In zahlreichen Katzenhaushalten kennt man die ewige „Diskussion“: Katzi hat einen Termin beim Tierarzt, weigert sich jedoch strikt, auch nur eine Pfote in die Transportbox zu setzen. Da hilft kein gutes Zureden, keine warme Decke und keine noch so tolle Transportkiste. Oft wird es stattdessen zum Kampf mit Krallen, Zähnen und wildem Geschrei – weder für Katzi noch für den Halter ist diese Meinungsverschiedenheit besonders angenehm. Wenn eine Situation schon derart …bescheiden… beginnt, kann und wird sie oft auch nicht viel besser. Manche Katzen haben regelrechte Panik vor Transportbox und Tierarzt.
Oftmals kann man aber mit sanften Methoden, viel Geduld und Bestechung in Form von Leckerlies diese ganze „Tierarztprozedur“ für alle Seiten angenehmer machen. Die Rede ist hier vom sogenannten „medical training“ – einem Teilbereich des Clickerns – welches der Katze die Vorbereitungen und den Besuch beim Tierarzt etwas versüßen und damit stressfreier machen soll.
Den Anfang und Grundstein für das medical training kann man mit dem Transportkorb-Training machen. Schließlich ist dies oft der erste Knackpunkt, wenn es darum geht, die Katze zum Tierarzt zu bringen. Der heutige Artikel möchte euch Tipps geben, wie ihr das Transportkorb-Training gestalten könnt.
Bei der im Foto gezeigten Transportbox handelt es sich um die Catit Cabrio Transportbox, du kannst sie beispielsweise bei Zooplus kaufen.
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Vor dem eigentlichen Training
Bevor du überhaupt mit dem Training anfängst, solltest du prüfen, ob eine Gewöhnung an die bereits vorhandene Transportbox überhaupt Sinn macht. Manche Katze wird sich nie an einen Korb gewöhnen, in dem sie bereits schlechte Erfahrungen gemacht hat. Unter Umständen ist die Anschaffung einer neuen (größeren) Box ratsam. So kann das Training ohne negative Vorbelastung beginnen.
Äußerst nützlich kann es sein, die Box vor den ersten Trainings-Versuchen zunächst einmal nur in der Wohnung herumstehen zu lassen. So kann sie ihre abschreckende Wirkung verlieren, wenn sie auch einmal außerhalb von „gefährlichen“ Situationen präsent ist. Wenn sie zum Alltag und zur Einrichtung gehört, ohne, dass Katzi gleich Schlimmes zu befürchten hat, gerät das Training unter Umständen um einiges leichter. Wird die Box mit weichen Decken ausgelegt, kann man vielleicht sogar darin schlafen oder sie ins Spiel einbauen. Durch das Einsprühen mit speziellen Pheromon-Präparaten (z.B. „Feliway“, erhältlich z. B. über Amazon.de) soll die Transportbox ebenfalls ein wenig an Abschreckungspotential verlieren.
Wenn diese Schritte geschafft sind, ist das eigentliche Training nicht mehr ganz so schwer. Aber auch Katzen, die weiterhin einen gebührenden Abstand von dem „katzenfressenden Monstrum“ halten, kann man mit viel Geduld und Zeit an den freiwilligen Einstig in den Transportkorb gewöhnen – es dauert dann nur länger.
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Wie fange ich mit dem Training an?
Katzen, die mit der hier beschriebenen Methode an die Transportbox gewöhnt werden sollen, sollten bereits einige Erfahrung im Clickertraining gemacht haben – oder zumindest die Konditionierung hinter sich haben. Je nachdem, wie die Katze bereits auf die Box reagiert, gibt es nun mehrere Wege, das Training durchzuführen.
Für kleine Schisser…
Möchte die Katze partout keinen Schritt in Richtung Korb machen und ist verunsichert, so muss der Mensch ganz klein anfangen: Um überhaupt etwas Positives mit dem „Ding“ zu verbinden, muss die Katze auch bei kleinsten Annäherungen – und sei es nur ein kurzer Blick in die richtige Richtung – belohnt werden. Anfangs wird es wohl wirklich der Blick in Richtung Box sein, der belohnt werden muss: Schaut die Katze Richtung Box, wird geklickt und belohnt.
Die Katze lernt: „So schlecht ist das Teil ja auch nicht!“. Bei wirklich misstrauischen Katzen müssen diese Blicke ein paar Dutzend Mal geübt und belohnt werden, bevor bei ihr der Groschen fällt. Ist die Angst nicht mehr ganz so groß, die Neugier größer und die Leckerchen zu verlockend, wird sie die ersten Schritte Richtung Box machen. Ab da kann der Trainer das Programm für die neugierigen Katzen durchführen.
Für neugierige Katzen…
Neugierige und nicht ganz so verunsicherte Katzen brauchen diese vorhergehenden Schritte oft nicht: sie gehen von allein auf die Box zu. Diese Schritte werden geklickt und belohnt und seien sie noch so zaghaft und klein! Nach den ersten Schritten wird vermutlich ein Beschnuppern des Korbs folgen: auch das ist toll, Trainer freut sich, klickt und belohnt ganz fleißig!
Wer als Katz verstanden hat, dass es beim Draufzugehen schon Leckerchen gibt, wird das Ganze gern provozieren und schauen, wie es vielleicht noch mehr gibt. Die Box ist nicht mehr ganz so ungeheuer und vielleicht kann man da auch die Nase reinstecken und sehen, was es darin so alles gibt. Der Trainer klickt und belohnt natürlich auch das! Je mehr sich die Katze der Box nähert, so oft sie den Kopf hineinsteckt und merkt „Die macht das Teil gar nicht zu!“ umso mehr verliert sie die Scheu davor. Dies gilt es zu fördern!
Etappenziel „in die Box gehen“
Die Folge dieses Trainings wird sein, dass die Katze irgendwann einmal ganz in die Box geht, wenn auch nur kurz. Wenn sie auch dann keine negativen Erfahrungen macht und stattdessen Leckerchen dafür bekommt, wird sie von Mal zu Mal selbstsicherer und verliert die Angst vor der Transportbox. Schließlich wird sie sich sogar hineinlegen. Das ist zwar super und auch ein Teilziel des Trainings, jedoch noch nicht das Ende! Es folgt das nächste Etappenziel.
Etappenziel „in der Box bleiben“
Liegt die Katze einmal entspannt in der Box, so wird die Verweildauer in der Box verlängert. Anfangs wird sie nur wenige Sekunden darin liegen, weil ihr das Ganze noch nicht geheuer ist. Viele positive Erfahrungen – und Leckerchen – später wird sie auch länger im Korb liegen bleiben und sich entspannen. Ab sofort werden die Zeitspannen zwischen den Klicks vergrößert: jedes Mal genau so lang, wie die Katze es aushält. Klicke noch bevor sie aufsteht und aus der Box geht! Irgendwann wird sie – verfressen und clever wie sie ist 😉 – gar nicht mehr freiwillig aus der Box rauswollen und einfach liegen bleiben – dafür bekommt sie, was sie will: Klick und Leckerchen. Das nächste Etappenziel kann in Angriff genommen werden.
Etappenziel „Tür schließen“
Irgendwann hast du deine Katze so weit, dass sie faul und selbstverständlich in der Box liegt und auf ihre Belohnung wartet. Die bekommt sie die nächsten paar Male auch, ohne, dass etwas anderes passiert. Nachdem sie wirklich entspannt einige Minuten in der Box verbringen kann, ohne nervös zu werden, kannst du langsam damit beginnen, die Tür zu schließen. Ob du dabei die Tür allmählich weiter schließt und zwischendurch belohnst oder die Tür direkt ganz schließt und dann belohnst, kommt auf die Reaktion deiner Katze an. Beides kann zum Ziel führen.
Die Tür wird nun geschlossen. Zunächst wirklich nur ganz kurz. Klick und Leckerchen folgen. Gewöhnt sich die Katze an das kurze Türenschließen, kann man die Zeit, in der sie geschlossen ist, verlängern. Bitte immer nur so lange, wie die Katze dies zulässt, ohne nervös zu werden! Bleibt die Katze brav und hat keine Angst, wird die Türe geöffnet, geklickt und belohnt. Beim nächsten Mal wird die Zeit verlängert, nach dem Öffnen wieder geklickt und belohnt. So verfährst du, bis deine Katze auch das Türenschließen als normal hinnimmt.
Optional: „Codewort einführen“
Geht die Katze nun zuverlässig in die Box, bleibt dort entspannt liegen und kann damit umgehen, dass die Türe geschlossen wird, kann man ein Codewort oder Handzeichen einführen, um der Katze das Kommando zum Einstieg in die Transportbox beizubringen. Dies sollte möglichst kurz, klar verständlich und deutlich abgegrenzt von anderen eintrainierten Kommandos sein. Das Kommando „Box“ oder „Korb“ dürfte sich ganz gut dazu eignen. Jedes Mal, wenn die Katze in die Box geht und der Trainer die Tür schließt, wird ab jetzt dieses Kommando gegeben.
Je nachdem, wie aufnahmefähig die eigene Katze ist oder wie das Training bisher organisiert war, kann man das Kommando zum Einüben vor oder nach dem Einstieg in die Box geben. Ziel soll es – logischerweise – sein, das Kommando in Zukunft vor dem Einstieg in die Box zu nutzen, damit die Katze weiß, was wir von ihr wollen. Um es einzuüben kann es jedoch manchmal erforderlich sein, der Katze das Kommando erst nach erfolgten Einstieg zu geben, denn manche Katzen lassen sich in der Anfangsphase des Trainings durch Worte leicht verwirren. Wenn sie jedoch wirklich sicher im Training ist, kann man es auch vorher geben.
Etappenziel „herumgetragen werden“
Die Katze geht nun freiwillig in die Box und findet es auch ganz oki, wenn man die Türe schließt, also gehen wir den nächsten Schritt an: die Transportbox mitsamt Katze zu tragen. Dies ist meist der heikelste Teil des Trainings, denn die Katze hat Angst, dass es plötzlich doch zum „bösen Doc“ geht und der Halter sie nach all der tollen Mitarbeit hinterlistig reingelegt hat. Dieser Schritt sollte also sehr vorsichtig und in kleinen Dosierungen eingeübt werden: zunächst nur ein leichtes Anheben vom Boden, Türe auf, Klick und Leckerchen. Dies sollte man viele Male wiederholen, um der Katze Sicherheit zu geben, bevor man die Intervalle des Herumgetragen-werdens vergrößert.
Ziel sollte es letztlich sein, dass man die „eingeknastete“ Katze mehrmals quer durch die Wohnung und vielleicht auch durch den Hausflur tragen kann. Und zwar ohne, dass sie panisch wird, jault oder versucht sich zu befreien.
Wie kann ich das Training ausbauen?
Als nächste Schritte könnte man unter Umständen auch das Einsteigen ins Auto, die Autofahrt und einen Besuch beim Tierarzt trainieren. Der Tierarzt sollte in den Plan eingeweiht werden und keine schmerzhaften oder unangenehmen Untersuchungen durchführen. Der jährliche Check-up, ein kurzes Abtasten oder Ähnliches eignen sich dazu, das Training zu unterstützen. Auch kann es möglich sein, die „Trainingskatze“ einfach einmal zum Tierarztbesuch ihres Katzenpartners mitzunehmen, ohne, dass sie selbst an der Reihe ist. Sie bleibt einfach im Korb und lernt „Ist nicht immer schlimm!“. Dies macht jedoch nicht für alle Katzen Sinn. Wenn die Katze zwar mittlerweile an die Box gewöhnt ist, aber den Tierarzt immer noch nicht ausstehen kann, kann dies zu Rückschritten führen.
Wichtig fürs Training
Wichtig ist, dass die Katze in der Trainingsphase keinerlei negative Erfahrungen macht. Sie allein sollte das Trainings-Tempo bestimmen. Laute Worte, Herumgezerre an der Katze oder Schubser in die „richtige“ Richtung sind tabu! Wenn sie Zeichen von Nervosität zeigt, jault oder während des Trainings aus der Box flüchten will, warst du zu schnell und hast zu viel verlangt. Schau genau auf das, was deine Katze dir zeigt, was sie erlaubt und wie sie reagiert. Das ganze Training sollte positiv für die Katze verlaufen, sie soll Vertrauen gewinnen und das Gefühl haben, dass es nicht schlimm ist, in der Box zu sein.
Sollte das Training dennoch einmal in eine unerwünschte Richtung verlaufen, brich das Training ab und gib deiner Katze Zeit, sich zu sammeln. Verlange nicht von ihr, sofort mit dem Training weiter zu machen, sondern versuche andere Tricks einzuüben, bei denen sie sich besser fühlt und Erfolgserlebnisse erfährt. Wenn du bei der nächsten Trainings-Session wieder mit dem Transportkorb-Training weiter machen möchtest, gehe einen Schritt zurück und wähle eine Etappe, die die Katze bereits erfolgreich absolviert hat. Das gibt ihr Sicherheit und motiviert. Wenn du trainierst, beende die Sessions mit einem positiven Erlebnis für die Katze – und wenn du einen Schritt zurück machen musst oder einen anderen Trick (den die Katze schon kann) auswählst.
Viel Erfolg beim Trainieren!
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Hallo Miriam, die abgebildete Box ist meines Wissens nicht empfehlenswert, weil schon Unfälle damit passiert sind .
Könntest du bitte das Bild ändern ?
Dankeschön.
Brigitte
Huhu Brigitte!
Tatsächlich sind mir auch bereits „Unfälle“ mit dieser Box bekannt. Und zwar dann, wenn die Futterklappen offen gelassen werden und das Katzenköpfen Gelegenheit hatte, sich hindurch zu schieben. Solche Unfälle sind jedoch höchst vermeidbar und ähnliche Unfälle können so ziemlich mit jeder Box passieren. Daher kläre ich die Leute lieber auf, wie sie Unfälle vermeiden und dass der Mensch dafür sorgen muss, dass Katzen offensichtliche Lücken nicht ausnutzen. Denn ein „Verstecken“ der eigentlich „normalen“ Transportbox hilft Niemandem.
Aber danke dennoch für deinen Kommentar! Er sensibilisiert, dass der Mensch Verantwortung tragen und Schwachstellen an Zubehör sicher behandeln muss.
Liebe Miriam,
vielen Dank für deine immer sehr hilfreichen Artikel 🙂
Ich habe eine praktische Frage: wie machst du es, wenn du mit allen drei Katzen zum Tierarzt musst? Ich habe seit gestern Zuwachs bekommen und habe nun auch drei Katzen und wollte mit ihnen zur jährlichen Kontrolle zum Tierarzt, bin aber allein und drei Transportboxen kann ich nicht tragen. Oder gehst du immer getrennt zum Tierarzt? Leider habe ich damit beim letzten Mal schlechte Erfahrungen gemacht. Die beiden haben sich nicht mehr verstanden, nachdem nur einer nach Tierarzt gerochen hat.
Eine weitere Frage: mischt du für deine drei Katzen ein BARF Rezept oder drei getrennte Rezepte? Meine drei wiegen recht unterschiedlich.
Lieben Dank und einen schönen Sonntag
Huhu Tina!
Zu deiner ersten Frage: Ich bin bisher noch nicht in der Situation gewesen, mit allen Dreien gleichzeitig zum Doc zu müssen. Zwei Damen kann ich notfalls allein tragen – unser Hausdoc ist nur um die Ecke und in unsere Stammklinik fahre ich ohnehin mitm Taxi. Sollten alle Stricke reißen, müsste ich mir ne zweite Person zum Tragen-helfen organisieren. Meist gehe ich getrennt zum Doc. So kann ich mich auch allen – im Warte- und im Sprechzimmer – gebührend widmen. Zumal dann auch mein Kopf nicht ganz so voll ist, ich mir mehr merken und mehr individueller fragen kann.
Was deine Rohfütterungsfrage angeht: Katzen brauchen nur dann verschiedene Rezepte, wenn eine davon eine Krankheit hat, die spezieller Ernährung bedarf. Unterschiedliches Gewicht oder Alter ist unerheblich. Hier frisst jeder so viel, wie er möchte, daher wäre das nicht nur aus organisatorischer und zeitlicher Hinsicht müßig, verschiedene Rezepte zu machen. Zumal eh alle drei aus allen drei Näpfen fressen. Tiffy braucht zwar angepasste Ernährung wegen ihrer Niere, aber da ich die Anpassung so gestalte, dass sie von allen dreien gefressen werden können, bekommen hier alle Katzen seit Anfang an keine extra berechneten Rezepte.
Liebe Grüße
Miriam
Huhu Miriam,
vielen lieben Dank für Deine Antwort und wie immer gute Tipps. Das klingt vernünftig, dann lieber getrennt zum Tierarzt zu gehen, damit man sich um eine Katze gut kümmern kann.
Der BARF Tipp ist auch sehr gut! Meine beiden bekommen nämlich eigentlich auch immer so viel Fressen wie sie haben wollen und fressen auch aus allen Näpfen nach Lust und Laune. Von daher ist es eine gute Lösung, es einfach so weiter zu machen. Sind alle Drei jung und gesund. Von daher spricht auch nichts dagegen.
Liebe Grüße
Tina