Nach 17 Jahren Alles anders
Tiffy war meine erste Katze. Für 17 Jahre. Mein halbes Leben also. Da tut nicht nur der Verlust an sich verdammt weh, der ganze Alltag wird durcheinander geworfen. In den letzten Monaten wurde mir immer wieder schmerzlich bewusst, dass Tiffy alt und der Abschied für uns nicht mehr weit entfernt war. Sie war krank und kein Leben ist unendlich. Besonders seit Anfang letzten Jahres hatte sie merklich abgebaut. Sie ist zusehens gealtert. Jetzt ists still. Was bleibt, ist weißes Rauschen in den Ohren, im Herzen.
Das musste ich – und auch die Plüschdamen – erst einmal verpacken. Nach außen hin bin ich meist gefasst, aber innendrin siehts etwas anders aus. Auch jetzt noch. Es tut zwar nicht mehr so immens weh und einige Veränderungen sind angekommen, aber dennoch stehe ich mit etwas wackligen Beinen da.
Neue Routinen entwickeln
Dass ich seit einigen Wochen morgens keine Schilddrüsentablette mehr geben muss, war anfangs eine große Umstellung, die lange Zeit gebraucht hat, um im Alltag anzukommen. Tiffys nächtliches Gegröhle war eigentlich immer auch nervig, jetzt tut das Fehlen weh und ich wünsche es mir zurück. Auch die Nachtlichter, die Aufstiegshilfen werden nicht mehr gebraucht. Alles irgendwie unnütz. Auch ich komme mir manchmal so vor: Keine Zeit mehr mit Medikamentengaben oder nach-Omi-schauen verbringen…
Dass ich jetzt "nur" noch zwei Jungspunde habe, die den Alltag völlig selbstständig rocken, irritiert in manchen Momenten. Die beiden hören gut sind anatomisch gesehen nicht schwerhörig, auch das musste ich erst wieder verinnerlichen. Ich habe bemerkt, dass ich kaum noch verbal kommuniziert habe. Und es war ungewohnt, sich das bewusst zu machen und umzutrainieren. Ich brauche keine Rücksicht mehr auf Allergien oder Krankheiten zu nehmen. Das ist eine Umstellung, die wohl noch lange braucht, um ganz anzukommen.
Beim Futterverteilen taste ich mich langsam an eine 2-Katzen-Menge heran. Ich muss wohl mehr Spieleinheiten einplanen, auch das Clickertraining wieder verstärkt anbieten… So Vieles, das in den letzten Monaten schleifen gelassen wurde, muss ich jetzt wieder angehen. Das ganze Gefüge zwischen uns drei Weibern ist auf den Kopf gestellt. Es gab in den letzten Wochen in meinem privaten Leben schon einige Veränderungen, die auch das Leben der Katzen berührten. Tiffys Verlust macht jetzt alles noch turbolenter.
Auch das Zusammenleben ändert sich
Die Plüschweiber und ich hingen anfangs ziemlich durch. Sie hockten wie die Glucken auf mir und ich wusste nicht, wer wen mehr braucht. Die erste Nacht außerhalb hat mir fast das Herz zerissen! Auch jetzt noch bin ich bei jedem Abschied sensibler als sonst. Seit ein paar Wochen überlege ich, mir Kameras anzuschaffen, damit ich die Damen auch immer von unterwegs beobachten kann, wenn ich über Nacht auswärts bin. Ich komme mir momentan manchmal wie eine übervorsichtige Helikoptermutti vor 😉
Die Damen haben anfangs das Körbchen belagert, in das ich Tiffy nach ihrem letzten Tierarztbesuch gebettet hatte. Momentan sind sie extrem verspielt, aufgeweckt und besonders frech. Auch haben beide satte 300g seit Mitte Dezember zugenommen. Fast so, als hätten sie sich die letzten Monate zurückgehalten, um jetzt alles wieder aufzuholen. Sie sind aber auch verkuschelter. Wo ich in den letzten Monaten öfter mal nachts Luft zum Atmen hatte, habe ich seit Tiffys Verlust oft regelrechte Pattexkatzen.
Ich für mich bin derzeit fest auf dem Standpunkt, dass ich keine dritte Katze mehr möchte. Wäre Tiffy Einzelkatze gewesen, wäre die Zeit als Katzenhalterin für mich wohl erst einmal für eine lange Zeit – wenn nicht für immer – vorbei gewesen. Allein der Gedanke "Das steht dir irgendwann wieder bevor und du weisst nicht, wann" ist mehr, als ich momentan ertragen kann. Es war in den letzten Jahren einfach zu viel. Mein Herz ist grad ziemlich wund und ich hab auf diese Hilflosigkeit, diese Trauer, diesen Verlust, den die Haustierhaltung mit sich bringt, echt keinen Bock mehr! Man macht sich eben auch verletzlich, wenn man sein Herz verschenkt.
Und wenn ich mir die beiden angucke: ein Arsch und ein Kopp. Es gibt keinen Grund, jemanden dazu zu holen. Es fühlt sich "rund" an. Wenn auch zugegebenermaßen für mein Herz irgendwie leer. Aber damit müssen wir wohl alle erstmal ne Weile leben, bevors besser wird.
Gedanken im Kopf und das ambivalente Herz
Ja und natürlich sind auch immer noch die Gedanken nach dem "Hätte ich mal…" da. Auch, wenn ich natürlich rein rational weiss, dass das Blödsinn ist. Aber das ist jetzt etwas, das ich mit mir ausmachen, mir ausreden muss. Genug Argumente gibt es, aber das Herz… Ihr wisst, wovon ich rede 😉 Richtig angekommen ist Tiffys Verlust wohl irgendwie immer noch nicht. Es gibt Momente, in denen er piekt, aber Lara und Janis lassen mir dazu kaum Zeit. Auch, indem sie mir zeigen, dass ich keine so schlechte "Katzenmama" bin, wie mir meine Gedanken manchmal einreden möchten. Ambivalente Gedanken zur Zeit eben…
Dass es in meinem Privatleben in letzten Monaten auch andere Veränderungen gibt, die tiefe Abdrücke im Alltag von uns drei Weibern hinterlassem, macht es nicht leichter mit der Trauer umzugehen. "Darf" ich mich über positive Veränderungen einerseits freuen, wenn da dieser dicke schwarze Stein liegt? Die Mädels haben sich sichtlich und eindeutig entschieden, den neuen Alltag in vollen Zügen zu genießen. Besonders Janis blüht auf und nimmt alles Positive mit 😀 Mein Herz fühlt sich manchmal wie ein Verräter… Ich denke schon länger, dass ich einfach dem Vorbild der Plüschweiber folgen sollte 😉 Das ist einer meiner Vorsätze fürs neue Jahr 😉 Wir wissen ja alle, dass Katzen Meister im "im Hier und Jetzt leben" sind – keine schlechte Lebenseinstellung…
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Liebe Miriam,
kurz nach der Nachricht, wo Du über den traurigen Verlust Deiner Tiffy geschrieben hast, habe ich Dir geschrieben, aber leider ging die Nachricht nicht an Dich weg?
Ich kann Dich sehr gut verstehen, man öffnet so einem Tier sein ganzes Herz, aber auch der Abschied gehört leider dazu, es ist das Leben.Ich kenne das auch, habe nun seit vier Jahren meine Nikky, ist aus Spanien, vom Tierschutz.
Ich freue mich, wenn Du wieder zuversichtlich in die Zukunft sehen kannst. Ich wünsche Dir von ganzen Herzen mit Deinen beiden Lieblingen, alles, alles Gute. Liebe Grüße Angelika und Nikky.
Liebe Miriam,
schön, dass Du trotz diese Zerrissenheit mal wieder einen Post veröffentlichst!
Ja, diese Zeit, wenn dann plötzlich das Leben ganz anders weitergeht. Auch wenn es jetzt schon fast 5 Monate her ist, so steht Allegras Insulin noch immer im Keller-Kühlschrank in der Styrobox. Auch bei mir hat es lange gedauert, mit alten teils nervigen Gewohnheiten zu brechen, da Allegra sie nicht mehr brauchte. Es waren sogar einige Wochen, bis wir den ständig im Weg stehenden Treppenstuhl in der Kleiderkammer auflösten. Und erst im letzten Herbst haben wir 1 1/2 Jahre nach dem Tod der kleinen Maus endlich die Höhle im Schrank hinter der Kochbuch-Abteilung aufgelöst, da sie für die 3 grauen Mädchen nicht mehr so spannend war …
Inzwischen hat uns der Alltag mit den 3 Mädels voll im Griff. Und fast jeden Tag gibt es mehrmals Momente, wo uns mindestens eine von ihnen an Maus oder Allegra erinnert. Vielleicht tat der Abschied von Allegra auch deswegen nicht so weh. Wir haben bis zum Schluß alles in unserer Macht stehende für sie getan. Und unter ihren gesundheitlichen Umständen konnte sie fast immer das Leben bei uns führen wie es ihr zusagte – und das fast 17 Jahre lang.
Es stimmt schon, jetzt, wo wir auf sie nicht mehr Rücksicht nehmen müssen, ist das Leben unbeschwerter – aber bis dahin haben wir es gern für sie getan. Und daher plagen mich/uns nun auch keine Schuldgefühle. Statdessen genießen wir soweit möglich nun in vollen Zügen das Leben mit den 3 grauen Mädchen und hoffen, dass nach Flohinvasion, Giardien, Kozidien, Finjas Ovarrest-Syndrom und Flos Hinkepfote nun endlich unbeschwertere Zeiten beginnen 😉
Schön, dass es Dein Dreamteam gibt. Und da sie zu zweit sind und sich gut verstehen, kannst auch Du Dir nach dieser langen Zeit der Krankenpflege jetzt mal etwas Auszeit gönnen. Aber ich vermute auch, dass so eine Kamera es Dir leichter macht! Als wir früher noch in den Urlaub fuhren und Maus & Allegra ihre Catsitterin im Haus hatten, hieß es, dass man den beiden nach dem dritten Tag oder auch mal erst nach einer Woche anmerkte, dass sie uns vermissen. Irgendwann kam bei uns der Punkt, dass wir sie im Urlaub so sehr vermissten, dass wir nicht mehr wegfahren wollten. Und bevor unseren 3 grauen Mädels dann im Sommer 2017 bei uns einzogen, war uns klar, dass wir diesen Reise-Freiraum inzwischen nicht mehr brauchen.
Aber Du solltest es Dir nicht verkneifen über Nacht außer Haus zu sein, wenn Dir der Sinn danach steht, denn diese Unzufriedenheit würden Deinen Beiden auch zu spüren und darunter leiden …
LG Silke
Liebe Miriam,
es ist denkwürdig: ich fühle genauso wie du! Mir kullern schon wieder die Tränen…
Seit ich meinen über alles geliebten Kater Mucki habe sterben lassen müssen, läßt mich der Gedanke nicht los, ob ich nicht doch noch hätte was für ihn tun können. Sogar „Zwangsernährung“ kam mir damals in den Sinn, als er nichts mehr aß.
Die tägliche Gabe Herztropfen auf getrocknetem Hühnchen, die pünktlich um 9 Uhr morgens Bauchikrauleinheiten, sein „Gequassel“, seine Kulleraugen mit der süßen Schnute, wenn er was wollte (er fixierte mich dann und machte mit dem Schnäuzchen ein „o“) und überhaupt alles fehlt mir so sehr, obwohl es nun schon über 14 Monate her ist, seit ich ihn begraben habe.
Und ich habe das Gefühl, unsere beiden übrigen Miezen bekommen nicht die Zuwendung von mir wie sie Mucki bekam. Allerdings sind sie auch nicht ganz so „aufdringlich“ und nachdrücklich wie Mucki es war. Er hing sehr an mir, während die beiden anderen auch mit meinem Mann „vorliebnehmen“. Zausel ist sowieso ein Hanswurst und denkt nur ans Fressen und Bienchen ist sehr unabhängig, wenn’s ihr nicht schmeckt – und das tut es selten – geht sie raus und versorgt sich mit Frischfleisch.
Hach, so ist das mit dem Werden und Vergehen, man weiß es und ist doch am Boden, wenn es einen Lieben trifft. Aber ich habe wunderbare Erinnerungen an meinen einzigartigen Mucki.
Hab mich sehr gefreut, wieder was von euch zu lesen. Das mit dem „im Hier & Jetzt leben“ muss ich mir auch unbedingt öfter mal vornehmen!!!
Kümmern wir uns also weiterhin um die schönsten Viecher der Welt, liebe Miriam und sei herzlich gegrüßt von
Ursel
Liebe Miriam,
schön wieder was von dir zu lesen 🙂
Ich hoffe, du verkraftest alles bald gut.
Die Kamera für zu Hause kann ich dir nur empfehlen 😉 Ich finde es richtig schön, wenn ich die Süßen ein bisschen beobachten kann, wenn ich den ganzen Tag in der Arbeit bin. Habe die YI Home Camera, die bei Bewegung ein sechs Sekunden langes Video aufzeichnet. Das finde ich sehr toll, weil man dann nicht nur schlafende Miezen sieht.
Liebe Grüße und fühl dich gedrückt und geflauscht von Tina mit Sissi & Franzl & Loki