Übergewicht bei Katzen – nicht nur ein optisches Problem

Untersuchungen zufolge soll jede zweite Katze in deutschen Haushalten zu dick sein. Leider wird dieses Problem jedoch häufig unterschätzt – sowohl von den Menschen, die tagtäglich mit den Katzen zusammenleben als auch von tiermedizinischem Fachpersonal. Dabei ist Übergewicht nicht nur ein optisches Problem, es bringt vor allem große gesundheitliche Risiken mit sich. Fatalerweise ist das Abnehmen bei der Katze langwierig und bringt weitreichende Veränderungen im Alltag mit sich – nicht alle Katzen nehmen das gut an.

Übergewicht hat eine Ursache, aber viele Gründe

Katzen gelten als übergewichtig, wenn ihr Körpergewicht mehr als 10 % über dem liegt, was ihr Idealgewicht wäre – bei mehr als 30 % über Idealgewicht gelten sie sogar als adipös (= fettleibig). Bei Übergewicht nimmt die Katze mehr Energie mit dem Futter auf, als sie täglich verbraucht. Und das kann an vielen Faktoren liegen. Die häufigsten Auslöser sind Krankheit, zu hohe Energieaufnahme mit der Nahrung und mangelnde Bewegung. Aber auch Langeweile, gestörte Appetitkontrolle und Medikamente können zu Übergewicht führen. Zusätzlich wird auch eine genetische Vorbelastung mancher Katzen diskutiert.

Nach der Kastration sinkt der Energiebedarf der Katze

Nach einer Kastration hat die Katze einen um etwa 30 % verminderten Energiebedarf. Sie sollte also weniger Kalorien zu sich nehmen als vor der Kastration, um nicht dick zu werden. Minderwertiges Futter und nicht ausreichende Bewegung sorgen bei allen Katzen für Übergewicht, so auch bei kastrierten Katzen. Die Kastration allein verursacht kein Übergewicht, auch, wenn dies immer wieder gern behauptet wird.

Um die Katze davor zu bewahren, nach der Kastration übergewichtig zu werden, sollte sie hochwertig gefüttert werden und zu viel Bewegung animiert werden. Ausreichende Beschäftigung mit Spielangeln, Bällen und Rennspielen gehören dazu. Da hochwertiges Futter weniger Kalorien enthält als minderwertiges Futter oder Trockenfutter müssen oftmals die Futterrationen bei kastrierten Katzen nicht einmal reduziert werden.

Übergewicht macht die Katze krank

Übergewichtige Katzen sind nicht einfach nur rundlich anzuschauen, sie haben leider auch ein deutlich größeres Risiko für schwerwiegende körperliche Probleme. Darunter unter anderem eine verringerte Lebenserwartung und ein höheres Narkoserisiko. Die Gefahr für Diabetes, Hauterkrankungen, Skelett- und Verdauungsprobleme sowie Harnsteine ist bei übergewichtigen Katzen deutlich erhöht.

Abnehmen: ein längerfristiges Ziel

Beim Abnehmen ist das oberste Ziel der Gewichtsverlust ohne gesundheitliche Schäden. Bedauerlicherweise kann das recht lange dauern, denn Katzen sollten pro Woche nicht mehr als 1 – 1,5 % ihres Gewichts verlieren. Eine zu schnelle Abnahme kann gesundheitliche Schäden nach sich ziehen – allen voran irreparable Leberschäden und Nährstoffmängel. Daher sollten wir ihre Futterrationen nicht einfach nur radikal reduzieren, sondern eine geringe Futterreduktion anstreben und sie zusätzlich zu mehr Bewegung animieren.

Um die Entwicklung des Körpergewichts genau kontrollieren zu können, empfiehlt es sich, ein Gewichtsprotokoll anzulegen.

Energiemenge „entschärfen“

Durch „zu viel“ Futter kommt auch „zu viel“ Energie in die Katze. Ein Schritt, dem entgegenzuwirken, kann es sein, Futter mit niedrigerem Energiegehalt anzubieten (z. B. Nassfutter statt Trockenfutter) oder den Energiegehalt im gewohnten Futter zu senken. Letzteres ist zum Beispiel mit mehr Flüssigkeit im Futter oder Beimischung von Zellulose oder Lunge als „Magenfüller“ möglich.

„Harte Brocken“ sorgen für bessere Sättigung

Das Verfüttern großer, roher Fleischbrocken, Knochen oder zäher Geflügelherzen bzw. -mägen eignet sich hervorragend, um die Katze länger mit ihrem Futter zu beschäftigen – dadurch setzt das Sättigungsgefühl in der Regel früher ein, als würde die Katze ihr Futter nur herunterschlingen. Muss sie richtig „arbeiten“, um ihren Hunger zu stillen, wird sie schneller satt.

Anti-Schling-Näpfe

Spezielle Anti-Schling-Näpfe sind Futternäpfe mit eingebauten „Hindernissen“. Durch sie muss die Katze ihr Futter langsamer aufnehmen. Diese Verzögerung beim Fressen hilft der Katze dabei, ein besseres Sättigungsgefühl zu entwickeln. Ein Überfressen wird verhindert und die Verdauung der Katze kann wieder normal arbeiten. Anti-Schling-Näpfe gibt es im Fachhandel (auch online) zu kaufen.

Hungern ist keine Option!

Es ist besonders wichtig, dass Katzen nicht hungern müssen. Da ihr Proteinstoffwechsel durchgängig „auf Hochtouren“ arbeitet, muss sie bei mangelnder Proteinzufuhr durch die Nahrung körpereigene Proteine abbauen. Auf lange Sicht ist das sehr gesundheitsschädlich! Lernt die Katze, dass sie hungern muss und eben nicht satt wird, wird sie in der Regel dazu übergehen, bei Gelegenheit alles Essbare zu stehlen und zu fressen: Futter, Menschennahrung, Müll usw. Dadurch können nicht nur ernsthafte Verdauungsbeschwerden, sondern auch krankhaftes Übergewicht, Futterneid und Frust entstehen.

Energiebedarf von Katzen: Was ist das und wie berechne ich ihn?

Wie alle Lebewesen brauchen auch Katzen täglich Energiezufuhr, um ihr Gewicht zu halten und gesund zu bleiben. Diese Energie ziehen sie vor allem aus (tierischen) Proteinen und Fetten. Sie kann bis zu einem gewissen Grad auch mit Energie aus Kohlehydraten umgehen. Da jedoch nicht alle Körpergewebe gleich viel Energie brauchen – Fettgewebe braucht weniger als Muskelmasse – wird für die Berechnung des Energiebedarfs nicht das Körpergewicht der Katze einbezogen, sondern ihr sogenanntes „metabolisches Körpergewicht“: ein Wert, der je nach Körperstatur anders ausfällt. So brauchen schlanke, normalgewichtige Katzen mehr Energie als dicke Katzen, die vor allem viele Fettpölsterchen haben, welche nicht so viel Energie brauchen wie reine Muskelmasse.

Wie auch die Energiedichte kann der Energiebedarf sowohl in Kilokalorien (kcal) oder Megajoule (MJ) ausgedrückt werden.

Die theoretische Futtermenge der Katze berechnen

Möchten wir – aus welchem Grund auch immer – die Futtermenge unserer Katzen tatsächlich als Zahl berechnen, können wir dazu bestimmte Berechnungsformeln nutzen. Sie beziehen das Körpergewicht, den Körperzustand und mehrere Informationen über das Futter mit ein. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass die Deckung des täglichen Energiebedarfs nicht auch zwangsläufig bedeutet, dass die Katze ihren Nährstoffbedarf deckt!

Hinweise, Quellen und weitere Informationen

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