Bisher galt: Das harmlose feline Coronavirus (FCoV) ist ansteckend, die mutierte Variante (FIPV) nicht und sie betrifft vor allem Katzen unter zwei Jahren. Die diesjährige FIP-Epidemie unter zypriotischen Katzen und eine aktuelle Studie lassen jedoch darauf schließen, dass es eine neue FCoV-Variante geben könnte, die die bisherigen Erkenntnisse auf den Kopf stellt. Was wir bisher darüber wissen….
Falls du nicht genau weißt, was es mit dem felinen Coronavirus und FIP auf sich hat, kannst du dich hier informieren: „FIP ist heilbar!“
Tausende Katzen auf Zypern an FIP gestorben
Seit Januar 2023 starben Meldungen zufolge auf Zypern etwa 8000 Katzen an FIP, darunter Streuner- und auch reine Wohnungskatzen jeden Alters[4]. So soll die Zahl der FIP-Fälle allein von Januar bis Juni 2023 etwa 20 Mal höher gelegen haben als im Jahr davor [1,4]. Der rasante Anstieg der Zahlen erkrankter Katzen beschäftigt zahlreiche Menschen in der Veterinärmedizin und Politik.
Mittlerweile gibt es Bemühungen, erkrankte Katzen mit antiviralen Medikamenten zu behandeln und so die Epidemie einzudämmen. Aufgrund der hohen Streunerpopulation und Medikamentenkosten ist das jedoch nur begrenzt möglich[2]. Zusätzlich raten Veterinärorganisationen davon ab, mit Katzen in- und aus Zypern zu reisen und / oder raten zumindest dazu, Katzen vor der Ausreise auf FCoV testen zu lassen [1,2].
Noch nicht geprüfte Studie bringt neue Erkenntnisse
Bei der Untersuchung der erkrankten Katzen konnte eine neue Variante des felinen Coronavirus gefunden werden: FCoV-2023. Laut einer neuen – bisher durch die Fachwelt noch nicht geprüften Studie (siehe Quelle 5) – handelt es sich dabei um eine „Mischung“ aus Coronaviren des Hundes und der Katze. Diese Virusvariante soll ansteckender sein und Katzen jeden Alters betreffen. Außerdem scheint sie länger in der Umwelt zu überleben.
Die problematischste Erkenntnis ist aber, dass auch ohne eine Mutation des FCoV-2023 eine FIP-Erkrankung entstehen kann – sie soll wie das harmlose FCoV über Kot und Schmierinfektionen übertragen werden können und betroffene Katzen „ohne Umweg“ der Mutation krank machen.
Die Autor*innen der Studie betonen allerdings, dass weitere Forschung nötig ist, um die gewonnenen Erkenntnisse zu bestätigen oder zu korrigieren. Da die Studie zudem auch noch nicht die übliche Prüfung durch andere Wissenschaftler*innen durchlaufen hat, kann es durchaus sein, dass die Studienergebnisse zukünftig überdacht werden müssen.
Warum Zypern als Hotspot?
Dass sich eine solche Epidemie gerade in Zypern ausbreitet, ist bei genauerer Betrachtung durchaus erklärbar, denn den Beinamen „Insel der Katzen“ hat sie nicht umsonst: Auf einer Fläche von etwa 9.251 Quadratkilometern leben mehr als eine Million Katzen[3], ein Großteil davon als Streunerkatzen. Die genaue Anzahl ist unbekannt.
Dementsprechend ist nicht nur der Infektionsdruck unter den Tieren groß – auch die gesundheitliche Lage von Streunerkatzen ist bekanntlicherweise nicht gerade ideal. Der enge Verwandtschaftsgrad der abgeschnittenen Streunerpopulation (Insel!) trägt möglicherweise ebenfalls einen Teil dazu bei. Denn auch eine genetische „Anfälligkeit“ für FIP wird seit längerer Zeit vermutet.
All diese Faktoren tragen nicht nur dazu bei, dass sich das „normale“ FCoV schneller verbreitet, sondern auch leichter verändern kann: RNA-Viren – zu denen auch das FCoV zählt – gelten als sehr „anfällig“, was solche Veränderungen angeht.
Virus nach Großbritannien importiert – weitere Entwicklung unklar
Heutzutage sind Reisen rund um die Welt und auch Auslandstierschutz nichts Außergewöhnliches mehr. Dementsprechend wundert es nicht, dass die FCoV-2023-Variante kürzlich bei der Katze außerhalb Zyperns gefunden wurde: Die betroffene Katze ist Meldungen zufolge erst kürzlich aus Zypern importiert worden[6] – die neue Virus-Variante wurde also „mitgebracht“ und hat sich nicht spontan zusätzlich außerhalb Zyperns entwickelt!
Wie sich die Verbreitung der neuen Variante entwickelt und welche Maßnahmen dagegen Erfolg zeigen, kann sich erst in der kommenden Zeit zeigen. Derzeit ist noch zu wenig bekannt, als dass Warnungen oder Vorhersagen begründet wären.
Wir als Halter*innen können Stand jetzt vor allem eines tun: Vorsicht walten lassen bei Katzenkäufen aus Zypern. Da zu wenig über Risikofaktoren zur Entstehung einer FIP bekannt ist, ist auch Vorbeugung schwierig.
Mein Rat hier ist eindeutig: Bitte lasst euch keine Angst einjagen, verfolgt seriöse Quellen und versucht nicht, eigenmächtig an euren Katzen „herumzudoktern“ – egal, ob als Behandlung oder Vorbeugung! Bisher besteht für Katzen außerhalb Zyperns kaum Gefahr und hunderte Fachleute arbeiten daran, dass es so bleibt – und natürlich daran, den Katzen auf Zypern zu helfen!
Quellen und weitere Infos
[1] „An Alarming Outbreak of Feline Infectious Peritonitis (FIP) in Cyprus“: www.fecava.org
[2] „International Cat Care and its veterinary division, the International Society of Feline Medicine (ISFM), are aware of an outbreak of Feline Infectious Peritonitis (FIP) in Cyprus that has affected an increasing number of cats since January 2023.“: icatcare.org
[3] „FIP-Epidemie auf Zypern“: www.vetline.de
[4] „International Cat Day 2023 – raising awareness for the cats of Cyprus“: www.gccfcats.org
[5] „Emergence and spread of feline infection peritonitis due to a highly 2 pathogenic canine/feline recombinant coronavirus
„: www.biorxiv.org
[6] „Katzenvirus aus Zypern erstmals in Großbritannien nachgewiesen“: www.spiegel.de
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!