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Rohfleischfütterung bei der Katze: Verschiedene Methoden

Es wird grob zwischen drei verschiedenen Methoden der Rohfleischfütterung unterschieden: Rohfütterung nach Bedarfswerten, Rohfleischfütterung nach Beutetierschema („Franken-Prey“) und das „whole prey model“. Alle drei Methoden unterscheiden sich sehr in Fütterung, Aufwand und Kosten. Die verbreitetste Methode ist die Rohfütterung nach Bedarfswerten, die anderen beiden sind in Deutschland weniger bekannt, wobei die Fütterung nach dem „Franken-Prey“-Model an Beliebtheit stetig zunimmt.

Rohfütterung nach Bedarfswerten

Der Rohfütterung nach Bedarfswerten liegen zwei grundsätzliche Fragen zugrunde: „Welche/wie viele Nährstoffe bekommt meine Katze allein mit Fleisch, Innereien und Knochen? Wie viel fehlt dann noch bzw. muss durch mich hinzugefügt werden, um die Bedarfszahlen zu erreichen?“. Hier werden die Nährwertgehalte der tierischen Bestandteile den offiziellen Bedarfswerten der Katze gegenübergestellt und möglichst genau berechnet. Jene Vitamine, Spurenlelemente und Mineralstoffe, die durch die ausschließliche Verfütterung von Fleisch, Knochen und Innereien nicht (genügend) abgedeckt sind, werden hier durch verschiedene Ergänzungen (die sogenannten „Supplemente“) ausgeglichen.

Supplemente, die hinzugefügt werden sind beispielsweise Eierschalenmehl, Lachsöl, Lachs, Taurin, Blut und Vitamin-E-Tropfen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die einzelnen Mahlzeiten ausgewogen zu gestalten. So gibt es für die verschiedenen Bedarfe der Katze auch verschiedene Supplemente, welche wiederrum natürlichen oder künstlichen Ursprungs sein können. So kann beispielweise Kalzium als Eierschale, Algenkalk, Calcium-Carbonat oder Calcium-Citrat zum Fleisch hinzugefügt werden. Die Auswahl der Supplemente ist groß, die Berechnung für manche Katzenhalter anfangs schwierig und unübersichtlich. Hier helfen spezielle Nährstoff-Datenbanken oder Kalkulatoren. Die einzelnen Supplemente und ihre Verwendung werden im Bereich „Nährstoffe & Supplemente“ beschrieben.

Rohfleischfütterung nach Beutetierschema („Franken-Prey“)

Bei der Rohfleischfütterung nach Beutetierschema („Franken-Prey“) wird das natürliche Beutetier der Katze mithilfe eines Prozent-Schemas „nachgebaut“. Es werden hier nur ausgewähltes Muskelfleisch, bestimmte Innereien und Knochen verwendet. Die einzelnen Nährwertgehalte der Inhaltsstoffe und die offiziellen Bedarfswerte der Katze finden hier keine Berücksichtigung.

Abwechslung ist so bei der Methode des Frankenpreys besonders wichtig. Da hier die individuellen Nährwertgehalte der einzelnen Fleischsorten nicht berücksichtigt werden, ist die Berechnung pauschaler als beim Barfen mit Supplementen. Das Verfüttern verschiedenster Fleischsorten, verschiedenster Fettgehalte, und verschiedenster Innereien ist hier besonders wichtig. Statt eine Aufteilung der Mahlzeiten in 80% Muskelfleisch, 10% Innereien und 10% Knochen, sind natürlich auch Aufteilungen in 83% Muskelfleisch/10%Innereien/7% reine Knochen oder 85% Muskelfleisch/10% Innereien/5% reine Knochen möglich.

Welche Aufteilung man für seine Katze wählt, hängt einerseits von der Verdauung der Katze ab (manche Katzen bekommen von 10% Knochen Verstopfung), andererseits aber auch von den verwendeten fleischigen Knochen ab: so decken fleischige Knochen mit einem hohen Knochen- bzw. Kalziumanteil den Bedarf der Katze auch dann, wenn sie nur in geringeren Mengen eingesetzt werden.

Rohfleischfütterung nach „Franken-Prey Plus“/verbessertem Frankenprey

Nicht wenige Katzenhalter, die ihrer Katze rohe Mahlzeiten anbieten, sind von der strikten Methode des Frankenprey nicht gänzlich überzeugt. Sie fürchten eine Mangelversorgung mit bestimmten Nährstoffen. So ist zwar zum Beispiel in tierischem Fett Vitamin E enthalten, Eisen in Milz und Niere, jedoch ist die Menge unter Umständen nicht allein ausreichend für die Katze. Das kann eine zusätzliche Beigabe über die Supplemente Blut und Vitamin E Tropfen nötig machen. Auch der Taurin- und Vitamin D-Bedarf könnte in manchen reinen Frankenprey-Rezepten nicht ganz gedeckt sein – je nachdem, wie die Rezepte zusammen gestellt sind. So kann eine Zugabe von Taurinpulver und Fisch zu den Mahlzeiten Sinn machen.

Da Schlachttiere aus Massentierhaltungen mit stark Omega-6-haltigen Futtermitteln gefüttert werden, enthält ihr Fleisch eine große Menge Omega-6-Fettsäuren. Ein ausgewogenes Omega-6:Omega-3-Verhältnis (empfohlen 5-10:1) ist jedoch wichtig für die Haut- und Fellgesundheit der Katze, zusätzlich unterstützt es das Immunsystem und wirkt vorbeugend bzw. unterstützend bei Entzündungen. Aus diesem Grunde werden von manchen Barfern Omega-3-Fettsäuren durch Lachsöl zum Rezept gegeben. Ein ebenfalls wichtiger Punkt für viele Rohfleischfütterer ist das Verhältnis der beiden Nährstoffe Kalzium und Phosphor zueinander. Es ist jedoch zu beachten, dass durch Rezepte nach striktem Frankenprey dieses Verhältnis (empfohlen wird ein Kalzium/Phosphor-Verhältnis von 0,9-2:1 – idealerweise für gesunde Katzen jedoch 1,1-1,2:1) nicht ausgewogen gestaltet werden kann, ohne eine reine Kalzium-Ergänzung zur Mahlzeit zu geben. So kann – zusätzlich zum Knochenanteil – der Kalziumgehalt und ein ausgewogenes Kalzium/Phosphor-Verhältnis der Mahlzeit durch zusätzliche Kalziumsupplemente erreicht werden (siehe Beispielrechnungen – .pdf-Download) .

Es ist wichtig, sich individuell zu entscheiden, ob man die reinen Frankenprey-Rezepte bevorzugt oder sie mit Fisch, Blut, Vitamin E usw. anreichert. Ebenso ist es wichtig zu wissen, welche Innereien, Fleischteile und anderen Zusätze welche Nährstoffe in die Mahlzeit bringen. Nur so kann man selbstständig entscheiden, welche „Version“ des Frankenprey man selbst durchführen möchte. Die einzelnen Supplemente und ihre Verwendung werden im Bereich „Nährstoffe & Supplemente“ beschrieben. Wie auch beim strikten Frankenprey ist es auch hier möglich, eine Aufteilung der Mahlzeiten in 83% Muskelfleisch/10%Innereien/7% reine Knochen oder 85% Muskelfleisch/10% Innereien/5% reine Knochen umzusetzen. Welche Aufteilung man für seine Katze wählt, hängt einerseits von der Verdauung der Katze ab (manche Katzen bekommen von 10% Knochen Verstopfung), andererseits aber auch von den verwendeten fleischigen Knochen ab: so decken fleischige Knochen mit einem hohen Knochen- bzw. Kalziumanteil den Bedarf der Katze auch dann, wenn sie nur in geringeren Mengen eingesetzt werden.

Rohfleischfütterung mit ganzen Betetieren („Whole Prey Model“)

Bei dieser Fütterungsmethode werden nur ganze Beutetiere oder Teile davon verfüttert: z.B. Eintagsküken, Mäuse, Ratten, Fisch, Kaninchen, Hühnerschenkel usw. Problematisch ist hier, dass Futtertiere, welche üblicherweise in Fachmärkten und in Online-Shops verkauft werden, sich eher weniger zur Durchführung dieser Fütterungsmethode eignen. Sie haben im Gegensatz zum „natürlich aufgewachsenen“ Beutetier in der freien Natur aufgrund von Lebensbedingungen und Fütterung ein anderes Verhältnis von Nährstoffen (mehr dazu im Blogartikel „Fütterung nur mit Futtertieren – geht das?“). Auch bei dieser Fütterungsmethode spielt Abwechslung eine große Rolle. Um Mangel- und Überversorgung zu vermeiden, sollte die Palette an verfütterten Beutetieren weit gefächert sein und ständig wechseln. Nicht jeder Katzenhalter kann ganze Futtertiere verfüttern: Viele sind irritiert vom Anblick, der Zubereitung und dem Umgang der Katze mit dem Futtertier. Je nach Größe des Futtertiers sind pro Katze und Tag etwa ein Dutzend Futtertiere notwendig, um den Hunger der Katze zu stillen und ihren Bedarf zu decken. So wird beispielsweise angegeben, dass eine Katze pro Tag etwa 12-15 Mäuse benötigt.

Welche Methode ist für uns die Richtige?

Für welche Fütterungsmethode man sich entscheidet ist eine ganz individuelle Sache. Jede der vorgestellten Fütterungsmethoden hat ihre Vor- und Nachteile. Der Bedarf der Katze an Nährstoffen, Spurenelementen und Mineralstoffen wurde teilweise durch Berechnung, teilweise durch Tierversuche festgelegt. Zudem unterschiedet er sich auch in den verschiedensten Lebenstadien und bei bestimmten Erkrankungen der Katze. Auch die Nährstoffgehalte der einzelnen Fleischsorten und Futtertiere sind oft nur Durchschnittswerte, welche nicht zwangsläufig auf jede einzelne Fleischquelle zutreffen. So ist es sehr schwer zu sagen, wann die Katze bei einer bestimmten Fütterungsart Mangel oder Überversorgung erleidet. Im schlimmsten Fall wird dies nur durch Krankheiten deutlich, welche auf falsche Nährstoffversorgung hindeuten. Damit es erst gar nicht so weit kommt ist das wichtigste bei der Rohfleischfütterung – egal, für welche Methode man sich letztlich entscheidet – Abwechslung im Speiseplan! Das eigene Bauchgefühl, der eigene Wille, sich mit der Thematik auseinander setzen und nicht zuletzt auch der eigene Geldbeutel helfen zu entscheiden, auf welche Art man der eigenen Katze das rohe Futter anbieten kann oder möchte. Das Abwägen der Vor- und Nachteile der einzelnen Methoden für jeden Katzenhalter und jede Katze ist unerlässlich.

Was genau ist der Unterschied zwischen der Rohfütterung nach Beutetierschema und der Rohfütterung nach Bedarfswerten?

Oft wird das Vorurteil verbreitet, bei der Rohfütterung nach Bedarfswerten würden „künstliche Zusätze“ milligrammgenau verabreicht und jede Menge Pflanzliches in die Mahlzeiten gemischt – Frankenprey käme dagegen ohne Supplemente aus, sei natürlich und auch einfach in der Zubereitung. Tatsächlich aber sind dies falsche Vorurteile, die keineswegs zutreffen.

Supplemente sind jene Ergänzungen, die zusätzlich zum Fleisch in die Mahlzeiten kommen: Organe, Knochen oder auch Pulver. So wird auch bei der Frankenprey-Methode – streng genommen – mit Supplementen gearbeitet. Auch bei der Rohfütterung nach Bedarfswerten können alle Bedarfe der Katze rein mit tierischen Inhaltsstoffen abgedeckt werden. „Künstliches“ ist dort nicht zwingend nötig. Selbst, wenn mit Organen, Knochen, Blut, Fisch usw. nicht alle Bedarfe im jeweiligen Rezept abgedeckt werden können, können immer noch natürliche „Pulver“ verwendet werden: z.B. Eierschalenmehl, Algenkalk, Seealgenmehl, Meersalz usw.

Auch ist bei der Rohfütterung nach Bedarfswerten keine milligrammgenaue Berechnung notwendig. Allgemein gilt: die Nährstoffbedarfe der Katze sind nicht wirklich abschließend erforscht. Keiner weiss wirklich genau, wieviel die Katze vom jeweiligen Nährstoff wirklich braucht. So gibt es weite Spannen, in denen der Nährstoffgehalt als „bedarfsdeckend“ gilt. Bei der Rohfütterung nach Bedarfswerten bewegt man sich in diesem Bereich, auch hier können die einzelnen Mengen auf- und abgerundet werden – sofern man denn weiss, was man tut.

Ein Ballaststoffanteil ist weder beim Frankenprey noch bei der Rohfütterung nach Bedarfswerten zwingend notwendig. Und wird bei beiden Methoden nur dann in geringen Mengen (bis 5%) eingemischt, wenn die individuelle Katze Kotabsatzprobleme hat. Reines Frankenprey ist sicherlich einfacher in der Zubereitung, da hier nur Prozentwerte eingehalten werden müssen, die Rezepte für die Rohfütterung nach Bedarfswerten werden individuell ausgerechnet und sind immer ein wenig anders.

Vorbereitung und Grundwissen braucht man jedoch zwingend für beide Methoden. Der wirkliche Unterschied zwischen beiden Methoden besteht darin, dass beim Frankenprey das Beutetier der Katze nach einem Prozentschema nachgebaut wird: Die einzelnen Mengen sind pauschal – egal, welche Bestandteile im Rezept verwendet werden: z.B. „immer 5% Leber“. Bei der Rohfütterung nach Bedarfswerten werden die Nährstoffgehalte aller Rezeptbestandteile zusammengerechnet und mit den offiziellen Nährwertbedarfen verglichen. So sind hier die Mengen nicht pauschal, sondern individuell nach Nährwertgehalt der einzelnen Inhaltsstoffe. Beispiel: „Lammleber enthält mehr Vitamin A als Hühnerleber, dementsprechend muss davon weniger ins Rezept“ usw..

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