Trockenfutter ist für den Menschen eine bequeme Erfindung: leicht zu transportieren, leicht zu lagern. Zusätzlich hält es sich im Napf – dank des geringen Feuchtigkeitsgehalts – auch deutlich länger als Nassfutter. Für die Katze als reinen Fleischfresser jedoch kann reine Trockenfutterfütterung eine Menge Probleme mit sich bringen.
Trockenfutter für den Fleischfresser Katze: gleich mehrere Probleme
Die Katze ist ein strikter Fleischfresser, der seinen Energiebedarf vor allem aus tierischen Proteinen bezieht und auf die Flüssigkeitszufuhr durch die Nahrung angewiesen ist. Durch Trockenfutter kommt allerdings wenig Flüssigkeit in die Katze. Problematisch daran ist, dass viele Katzen auch zu wenig trinken, um diesen Mangel auszugleichen. Alle Trockenfutter enthalten schon aufgrund ihres Verarbeitungsprozesses viel Pflanzliches – das kann die Katze weniger gut verwerten. Tatsächlich braucht die Katze als strikter Fleischfresser überhaupt keinen pflanzlichen Anteil, weil sie alles Benötigte aus tierischer Quelle für sich nutzen kann. Je nach Zusammensetzung des Trockenfutters überwiegen sogar die pflanzlichen Proteine.
Ebenfalls abhängig von der Zusammensetzung ist die enthaltene Menge an Kohlehydraten: auch sie sind als Energiespender für die Katze weniger wertig als tierische Proteine. Zusammen mit einem hohen Kohlenhydratgehalt enthalten handelsübliche Trockenfutter viele Kalorien. Hat die Katze – wie in vielen Haushalten üblich – Trockenfutter den ganzen Tag unbegrenzt zur Verfügung, kann das auf lange Sicht leicht zu Übergewicht führen. Denn weil Trockenfutter komprimiert viele Kalorien enthält, bringt bereits eine kleine Menge sehr viel Energie.
Zusammengefasst bringt Trockenfutter der Katze gleich mehrere Problempunkte:
- Wenig Feuchtigkeitsgehalt – viele Katzen trinken zusätzlich zu wenig
- Viele Kalorien komprimiert in eine kleine Menge Futter (Gefahr für Übergewicht)
- Je nach Zusammensetzung: große bis sehr große Mengen Pflanzliches
- Je nach Zusammensetzung: eine große Menge Kohlenhydrate
Trockenfutter kann indirekt das Risiko auf Krankheiten erhöhen
All diese Punkte führen dazu, dass eine reine Trockenfutterfütterung für die Katze das Risiko auf verschiedene Krankheiten erhöht. So kann dauerhaft zu wenig Flüssigkeitsaufnahme zum Beispiel ein erhöhtes Risiko auf Harnsteine oder Nierenprobleme mit sich bringen. Durch die hohe Energiedichte ist langfristig die Gefahr von Übergewicht erhöht, dieses wiederum ist ein Faktor für die Entstehung von Diabetes, Hormonstörungen und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen.
Besonders Trockenfutter aus dem Supermarkt enthalten sehr große Mengen Pflanzliches, teilweise so viel, dass sie die Grenze dessen übersteigen, was die Katze verwerten kann: Durchfall, übelriechende Blähungen und Verdauungsbeschwerden treten dann auf.
Missverständnisse bei Trockenfutterfütterung: wenn Deklaration und Werbung in die Irre führen
Vielen Menschen ist mittlerweile bewusst, dass die Katze ein reiner Fleischfresser ist. Darum achten sie beim Futterkauf auf einen hohen Fleischanteil und oft auch darauf, dass das Futter getreidefrei ist. Die Deklaration vieler Trockenfutter jedoch führt leicht zu Missverständnissen.
Frisches Fleisch verliert bei der Trocknung etwa zwei Drittel Gewicht – und rutscht damit in der Zutaten-Auflistung nach hinten
Einerseits ist der Fleischanteil – vielmehr tierische Anteil – vieler Trockenfutter nicht so hoch, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn viele Hersteller bedienen sich der Methode, frisches Fleisch mit seinem Gewichtsanteil vor dem Trocknungsprozess in der Deklaration der Zusammensetzung anzugeben. Nach der Trocknung jedoch beträgt das Gewicht der tierischen Inhaltsstoffe nur etwa ein Drittel: würden sie also so in der Deklaration angegeben, müssten sie deutlich weiter hinten in der Auflistung platziert werden. Teilweise so weit hinten, dass auf den ersten Blick klar wäre, dass die pflanzlichen Zutaten überwiegen.
Alle pflanzlichen Zutaten zusammen betrachten – und nicht auf den Aufdruck „getreidefrei“ reinfallen
Denn auch um den pflanzlichen Anteil ranken sich Missverständnisse: In vielen Fällen werden sie einzeln aufgezählt und erreichen so – jeder für sich – nur eine kleine Menge und damit eine Platzierung weit hinten in der Deklaration. Zusammen betrachtet überwiegen sie in so manchem Trockenfutter den tierischen Anteil. Genaues Hinschauen lohnt sich also!
Andererseits ist auch der Aufdruck „getreidefrei“ ein häufiges Missverständnis. Denn viele Menschen sind der Meinung, getreidefreies Futter wäre automatisch hochwertiges als getreidehaltiges. Dem ist jedoch nicht so: Denn tatsächlich setzen viele Hersteller zum Ausgleich andere pflanzliche Zutaten ein (z. B. Kartoffeln, Erbsen) – damit ist der pflanzliche Anteil des Futters gleichbleibend. Außerdem ist ein Verzicht speziell auf Getreide nur für jene Katzen wichtig, die tatsächlich auf eine bestimmte Getreidesorte allergisch ist – für den Großteil der Katzen ist er damit irrelevant. Kurz: Für die meisten Katzen ist es egal, ob das Futter auf Getreide verzichtet, wenn es dafür andere pflanzliche Zutaten einsetzt.
Nur spezielles Trockenfutter hat teilweise einen Zahnreinigungseffekt
Letztlich hoffen viele Menschen auch auf einen Zahnreinigungseffekt durch Trockenfutter. Untersuchungen zeigen jedoch, dass handelsübliches Trockenfutter keinen nennenswerten Abrieb an den Zähnen verursacht. Lediglich speziell geformten und zusammengesetzten Kroketten konnte teilweise eine Reinigungswirkung nachgewiesen werden. Handelsübliches Trockenfutter reinigt also nicht die Zähne der Katze.
Hinweise, Quellen und weitere Informationen
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- [4] „Der Stoffwechsel von mit Trockenfutter ernährten Katzen bei Gewichtsreduktion bzw. Gewichtskonstanz“: www.zora.uzh.ch (.pdf-Download)
- [5] „Untersuchung zum Einfluss der Proteinqualität und –quantität im Futter auf die Harnzusammensetzung bei der Katze“ elib.tiho-hannover.de (.pdf-Download)
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- [14] Buch „Krankheiten der Katze“, Schmidt/Horzinek, 2015
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- Die Grundlage zu Berechnungen rund um Katzenfutter gehen zurück auf Informationen und Formeln im Buch „Tierärztliche Ernährungsberatung“; Dillitzer, N.; 2. Auflage, 2012; Urban & Fischer Verlag