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Einzelhaltung von Katzen: die Katze entscheidet, ob sie Artgenossen braucht

Das soziale Spektrum bei Katzen ist breit gefächert. So gibt es viele Exemplare unter ihnen, die sehr sozial sind und unbedingt regelmäßigen Kontakt zu kätzischen Artgenossen brauchen. Solche Katzen allein zu halten führt zu extrem eingeschränkter Lebensqualität und häufig auch Verhaltensauffälligkeiten. Manche Katzen jedoch bevorzugen es, ohne Artgenossen zu leben. Ihre Haltung bedeutet viel Aufwand und zeitliche Verpflichtung – das ganze Katzenleben lang. Denn ihr einziger Sozialpartner ist der Mensch: sie sind abhängig davon, alle sozialen Bedürfnisse mit ihm auszuleben.

Sozialisierung und frühe Erfahrungen bestimmen, wie sozial die Katze ist

Wie sozial eine Katze ist, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel, wie sozial die Mutterkatze ist oder wie viel freundlichen Kontakt das Kitten während der Sozialisierungsphase in den ersten Lebenswochen hatte. Auch der regelmäßige Kontakt zu unterschiedlichen Katzen bis zur charakterlichen Reife – im Alter von etwa drei Lebensjahren – spielt dabei eine Rolle.

Im Normalfall leben Katzen in den ersten Lebensmonaten mit Mutterkatze und Geschwistern zusammen. In dieser Zeit lernen sie den Umgang miteinander, spielen und spenden sich gegenseitig Trost. Häufig helfen sich weibliche Katzen gegenseitig, ihren Nachwuchs großzuziehen. So haben Kitten von Anfang an Kontakt zu unterschiedlichsten Katzen. Im späteren Verlauf des Lebens würden sowohl viele weibliche als auch männliche Tiere in losen Gruppen leben und hätten so ständig freiwillig Kontakt zu Artgenossen.

Katzenreviere überschneiden sich, eine gemeinsame Nutzung gehört dazu. Je mehr Ressourcen (z. B. Schlaf-, Aussichts- und Jagdplätze) die Reviere hergeben, desto mehr Katzen können darin friedlich zusammenleben.

Die Auswahl der Partnerkatze und die Haltung sind entscheidend

Dabei reicht der Kontakt von gemeinsamen Spiel- und engen Kuschelsituationen bis hin zu Kommunikation per Körpersprache aus der Ferne. Auch Revierkämpfe und kleinere Streitigkeiten gehören dazu. Die Katzen entscheiden selbst und freiwillig, mit welchen Artgenossen sie welchen Kontakt haben. Zu manchen Artgenossen ist der Kontakt enger, manche werden weitestgehend gemieden.

Katzen, die in menschlicher Obhut aufwachsen, haben häufig keine solche Wahl und müssen mit den Artgenossen zusammenleben, die ihnen der Mensch vorsetzt. Passen Charakter und Bedürfnisse nicht zusammen, kann das allen Parteien das Leben schwer machen. Sind nicht genug Toiletten, Kratzmöglichkeiten oder Rückzugsorte vorhanden, wirkt sich das ebenfalls auf das Verhältnis der Katzen untereinander aus. Auch die Art der Zusammenführung zwischen den Katzen hat entscheidenden Einfluss darauf, wie sie sich verstehen.

Sozialkontakte sind Grundbedürfnisse – Soziale Tiere leiden unter Einzelhaltung

Müssen soziale Tiere zwangsweise allein leben, kann das entscheidenden Einfluss auf ihre psychische und körperliche Gesundheit haben. Einsamkeit, Langeweile und Frust sorgen für Stress und Unterforderung. Das zeigt sich beispielsweise im Beißen von Händen und Füßen, Überdrehtheit, aber auch im Gegenteil: Passivität und Desinteresse an der Umwelt. Doch nicht nur unerwünschtes Verhalten ist das Resultat von Einzelhaltung sozialer Tiere: dauerhafter Stress kann langfristig anfällig für körperliche Krankheiten machen.

Aber auch jene Katzen, die keinen Kontakt zu Artgenossen möchten, brauchen regelmäßige Sozialkontakte! Für viele Einzelkatzen ohne Freigang ist das der Mensch. Die Abhängigkeit der Katze vom Menschen ist in solchen Fällen enorm, denn sie sind darauf angewiesen, dass der Mensch regelmäßig und verlässlich für sie da ist. Dementsprechend groß ist die Verantwortung des Menschen bei der Haltung einer Einzelkatze.

Eine Einzelkatze braucht viel Zuwendung und Beschäftigung – zusätzlich zu den täglichen Pflichten

Der Mensch ist dann gleichzeitig Spiel-, Kuschel- und Streitpartner – er muss neben den täglichen Halterpflichten auch alle sozialen Interaktionen abdecken. Und das zwingend jeden einzelnen Tag im Leben der Katze. Das bedeutet bei reiner Wohnungshaltung täglich mindestens eine Stunde Zeit nur für direkten Kontakt. In dieser Zeit stehen Ansprache, körperliche und geistige Beschäftigung im Zeitplan.

Die Katze sollte in alle Aspekte des Alltags miteinbezogen werden und jederzeit die Möglichkeit zu Kontakt haben. Gemeinsames Nebeneinanderliegen selbst in der Nacht ist für viele Einzelkatzen ein wichtiges Bedürfnis.

Nicht der Mensch sollte entscheiden, sondern die Katze

Insgesamt ist also klar, dass sich nicht jede Katze zur Einzelhaltung eignet: Nur jene, die sich selbstständig entschieden haben, keinen Kontakt zu Artgenossen zu wollen, sollten auch tatsächlich ohne eben jene leben müssen. Für alle anderen Katzen würde dies eine enorme Einschränkung der Lebensqualität bedeuten. Kitten und Katzen bis zum Alter von drei Jahren sollten die Möglichkeit haben, mit anderen Katzen zusammen zu leben.

Um einer Einzelkatze gerecht werden zu können, ist viel Zeit und Zuwendung nötig. Die Katze ist abhängig vom Mensch und muss mit ihm alle sozialen Interaktionen erleben dürfen, die sie braucht. Das bedeutet: einer Einzelkatze ein Zuhause zu schenken ist eine große Verpflichtung, die das Katzenleben lang täglich viel Zeit erfordert.

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