Es kommt immer anders, als man denkt – oder: Janis hat sich ins Herz geschlichen

Noch vor etwa eineinhalb Monaten habe ich mir an Kasis Sterbebett gesagt "Keine dritte Katze mehr! Erst recht keine Perser!". Daraus ist innerhalb von knapp zwei Wochen "Wenn eine Dritte, dann ein erwachsener Kater aus dem Tierschutz, aber.. irgendwann später" geworden. Wie das Leben so spielt, sitzt seit zwei Wochen nun doch wieder eine Nummer Drei hier: ein Kittenmädchen namens Janis. Also das genaue Gegenteil von dem, was ich geplant hatte 😉 Ich wollte mir Zeit nehmen, bis ich wieder so weit bin. Ich wollte nicht suchen, ich wollte gefunden werden. Dass das schneller passiert, als ich je gedacht hätte.. damit hab ich nicht gerechnet. Aber vielleicht war es genau richtig so.

Ich kenne Janis Züchterin – Andrea – schon länger, habe seit einiger Zeit guten Kontakt zu ihr und habe im letzten Jahr bereits Janis erste Fotos gesehen. Es hat sofort gefunkt und ich hab überlegt, ob "Nummer Vier" mich da vielleicht grad anschaut 😉 Die Vernunft hat aber "NEIN!" gebrüllt. Das war oki für mich. Außerdem hatte Janis schon eine Interessentin und ich hab mir das Ganze aus dem Kopf geschlagen. Bis ich ungefähr drei Wochen nach Kasis Tod eine Nachricht von Andrea erhielt: die Interessentin für Janis sei abgesprungen und sie möchte gern "zusammenführen, was zusammen gehört" – ja, Andrea, ich hab mir das genau gemerkt 😀 …

Irgendwann sind mir dann die Argumente ausgegangen, die dagegen sprechen würden und mein Partner hat im Kopf schon längst die Route geplant… Was soll ich sagen: Andreas Bauchgefühl war Gold Wert und seit etwa zwei Wochen bereichert Janis unsere WG.

Warum diese Konstellation selten gut geht

Perserkitten
Perserkitten Janis

Wer ab und zu mal einen Blick in den Blog wirft und/oder die Info-Seite liest, wird sehen, dass ich genau von so einer Konstellation bei Zusammenführungen abrate. Dass gerade ich nun doch so vorgehe, mag für manche Dosis vielleicht heuchlerisch oder unglaubwürdig rüber kommen.

Der Grund, warum ich jetzt trotzdem wieder davon abrate und meine Beweggründe genau erkläre, ist nicht, dass ich mich rechtfertigen will (mir könnte eure Meinung egal sein), sondern einfach, weil ich nicht möchte, dass jemand Anderes sich ebenfalls auf dieses "Experiment" einlässt. Auch, wenn es nie so gewollt war, muss ich in den letzten Monaten doch immer mehr einsehen, dass ich eine gewisse Vorbildfunktion habe und so einige Dosis mein Geschriebenes als Rechtfertigung nehmen: "Miriam hat aber…", "bei Katzen-fieber steht aber…"…

Ich rate von so einer Konstellation bewusst und begründet ab, genauso begründet und bewusst ist aber auch meine Entscheidung, selbst ein Kitten zu meinen erwachsenen Miezen zu setzen.

Muffin ist ein Spezialfall, der auch mit sechs Jahren immer noch auf dem geistigen Stand eines Kitten ist: mit "normalen" – auch sehr verspielten – erwachsenen Katzen ist er nicht zu vergleichen. Er ist lieb, schmusig und verspielt, aber leider eben auch ein wenig zurückgeblieben. Das hat – ich habe ja bereits mehrfach berichtet – das Zusammenleben mit ihm in der Vergangenheit nicht gerade einfach gemacht. Er muss anders gefördert werden als andere Katzen, muss anders behandelt werden und man muss mit ihm anders umgehen.

Ich hatte ehrlich gesagt auch einfach vollkommen Angst, dass erwachsene Katzen – die so ein Verhalten nicht kennen – nicht klar kommen mit ihm und er nicht mit ihnen. Denn er ist auch ein großer Schisser, der unglaublich schnell unsicher und verstört ist.

Kuschelnde Katzen
Kitten Janis liebt ihren Katerkumpel Muffin

Ein Kitten, das mit ihm auf dem gleichen Niveau ist und mit seiner speziellen Art aufwächst, ist vielleicht nicht so überfordert oder verwirrt – so war meine Hoffnung. Janis ist ein rabiates Mädel, dass auch große Kater in ihre Schranken verweist und gerne mal ordentlich zuhaut: also ein passender Spielpartner für Muffin.

Die meisten Mädels allerdings sind zu zart besaitet für einen Kater: der Großteil der Kater kloppt sich gern, das ist vielen Katzen zu viel. In sehr vielen Haushalten gibt es deswegen reinste "Mobbing-Höllen". Die normale erwachsene Katze spielt gern, aber nicht so ausgiebig und andauernd wie Kitten. Auch hier gibt es wieder Überforderung auf der einen Seite und Unterforderung auf der anderen Seite. Sollte eine solche Konstellation geplant sein, muss sie mehr als "gut durchdacht" sein: auch die Charaktere der Katzen müssen passen. Sonst wird es für alle Seiten eine Qual.

Also bitte nicht "Miriam hat aber…", sondern "Ich habe gute Gründe dafür/dagegen…"!

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Die ersten zwei Wochen im neuen Zuhause

dreifarbiges Perserkitten
Janis als Kitten

Da Andrea keinen "Katzensprung" weit entfernt von uns wohnt, mussten wir knapp einen halben Tag lang quer durch Deutschland fahren – an die liebe Lara dafür das dickste "DANKE!", das man aussprechen kann! – dementsprechend spät und fertig kamen wir zuhaus an. Ich habe damit gerechnet, dass Muffin die Kleine schnell annehmen würde und hab mit 2-3 Tagen Unsicherheit und Gefauche gerechnet. Stattdessen gabs keine zwei Stunden nach Ankunft das erste Nasenküsschen: wir alle Drei – Janis, Muffin und ich – waren überrascht von so viel Mut 😀 Beide haben sich vor der eigenen Courage erschrocken und sind erst einmal auseinander gelaufen.

Muffin hat in den nächsten zwei Tagen noch öfter mal ne "Flaschenbürste" mit sich herumgetragen und auch zweimal gefaucht, aber das wars auch schon. Janis ist damit auffallend gleichgültig umgegangen und hat sich nicht beeindrucken lassen, sie hat sogar zurückgefaucht und dem großen Kerl für die Frechheit eins auf den Deckel gegeben 😉 Muffin orientiert sich an ihrem selbstbewussten Auftreten und ist dementsprechend weniger unsicher.

"Böses Blut", Streitereien oder Angst gab es erstaunlicherweise von keiner Seite. Vielmehr war unbändige Neugier hier ein großer Antriebsmotor, dem Anderen nicht von der Seite zu weichen. Muffin und Janis sind vom ersten Tag an unzertrennlich: wo der eine ist, ist auch der andere. Am zweiten Tag gab es bereits erste zarte Spielaufforderungen von beiden Seiten: war dann aber wohl doch etwas ungeheuer 😉 Zusammen fressen konnte man da schon.

Katze auf Waage
Kater Muffin und Kitten Janis beim Waagen-Training

Nach knapp zwei Wochen hat hier keiner mehr Probleme mit dem anderen: Muffin und Janis spielen, schmusen und fressen zusammen. Mich überrascht sehr, dass selbst Tiffy die kleine Fluse akzeptiert. Sie konnte noch nie viel mit anderen Katzen anfangen und hat eine sehr große Individualdistanz. Janis interessiert das herzlich wenig und mittlerweile versteht sie auch, dass Tiffy zwar gerne böse tut, aber im Grunde total harmlos ist. Wenn man Tiffys Gebrumme mit Selbstbewusstsein begegnet, hat auch Tiffy keine Probleme mehr damit, sie entspannt sich dann auch. Die kleine Janis hat das schnell kapiert und auch Tiffy findet das neue "Ding" gar nicht mehr so blöde. 😉

Letzten Sonntag gab es das erste Küken – Janis frisst zuverlässig Barf ohne Mäkelei oder Umstellungsphase, danke Andrea! – und das Schauspiel war zum Grinsen. Die erste Dreiviertelstunde war "Kükenball" angesagt (ich erspare euch die Details) und danach wurde das kleine gelbe Vögelchen angeknabbert. Insgesamt ist bei der kleinen Madame keine Scheu vor nichts, keine Angst und keine Zurückhaltung zu erkennen. Ich finde das sehr gut – auch, wenn es manchmal nervig ist, die Kleine beim Fegen mehrfach vom Besen abpflücken zu müssen 😉

Kitten rennt
Alles aus dem Weg, jetzt kommt Janis!

Janis ist neugierig, verspielt, verschmust und hat wieder ordentlich Lebensfreude in unser Heim gebracht. Sie hat uns alle verändert, vielleicht sogar wieder "aufgeweckt" nach Kasis Tod. Die ersten Tage, in denen sie hier war, waren hart für mich: "Darf" ich sie lieb haben? Ist das nicht Verrat? So, wie sich alle in der kurzen Zeit aber entwickelt haben, sind diese Gedanken schnell verflogen.

Kasi war eine kleine Persönlichkeit mit Vorlieben und liebenswerten Macken: er wird nie vergessen werden und auch die Trauer um seinen Verlust ist noch nicht vergangen. Trotzdem kann ich mein Herz öffnen für eine andere Katze, die eine ganz andere ist, die andere Macken und Vorlieben hat. Ich habe gelernt, das auseinander zu halten.

Die nächste Zeit wird für uns sehr spannend. Dank Andreas guter "Vorarbeit" muss ich mir aber keine Gedanken um Fütterungsprobleme, Erziehungsprobleme oder Verhaltensprobleme machen. Ich darf einfach nur genießen, wie alle drei Katzen aufblühen und jeden Tag etwas Neues aneinander entdecken.

Perserkitten
Janis mit Filzspielzeug 'trouble'

Muffin hat jetzt eine rotzfreche, selbstbewusste "kleine Schwester", auf die er den ganzen Tag aufpasst und die er vergöttert. Tiffy hat eine "kleine Schwester", die bei allem Überschwung Rücksicht nimmt und ihr keinen Ärger macht. Und ich hab hier ein sechs Monate und ein sechs Jahre altes Kitten, die zusammen allerhand Blödsinn anstellen und eine fitte Katzenomi, die den beiden gern beim Wuseln zuschaut und währenddessen Streicheleinheiten bei mir erschmust 😉

Es wird bei uns so schnell nicht langweilig, fürchte und hoffe ich zugleich.

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7 Kommentare

  1. Liebe Miriam,
    gaaanz toll! Ich finde es klasse, wie Du Deine Entscheidungen und auch Gefühle mit uns anderen Katzenverrückten teilst. Das scheint ja wirklich ein „Glücksgriff“ zu sein für Dich und Deine Nasen mit dieser kleinen Motte – viel Spaß noch Euch allen beim Kennenlernen!
    Maria

  2. Ich weiß nicht was mir bei diesem Bericht mehr gefällt, die Liebe zu Janis, die man deutlich rausliest oder das Muffin genau das bekommen hat was er braucht. Eine kleine freche Schwester, die er beschützen oder auch mit ihr spielen kann 🙂

    Ich weiß nur, dass ich seit Veröffentlichung dieses Beitrages von dir vor der Seite sitze und ganz glücklich und verliebt die tollen Fotos von Janis betrachte <3

    Danke an dich für das Vertrauen, danke für die Liebe zu Janis und danke das du ihr ein absolut traumhaftes Zuhause gibst mit all den, das eine kleine Katze so braucht für ein glückliches zufriedenes Katzenleben

  3. Moin Miriam,
    herzlichen Glückwunsch zur kleinen Knautschnase! 🙂 Schön, dass es alles so gut klappt.

    Finde das Du die Gründe, weshalb Du Dich doch für ein Jungtier entschieden hast, sehr gut dargestellt hast.

    Die Tiere müssen einfach charakterlich zusammenpassen und manchmal kommt einem eben der Zufall zur Hilfe 😉

    Wünsche Euch viel Spass mit Eurem Trio!
    Grüße

  4. Liebe Miriam!
    Herzlichen Glückwunsch zu eurem Familienzuwachs!
    Schön zu hören, dass alles so gut geklappt hat.
    Das war genau die richtige Entscheidung. Damit hast du Muffin auch einen großen Gefallen getan.
    Da hat sich eine wirklich hübsche Perserdame zu euch gesellt.
    Perserkitten sind auch zu süß und lieb! 🙂
    Viele Grüße,
    Monika

  5. Liebe Miriam,
    herzlichen Glückwunsch zum neuen Familienzuwachs. Du hast alles richtig gemacht und nach dem Charakter und der Agilität Deiner beiden Katzen eine dritte,bestens sozialisierte und wunderbare Perserdame mit ihnen vergesellschaftet. Es freut mich sehr, dass Ihr alle so schnell zueinandergefunden habt und wünsche Euch von Herzen eine tolle gemeinsame Zeit.

    • Huhu Kerstin!
      Vielen lieben Dank! Ich bin ehrlich gesagt immer wieder von Neuem überrascht, wie gut das hier klappt. Ich hatte damit gerechnet, dass es wenig Probleme gibt – ich kenne meine Fellärschchen ja in- und auswendig – aber, dass es alles so schnell und unproblematisch geht…

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