Rezension zum Buch „Wenn Katzen Kummer machen“

Dieses Produkt wurde mir kosten- und bedingungslos zum Testen überlassen. Was bedeutet das?

Nicht wenige von uns Katzenhaltern haben von Zeit zu Zeit mit kleineren oder größeren Problemen im Zusammenleben mit der Katze zu kämpfen. Ob Unsauberkeit, Kratzen an Möbeln, Harnmarkieren oder Mäkelei: es gibt zahlreiche – mehr oder weniger hilfreiche – Tipps, um den Haussegen wieder gerade zu rücken. Dr. Sabine Schroll ist Tierärztin und hat sich auf die zielgerichtete und artgerechte Lösung von Verhaltensproblemen bei Katze und Hund spezialisiert. Neben Büchern zu verschiedenen Krankheiten hat sie auch verschiedene Bücher über die artgerechte Haltung und über Verhaltensprobleme geschrieben. Eines der Bücher möchte ich euch heute vorstellen: „Wenn Katzen Kummer machen“.

Infos zum Buch:
Titel: „Wenn Katzen Kummer machen – Verhaltensprobleme verstehen und lösen“
Verlag: Cadmos
Autorin: Sabine Schroll
Preis: 12,95€
ISBN: 978-3-86127-137-6
Seitenzahlen: 95 Seiten
vorliegende Auflage: 3. Auflage (2013)
Softcover
Erhältlich zum Beispiel auf Amazon.

Inhalt und Aufmachung

Die Texte sind in schwarzer, mittelgroßer Schrift auf beigem Hintergrund abgedruckt. Tipps sind optisch hervorgehoben und es lassen sich viele passende Farbfotos finden. Jedes Kapitel hat eine eigene Farbe für Zwischenüberschriften, Seitenrand, Listen und Tipps. Die übergeordneten Überschriften sind in großer schwarzer Schrift gehalten. Eine Seite mit Kapiteltitel, kurzem Einleitungstext und Aquarellzeichnung trennt die einzelnen Kapitel. Die Ausdrucksweise im Buch ist einfach und sehr leicht verständlich gehalten.

Nach einer zweiseitigen Einleitung folgen die 9 Kapitel des Buchs. Das erste Kapitel erklärt auf 5 Seiten allgemeine Ursachen für verschiedene Probleme und Verhaltensstörungen. Die folgenden 9 Seiten – das zweite Kapitel – befassen sich mit dem Problem der Unsauberkeit. Es werden das normale Ausscheidungsverhalten der Katze, sowie Ursachen und Lösungsstrategien bei Unsauberkeit erklärt. So sind auch Inhalte zum „Protestpinkeln“, der Platzierung, Größe und Befüllung (Streu) der Katzentoiletten zu finden.

Kapitel drei trägt den Titel „Aggressionsprobleme unter Katzen – Ring frei für die erste Runde“. Auf 10 Seiten wird erklärt, welche Konstellation von Partnerkatzen problematisch werden könnte und führt Ursachen und Lösungsratschläge an. Das vierte Kapitel thematisiert die Aggression gegenüber Menschen. Der Leser erfährt, warum Katzen Menschen „angreifen“ und wie die Therapie eines solchen Verhaltens gestaltet werden kann. Dieses Kapitel setzt sich aus 8 Seiten zusammen.

Die nächsten 8 Seiten bilden das fünfte Kapitel des Buchs und befassen sich inhaltlich mit Angststörungen bei Katzen. Es werden Ursachen, Symptome und Lösungen angesprochen. Ebenso wird der Unterschied zwischen Phobie und chronischer Angststörung beschreiben. Kapitel sechs – „Kratzmarkieren – ungeliebte Katzenkunst“ – streckt sich auf 6 Seiten. Hier wird beschreiben, warum Katzen kratzen und wie die Katze vom Kratzen an „verbotenen“ Stellen abgebracht werden kann. Zudem werden verschiedene Faktoren (Standort, Material, Ausrichtung) erklärt, um Kratzmöglichkeiten für die Katze möglichst attraktiv zu machen.

Kapitel sieben fasst 7 Seiten unter dem Titel „Harnmarkieren – ein Zeichen setzen“ zusammen. Die Autorin beschreibt, wie und wo Katzen markieren, welche Gründe es dafür gibt und wie man es abstellen bzw. vermindern kann. Die folgenden Seiten bilden das achte Kapitel, welches den Titel „andere Probleme und häufige Fragen“ hat. Hier werden Themen wie Schwanzjagen, das PICA-Syndrom, Pflanzenknabbern, auf-Möbel-springen oder mäkeliges Fressen besprochen. Ebenso wird erklärt, welche Gründe ständiges Betteln nach Aufmerksamkeit hat und wie dieses Verhalten zielgerichtet behoben werden kann. Das Zusammenleben mit Kleintieren und Hunden wird ebenso thematisiert wie die Zusammenführung von Katze und Hund.

Das letzte – neunte – Kapitel erstreckt sich auf 16 Seiten. Es trägt den Titel „die Toolbox – einfache Lösungsstrategien bei Verhaltensproblemen“. Hier werden zunächst wenig zielführende Methoden beschreiben, bevor die innere Einstellung des Halters beleuchtet wird. Ebenso werden verhaltenstherapeutische Techniken wie die systematische Desensibilisierung, die klassische Gegenkonditionierung oder das Clickertraining angesprochen. Auch Inhalte zu „Activity Feeding“ (Fummelbrett, Snack-Ball), interaktivem Spielen und Pheromontherapie finden sich hier. Letztlich werden auch die medikamentöse und verhaltensmedizinische Therapie thematisiert.

Danach folgen Literaturtipps. Register und eine Seite Werbung für weitere Bücher aus dem Cadmos-Verlag.

Was mir an diesem Buch gefällt

Die Texte sind durchweg sehr leicht verständlich und lassen den Leser eintauchen in die Psyche der Katze. Es wird immer wieder erklärt, dass Verhaltensprobleme nicht aufgrund von Protest, Rache oder Bösartigkeit entstehen. Dass hier auch noch einmal deutlich gemacht wird, dass es Protestpinkeln bei der Katze im eigentlichen Wortsinn nicht gibt, finde ich gut: leider wird dies auch heute noch oft propagiert. Hier wird es sehr deutlich und vor allem nachvollziehbar klar gemacht.

Eine kurze, einfache Tabelle zeigt, wie man Harnabsatz und Harnmarkieren unterscheiden kann: das ist beim Finden von Lösungsstrategien grundlegend. Interessant fand ich auch, dass die Autorin erklärt, in wie fern Katzen mit der Platzierung von Urin oder Kot außerhalb der Toilette bereits einen Hinweis darauf geben können, was mit dem Klo-Management nicht stimmt. So hat es der aufmerksame Leser möglicherweise einfacher, eine schnelle Lösung zu finden.

Im Kapitel zur Aggression gegenüber Menschen wird deutlich gemacht, dass mit Katzenbissen nicht zu spaßen ist und im Zweifelsfalls eine zeitnahe ärztliche Behandlung den Verlust von Fingern verhindern kann. Oftmals wird so ein Biss ja leider auf die leichte Schulter genommen. Die Tipps zu Lösungen bei Aggressionen unter Katzen sind sehr leicht nachvollziehbar und vor allem klar, deutlich und einfach einzuhalten: kein „Wischiwaschi“, das zwar nur in der Theorie, aber nicht in der Praxis funktioniert.

Auch die Tipps zur Reinigung von markierten Stellen und der Handhabung von Pheronomsteckern finde ich gut formuliert: sie werden nicht als „Allheilmittel“ und nur bei passenden Situationen empfohlen. Was mich zudem auch sehr gefreut hat, war, dass die Autorin sehr deutlich macht, warum Strafen und Schimpfen bei Verhaltensproblemen nicht empfehlenswert sind: die Katze könnte schlimmstenfalls das Vertrauen zum Halter verlieren oder „nur“ lernen zu warten, bis niemand zuschaut.

Was mir an diesem Buch nicht gefällt

Im Grunde gibt es nur zwei Punkte, die mich bei der Lektüre des Buchs nicht begeistert haben. Zum Einen wird in fast jedem Kapitel die Behandlung mit Medikamenten angesprochen. Jeder vernünftige Halter sollte wissen, dass dies wirklich nur der letzte Ausweg ist. Völlig verzweifelte oder empathielose Menschen könnten jedoch auf die Idee kommen, sie unbedacht und vorschnell einzusetzen. Ich nehme an, dass besonders Halter von „Problemkatzen“ dieses Buch lesen, darunter werden nicht wenige sein, die bereits mit ihrem Latein am Ende sind oder sich einfach nur bequeme Lösungen suchen.

Der zweite Punkt ist die Beschreibung der Konditionierung beim Clickertraining. Hier wird empfohlen, der Katze den Clicker näher zu bringen, indem sie mit der Nase den Finger berühren soll. Im Grunde ist diese „Target-Übung“ erst nach der Konditionierung auf den Clicker und nicht als Konditionierung selbst geeignet. Die Katze lernt so, dass das Anstupsen des Fingers mit der Nase das Leckerchen bringt, nicht der „Klick“. Ich finde dieses Beispiel schlecht ausgewählt.

Fazit für mich:

Insgesamt finde ich das Buch mehr als nur gut: die Inhalte sind klar, präzise und einfach formuliert. Jeder interessierte Leser findet hier Erklärungen zu den häufigsten Problemen, die er auch verstehen und nachvollziehen kann. Die Ratschläge sind vielseitig, praxisnah und bewirken vor allem Verständnis für die natürlichen Verhaltensweisen und Verhaltensprobleme von Katzen. Es wird deutlich gemacht, dass es nicht die Katze ist, die das eigentliche Problem hat, sondern dass es ihre Umgebung und Haltung ist, die Probleme verursacht.

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3 Kommentare

  1. Hallo Miriam,
    nach der Lektüre vieler Deiner einfühlsamen und recht individueller Posts hier, ist mir die Aussage ‚Ich selbst konnte aus dem Buch schon noch so einiges mitnehmen‘ ausschlaggebend.
    Danke 🙂
    VG Silke

  2. Guten Morgen Miriam,
    ob mir das Buch noch Tipps für Allegra geben kann – bzw. für das Zusammenleben von Maus & Allegra? Und die Situation mit dem Nachbarskater Cäsar, der zu gern Hausbesuche machen möchte. Oder führt das zu weit?

    Ich vermute, bei unserer 13-jährigen Maus schleichen sich nun allmählich auch eher gesundheitliche Probleme ein. Denn je nach Tagesform ist sie mal extrem zickig und dann wieder schmusebedürftig bzw. lässt sich auch gern mal zum Spielen verleiten. In den nächsten Wochen werden wir sie sicherheitshalber zum Tierarzt bringen. Aber bei den letzten Tierarztbesuchen war er mit ihr noch recht zufrieden …
    Und bei Allegra können wir uns ja meist an die eigene Nase fassen, wenn im oder ums Klo herum etwas schief geht. Denn meist haben wir dann die Insulinabstände versehentlich überzogen. Oder ihren Futterlaunen dann doch mal nachgegeben.

    Eine Anleitung zum Clickertrining brauchen wir nun wohl nicht mehr. Allegra können wir mit ausgiebigen Spielrunden bzw. einem spannenden Katzen-TV oder dem Öffnen der Spielzeugschublade belohnen, entspannen oder beschäftigen. Und ähnlich ist es bei der Maus.

    Aber mir scheint, dass es trotzdem noch so manchen Tipp zum Verständnis von Katzen in dem Buch gibt!???
    Liebe Grüße
    Silke

    • Huhu Silke!
      Es kommt drauf an, welche Probleme ihr genau habt. Im Buch sind vor allem grundlegende Probleme beschrieben. Es geht darin auch um fremde Katzen in der Umgebung und um Revierstreitigkeiten. Aber ob das genau für euch passt, kann ich natürlich nicht sagen.

      Ich selbst konnte aus dem Buch schon noch so einiges mitnehmen. Vor allem, was das Einfühlen in Probleme und die Sicht der Katze angeht. Oft macht man sich das gar nicht so bewusst.

      Liebe Grüße
      Miriam

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