Manchmal habe ich dann einfach ein Brett vor dem Kopf, wie ich anders vorgehen kann. Kennt ihr sicher 😉 Wie Diejenigen unter euch die auch regelmäßig bei Facebook mitlesen, wissen, habe ich Jasmin (Frau Clickerlöwe – Katzenverhaltensberatung im Tierheim) ja nun jetzt einige Male bei den Clickerworkshops im Tierheim Gelsenkirchen begleitet. Natürlich kam während der Vorbereitungsphase der Workshops auch das Thema auf, dass es mich echt frustriert, weil ich nicht weiter weiss.
Was soll ich sagen? – Zwei Tage nach Jasmins Aussage "Komm, ich zeig dir mal, wie ich das trainiert habe!" konnten zwei meiner drei Katzen den Trick perfekt ausführen. Heute möchte ich euch beschreiben, wie ich das Brett vor meinem Kopf wegbekommen habe 😉
Verschiedene Katzen = verschiedene Wege
In den Büchern, die ich bisher vor die Nase bekommen habe, ist der Trick "High Five" ganz "einfach" beschrieben: Leckerchen an die aufgerichtete Hand kleben oder zwischen die Finger klemmen und schon patscht die Katze an die Hand und man muss das Ganze nur noch auf-/ausbauen. Joa, doof nur, dass meine Katzen keine Pfötelkatzen sind und die Hand partout nicht mit der Pfote, sondern ausschließlich immer nur mit der Nase untersucht haben. Das ist sicher toll, wenn man das üben möchte – blöd aber, wenn man echt das "High Five" trainieren möchte. Andere Wege in Büchern sagen, dass man das Leckerchen unter die am Boden ausgestreckte Hand legen soll und die Katze dann auch sicher dranpatscht. Auch hier Fehlanzeige bei meinen Katzen: immer nur die Nase 🙁
Jasmin erklärte mir, dass ich es mal versuchen soll, das Leckerchen in der Faust zu verstecken und sie meinen Katzen anzubieten. Da Muffin mittlerweile den Pfoteneinsatz an Fummelbrettern zur Perfektion weiter entwickeln konnte und es einen Wechsel in der Besetzung meiner Katzenbande (Kasi verstarb letztes Jahr, dafür teilt Janis nun ihr Leben mit uns) gab, gab es damit auch einen Wechsel in der "Abguck-Dynamik". Und genau das hat bei uns den Durchbruch gebracht. Janis ist unsere absolute Pfötelkönigin und patscht alles ersteinmal – und auch gerne mehrmals und immer wieder 😉 – mit der Pfote an. Muffin war der Faust gegenüber aufgeschlossener und hat nach ein paar Nasenversuchen die Pfote genutzt und Janis… nunja, die hat von Anfang an lustig auf der Faust rumgehauen 😉
Von da aus war der Weg zum "High Five" gar nicht mehr so schwer für die beiden. Wie im Foto über diesem Absatz gezeigt, habe ich die Faust einfach in kleinen Schritten immer ein wenig mehr geneigt und geöffnet, so dass irgendwann die aufgerichtete Hand angepfötelt wurde. Muffin hat dafür 2 Tage gebraucht, Janis nicht einmal einen. Die Intervalle und Neigungswinkel der Hand musste ich dabei dem Lern- und Begreiftempo der Katze anpassen: Janis hat fast augenblicklich verstanden, was ich von ihr wollte – für Muffin musste ich die Zwischenschritte kleiner gestalten und öfter bestätigen.
Man kann das Ganze natürlich auch so trainieren, dass man die Hand schrittweise seitwärts statt aufgerichtet bewegt. Ist vielleicht auch besser für die Gelenke – ich kann euch sagen: länger in der verkrampften Haltung mit halb geöffneter, halb aufgerichteter Faust zu verharren, tut echt weh 🙁
Zunächst gab es für jede Berührung der Faust einen Klick und ein Leckerchen, danach für jeden Tipp an die gekippte Hand. Als auch die leicht geöffnete Hand angetippt wurde, wurde natürlich auch das belohnt – und zwar so lange, bis die Katzen zuverlässig die ausgestreckte Hand "abklatschten". Tatsächlich kann das Training sehr einfach sein. Wenn man denn den Weg für die eigenen Katzen gefunden hat. Ein ganz anderes Kaliber war da das Training mit Tiffy…
Drei Katzen…zwei verschiedene Trainingswege
Tiffy ist mit der Pfote fast gar nicht geübt. Kein Wunder, denn sie pfötelt so gut wie gar nicht und kann auch mit Fummelbrettern nur in Ausnahmefällen – und wenn sie schon in einer extrem verspielten Phase ist – was anfangen. Hier musste ich also nochmal einen anderen Weg gehen, der ein Mischmasch aus zwei der oben beschriebenen Wege war. Sehr hilfreich war es, dass Janis da war, bei der Tiffy sich abgucken konnte, dass der Trick "irgendwas mit der Pfote" zu tun hatte.
Zusätzlich dazu habe ich das Leckerchen unter der auf dem Boden gelegten Hand versteckt. Allerdings musste ich blitzschnell sein, denn Tiffy pfötelt nur das an, was sie sieht. Ich habe also quasi das Lecker auf den Boden aufditschen lassen, damit es ein klein wenig hochspringt und dann schnell die Hand darüber gehalten. Genau in dem Moment, wo Tiffy das hochspringende Lecker aus der Luft fangen wollte, kam die Hand dazu. Tiffy hatte also mehr unbeabsichtigt die Hand erwischt 😉 Das hat mir jedoch gereicht, ich habe geclickt und sie an das Lecker herangelassen. Da Tiffy nicht immer nach dem Lecker gepfötelt hat, hat das Ganze mehrere Tage gedauert, bis ihr klar war, dass der Trick aus "Pfote irgendwie an Hand" bestand.
Als das geschafft war, war der Knoten fast geplatzt. Ich habe dann die Hand immer ein klein wenig mehr vom Boden gehoben und das Lecker in der verschlossenen Faust gehalten. Irgendwie war Tiffy da der Meinung, "seitwärts an der Faust vorbeiwinken" sei nun die Lösung. Sah zwar lustig aus, aber nicht der Sinn des Tricks 😉 Also musste ich das Berühren der Faust ein zweites Mal eintranieren. Das hat allerdings nicht lange gedauert, weil Tiffy das ja schon kannte: für jede noch so kleine Berührung der Faust wurde geclickt und belohnt. Den Rest des Trainingsweges (schrittweise Faust aufrichten und öffnen) konnte ich bei ihr genau so gestalten wie bei Muffin und Janis. Allerdings wesentlich langsamer und in klitzekleinen Schritten, denn Tiffy ist auch heute, wo sie diesen Trick beherrscht, immer noch keine begeisterte "Pfötlerin".
[newsletterbox][/newsletterbox]
…noch kleinere Schritte?
Es gibt natürlich auch Katzen, bei denen hilft das alles nichts. Katzen, die Angst vor Händen haben oder negative Erfahrungen mit ihnen gemacht haben, müssen hier natürlich noch kleinschrittiger herangeführt werden. Gleichzeitig könnte man ihnen so helfen, positive Erlebnisse mit der Hand zu verbinden. Das ist nicht nur fürs Clickertraining nützlich, sondern vor allem im täglichen Alltag: z.B. einen Gesundheitscheck zuhaus durchzuführen (Augen, Nase, Ohren kontrollieren etc.), ohne die Hände einzusetzen ist eben leider unmöglich.
Solche Katzen könnte man beispielsweise an diesen Trick heranführen, in dem man quasi ganz "bei 0" anfängt: Katze bleibt neben der Hand sitzen und greift nicht an oder haut ab? = Klick + Leckerchen. Katze schaut zur Hand hin, ohne abzuhauen? = Klick + Leckerchen. Katze dreht den Kopf Richtung Hand und bewegt den Kopf vielleicht schon in die Richtung der Hand? = Klick + Leckerchen! So wird jede Annäherung an die Hand geklickt, verstärkt und positiv verknüpft. Darauf aufbauend kommen iiiiirgendwann erste zaghafte Berührungen oder das erste Anschnüffeln = Klick + Leckerchen. Habt dabei aber bitte sehr, sehr viel Geduld, plant sehr viel Zeit ein und überfordert die Katze nicht!
Sollte der Katze das Ganze gar nicht behagen oder ihr bleibt tatsächlich irgendwie in der Mitte des Trainings stehen, weil die Katze sich nicht mehr zutraut, versucht sie nicht weiter zu bedrängen. Dann geht sie eben "nur" drei Schritte Richtung Hand, schüffelt sie nur an oder berührt sie nur ganz kurz: das ist oki und immerhin ein immenser Fortschritt zum vorherigen Zustand. Verstärkt dieses Verhalten, wo und wie ihr nur könnt. Vielleicht traut sie sich in ein paar Monaten oder Jahren mehr. Das seelische Wohl und der Spaß eurer Katze sollte – nicht nur – beim Clickern immer an erster Stelle stehen!
…aber bitte ohne Krallen!
Scheinbar ein häufiges Problem, nicht nur bei meinen Katzen. Auch hier konnte ich die Unterschiede zwischend den Dreien deutlich an meiner Hand ablesen: Muffin ist mit Zähnen und Krallen immer ganz zaghaft – mir gegenüber zumindest, Janis würde da wohl was Anderes sagen 😉 – Janis ist einfach viel zu übermotiviert und nutzt ab und zu die Krallen und Tiffy ist "Schwester Rabiata" und krallt fast immer, wenn sie die Pfote einsetzt. Da das ist nicht nur äußerst schmerzhaft, sondern auch lästig und nicht Sinn der Sache ist, habe ich das Training so gestaltet, dass die Katzen zunächst die einzelnen Trickschritte eingeübt haben – ja, auch mit Kralleneinsatz – und ich im Lauf des Trainings nur noch dann geklickt und belohnt habe, wenn die Krallen drin blieben.
Das kann – je nach Katze – durchaus für Verwirrung sorgen. Bei manchen Katzen ist es vielleicht auch angezeigt, den ganzen Trick vollständig soweit aufzubauen, dass das "High Five" perfekt sitzt und erst dann die Male auszusortieren, bei denen die Krallen genutzt werden. Wichtig ist dabei, dass ihr darauf achten solltet, dass eure Katzen im Moment des Trainings nicht in absoluter Spiellaune sind oder sie großen Hunger haben: beides kann den Kralleneinsatz fördern 😉
In diesem Sinne: viel Spaß beim Clickern!
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Hi Miriam,
super Beitrag! Das klappt bei meinem kleinen (großen) Jerry alles recht gut. Problem ist nur, dass er das alles super schnell wieder vergisst. Clickert man da eine Woche mal nicht, dann schaut der mich an wie ein Auto. Ist das bei dir auch so? Muss man da einfach dran bleiben? Bin eher neu beim Thema Clickern.
Huhu Manu!
Meiner Erfahrung nach ist es so, dass der Trick erstmal richtig sitzen und abgespeichert werden muss, damit er auch nach trainingsfreien Zeiten noch abgerufen werden kann. Das heisst, das Ganze muss mehrere Dutzend Male zuverlässig und sauber ausgeführt/abgerufen werden können, bevor sich das Ganze quasi im Gedächtnis „festsetzt“. Dann gibts – zumindest bei uns – kaum Probleme mit dem merken.
Auch bei uns gibts längere trainingsfreie Phasen oder Phasen, in denen bestimmte Tricks länger nicht abgerufen werden. Möchte ich dann aber alte Tricks aufwärmen, dauert ein- bis zwei Versuche, bis das Ganze wieder perfekt sitzt.
Ich hab zudem die Erfahrung gemacht, dass, je länger man clickert, das Gedächtnis besser funktioniert. Also nicht Aufgeben 😉
Alles klar, dann habe ich ja noch Hoffnung! Vielen Dank für die schnelle Antwort!:)
Hallo Miriam, wie immer habe ich voll interessiert deine Zeilen gelesen. Bei mir klappt mit sechs der Katzen ganz gut (aber immer mit krallen) nur bei eine nicht. Ich habe sie in Italien gefunden, halbwild mit geschwollene Augen und fast verhungert neben eine Müllhalde. Sie ist extrem ängstlich mit mir und die andere 4 beiner. Nach 6 Jahren kann ich sie nur streicheln ohne näher zu gehen. Bei ihr wird wohl unmöglich sein mit den clicker oder? wenn ich clicke ist es schwer die andere 6 fern zu halten und wenn ich sie mit mir im einem Zimmer sperre, kriegt sie Panik.
Hast du vielleicht eine Idee?
gruss
Huhu Paola!
"Unmöglich" würde ich nicht unbedingt sagen, eher "schwierig", oder – wenn man es positiv sehen will – "eine Herausforderung" 😉 Wie läuft das denn bei euch ab, wenn du mit den anderen 6 clickerst? Ist sie dann dabei bzw. in der Nähe oder hat wenigstens Interesse? Wenn sie sich wenigstens schon etwas herantraut, denke ich, würde es Sinn machen, wenn du mit den anderen das "warte" trainierst, damit sie ihr zumindest ein wenig Zeit zum Trainieren lassen. Unter Umständen könntest du aber auch für die besonders scheue Katze Clickermomente außerhalb der normalen Clickerzeiten machen, so, dass sie sich zumindest dran gewöhnt und etwas Positives damit verbindet: beispielsweise beim auf-de-Sofa-sitzen abends oder beim Vorbeilaufen an ihr.
Ich denke, man kann auch so eine Konstellation mit viel Geduld in eine Situation verwandeln, in der alle ihren Clickerteil abbekommen. Man muss halt nur schauen, was für die individuellen Katzen passt, wie man die Zwischenzeiten organisiert und wie man die scheue Katze ns Clickern heranführt.
Das Problem mit den Krallen habe ich auch. Ich habe meinem Nicky erst vor kurzem beigebracht nicht mit der Pfote nach Leckerlies zu schnappen, weil er mich beim Clickern jedes mal fast zerfleddert hat. Nun wartet er wirklich immer brav ab bis ich die Hand vom Leckerlie nehme…
Jetzt überleg ich schon seit einiger Zeit wie ich ihm dann das High 5 näher bringe ohne ihn evtl zu verwirren…
Huhu Zoey!
Wo genau hakts denn bei euch? Das Krallen-abtrainieren und das High Five müssen sich ja nicht unbedingt widersprechen. Es kann sogar sehr von Vorteil sein, wenn Nicky bereits gelernt hat, die Krallen nicht einzusetzen. Vielleicht schaust du erst einmal, wie er reagiert, wenn du ihm die Hand/die Faust mit und ohne Leckerchen anbietest. Manchmal machen wir uns über die Theorie so viele Gedanken und in der Praxis entstehen die befürchteten Probleme dann gar nicht – oder eben ganz andere 😀
Also ich hab ihn beigebracht einfach gar nicht mehr mit der Pfote zu schnappen 😡
Daher wenn ich jz die Hand mit oder auch ohen Leckerlie halte, wartet er einfach geduldig und macht gar nix…
Also hast du im Grunde genau die gleiche Ausgangssituation wie ich mit Tiffy 😀 Da ist die Frage, ob es überhaupt klug ist, ihm den Pfoteneinsatz an der Hand nochmal beizubringen.