproblemen. Um das zu umgehen sind regelmäßige Check-Ups mit Dentalröntgen und gute Zahnhygiene wichtig. Doch nicht in allen Fällen kommen wir mit Fütterung oder Zähneputzen allein weiter. Denn das Problem ist vielschichtig.

Auch „früher“ waren Zahnprobleme bei Katzen schon häufig – es hat nur Keiner bemerkt

Es soll Röntgen-Untersuchungen an ägyptischen Katzenmumien geben, die Zahnerkrankungen bei Katzen zutage gefördert haben. Dabei konnten scheinbar abgebrochene und fehlende Zähne, Kieferprobleme und sogar FORL nachgewiesen werden. Jemand, der also heute lebt und mir erzählt, dass „früher“ nicht „so viel Geschiss“ darum gemacht wurde, hat durchaus recht. Die Person ignoriert aber, dass es Zahnprobleme schon immer gab, das enorme Leiden der Katze aber noch nicht erkannt werden konnte.

Das ist mit unseren heutigen Diagnosemöglichkeiten jedoch anders. Denn heutzutage kann man das Leiden erkennen und auch zielgerichtet beheben. Nicht vergessen dürfen wir auch, dass die ausschließliche Wohnungshaltung erst für relativ kurze Zeit ein „Ding“ ist. Noch bis vor wenigen Jahrzehnten wurden bei uns in Deutschland Katzen vor allem als „Draußenkatzen“ gehalten: war die Katze weg oder zeigte Schmerzanzeichen, fiel das oft nicht weiter auf.

Auch das ist heute – in der Theorie – anders. Trotzdem müssen auch heutzutage noch zahlreiche Katzen jahrelang mit Zahnproblemen und vor allem Schmerzen leben. Vor allem auch, weil viele Menschen mit Katzen weniger Wert auf die Zahngesundheit ihrer Tiere legen.

Zahnpflege ist Gesundheitsvorsorge

Dennoch sind Zahnprobleme nichts, was wir ignorieren sollten. Und zwar nicht nur, weil sie sehr schmerzhaft sein können. Sondern vor allem auch, weil sie die gesamte Gesundheit der Katze belasten. So können Nieren- und Leberprobleme auch eine Folge von schlechten Zähnen sein. Gehen Zahnerkrankungen mit Entzündungen und großen Bakterienherden einher, können sie sogar das Herz schädigen. Insgesamt ist eine Katze mit schlechter Maulhygiene einfach anfälliger für andere Erkrankungen.

Ganz zu schweigen vom Stress der ständigen Schmerzen. Wer schon einmal Zahnschmerzen hatte, weiß, wie sehr dass auch das Gemüt belastet. So entstehen reizbare, unzufriedene Tiere deren Stresslevel ständig erhöht, deren Toleranzgrenze dauerhaft erniedrigt ist. Streit mit Mitkatzen, Überempfindlichkeit gegen Geräusche und Veränderungen, Unsicherheit und Aggression können die Folge sein.

Viele Facetten beeinflussen die Maulgesundheit – sie alle brauchen unterschiedliche Lösungen

Dabei kann die Zahnhygiene aus vielen Facetten bestehen, eine davon ist die Fütterung. Das regelmäßige Verfüttern von Trockenfleisch, großen rohen Fleischbrocken, fleischigen Knochen oder Futtertieren kann helfen. Das Zähneputzen – im Idealfall jeden Tag – kann eine weitere Möglichkeit sein, die Bildung von Plaque und damit Zahnstein einzudämmen.

Eine Garantie auf saubere oder gute Zähne ist das jedoch nicht. So manche Katze hat trotzdem noch mit schlechten Zähnen und Entzündungen zu kämpfen. Und zwar einfach, weil Plaquebildung und der daraus resultierende Zahnstein nicht ihr größtes Problem ist.

Denn Zahnprobleme werden durch vielerlei Faktoren ausgelöst oder begünstigt. Ob Autoimmunerkrankung, chronische Entzündung des Zahnfleischs, Viruserkrankungen, Kieferanomalien oder Zahnfehlstellungen: sie alle wirken sich auf die Maulgesundheit der Katze aus. Und sie sind nicht mit Fütterung oder Zähneputzen zu beheben – beides kann höchstens eine Unterstützung sein, damit Zahnstein nicht auch noch zusätzlich zum Problem wird.

Regelmäßige Kontrolle und zielgerichtete Behandlung sind wichtig

So unterschiedlich die Ursachen sind, so vielschichtig sind auch die Behandlungsoptionen. Zähneputzen und Fütterung helfen nur bei den relativ unkomplizierten Fällen. Manchen Katzen bringt letztlich nur die Entfernung von Zähnen auch wirklich Linderung. In einigen Fällen müssen sogar alle Zähne gezogen werden, damit die Katze endlich schmerzfrei leben kann. Die Behandlung und Begleitung zugrundeliegender Erkrankungen kann ebenso Vorbeugung wie Lösung von Zahnproblemen sein.

Wirklich wichtig ist es, dass wir die Zähne unserer Katzen selbst zuhause regelmäßig kontrollieren. Wie siehts mit Zahnstein aus? Ist irgendwo etwas gerötet oder angeschwollen? Häufig jedoch können wir als Halter*innen Zahnprobleme gar nicht bemerken. Und auch die Tierarztpraxis unseres Vertrauens nicht. Denn so manche Zahnerkrankung sehen wir mit dem bloßen Auge nicht, weil sie sich gänzlich unter dem Zahnfleischrand abspielt.

Hier hilft nur regelmäßiges Dentalröntgen in der Spezialpraxis für Tierzahnheilkunde alle ein bis zwei Jahre. Denn nur wer weiß, wo Probleme sind, kann sie zielgerichtet behandeln lassen. Also bitte nicht einfach nur Zähne äußerlich reinigen! Denn zielgerichtete Behandlung muss sein, damit unsere Katzen schmerzfrei, gesund und unbeschwert leben können.

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3 Kommentare

  1. Danke für diese Infos. Jetzt bin ich wirklich nachdenklich, ob die Zahnreinigung bei unserem Tierarzt für Finja reicht. Also werden wir das lieber erst genau mit ihm besprechen, wenn wir in den nächsten Wochen mit ihr zum Impfen/Gesundheitscheck fahren.
    LG Silke

  2. Hallo Miriam,
    danke für diesen Beitrag. Über dieses Thema habe ich noch nie wirklich nachgedacht, ehrlich gesagt. Hättest du einen Tipp, wie man die Zähne am besten kontrollieren und woran man mögliche Probleme erkennen kann?
    Meine Katzen finden es nicht ganz so toll, wenn ich ihnen in den Mund schauen möchte^^
    Liebe Grüße
    Larissa

    • Hallo Larissa!
      Das ist ne wunderbare Frage! Mir persönlich fallen spontan drei Wege ein:
      – Der „Maul-Öffnen-Griff“, den wir auch aus der Tierarztpraxis kennen
      – Fotos oder Videos machen, wenn die Katzen gähnen
      – „Gähnen“ oder Maulöffnen auf Kommando trainieren

      Die erste Methode finde ich persönlich ein bisschen „brutal“ so für zuhause. Bei meinen Weibern geht das auch gar nicht wirklich, weil sie hier zuhause kaum still halten 😀 Außerdem habe ich Angst, ihnen weh zu tun, weil ich den Griff nicht so wirklich kann – vielleicht auch, weil ich ohnehin zu zart besaitet dafür bin. Deshalb verlasse ich mich momentan darauf, Fotos oder Videos zu machen, wenn sie ohnehin gähnen. In der Regel kennen wir unsere Katzen ja recht gut und wissen, wann sie gähnen bzw. können ihnen das am Gesicht ablesen, wenn sie kurz davor sind. Man muss aber natürlich ne Menge Glück haben, um im richtigen Moment die Kamera griffbereit zu haben. Also habe ich mir vorgenommen, das Gähnen auf Kommando zu trainieren. Wie genau ich das bei meinen beiden Zicken mache, bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber am Anfang werde ich das Gähnen, das sie sowieso zeigen als Grundlage nehmen.

      Wenn ich irgendwann mal so weit sein sollte, dass das bei uns zuverlässig klappt, werde ich sicherlich darüber was schreiben. Aber bis dahin wird es sicher noch laaange dauern 😀

      Liebe Grüße
      Miriam

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