Rezension zum Buch „Miez, miez, na komm..“

Wer Katzen in der Wohnung hält, muss/sollte so einiges mehr bedenken und anders machen als Halter von Freigängern. Hier sind Beschäftigungsmöglichkeiten, Abwechslung, Klo- und Kratzmanagement besonders wichtig: die Katze kann sich draußen keine Alternative suchen und wenn sie es drinnen macht, ist das dem Halter auch nicht recht. Ein Buch, das all diese Besonderheiten – und noch viel mehr – beschreibt ist das Buch „Miez, Miez na komm…“ von Frau Dr. Sabine Schroll. Ich bin ein großer Fan ihrer Bücher und Veröffentlichungen und möchte heute meine Begeisterung für dieses spezielle Buch mit euch teilen.

Infos zum Buch:
Titel: „Miez, Miez, na komm… – Artgerechte Katzenhaltung in der Wohnung“
Verlag: Verlag Videel OHG
Autorin: Sabine Schroll
Preis: etwa 14,90€
ISBN: 3-89906-107-1
Seitenzahlen: 190 Seiten
Vorliegend: Auflage aus 2001
Softcover
Erhältlich zum Beispiel auf Amazon.

Inhalt und Aufmachung

Der Inhalt des Buchs ist komplett in schwarz/weiß gehalten: schwarzer Text auf weißem Papier und vereinzelte schwarz/weiß Fotos. Auch die Kapiteltitel und Überschriften sind in schwarz gehalten: die Kapiteltitel sind fett gedruckt, die Überschriften in kursiver Schrift. Es sind außerdem zahlreiche Listen im Buch zu finden. Die Formulierungen im Buch sind durchweg einfach verständlich und nachvollziehbar, teilweise auch humorvoll.

Insgesamt zählt das Buch 5 Kapitel. Nach einer zweiseitigen Einleitung, die dem Leser näher bringt, warum dieses Buch entstanden ist und was ihn beim Lesen erwartet, folgt das erste Kapitel: „Reif für die Katze?“. Auf 32 Seiten werden die grundlegenden Informationen vor Anschaffung einer Katze vermittelt. So werden eigene Erwartungen den Grundbedürfnissen und den typischen Verhaltensweisen von Katzen gegenüber gestellt. Ebenso werden Domestikation, Entwicklung, Sozialisation und Charaktertypen beschrieben. Auch einen Bereich zur Vererbung von Verhalten findet sich hier. Es werden Vor- und Nachteile von Rassekatzen, Hauskatzen und „Second-Hand“-Katzen angesprochen. Ebenso werden charakterliche Unterschied zwischen Katze und Kater in diesem Kapitel thematisiert. Themen wie das „richtige“ Alter und die Auswahl der Katze, sowie die „richtige“ Anzahl an Katzen im Haushalten sind ebenso zu finden.

Kapitel zwei trägt den Titel „Gefunden“. Es streckt sich auf 20 Seiten und beschäftigt sich mit dem ersten Tierarztbesuch, der Eingewöhnung und den Sinnesleistungen der Katze. Auch Laut-, Körper- und Duftsprache sind Teil dieses Kapitels.

Die folgenden 74 Seiten bilden das dritte Kapitel: „Lifestyle für Katzen“. Es beschäftigt sich vor allem mit der artgerechten Wohnungseinrichtung und Haltung der Katze. So werden Ernährung, Fress- und Trinkverhalten ebenso angesprochen, wie das Toilettenmanagement und Kratzmöglichkeiten. Auch Kratz- und Duftmarkierung bei Katzen werden hier erklärt: aufgrund dieser natürlichen Verhaltensweisen bringt die Autorin dem Leser näher, welche Anzahl, Größe und welcher Standort für Katzenklo und Kratzbaum empfehlenswert sind. Auch die Beschäftigung und der dreidimensionale Aufbau in der Katzenwohnung werden thematisiert, ebenso wie Schlaf- und Ruheplätze. Es werden Vor- und Nachteile von „Katze im Bett“ einander gegenüber gestellt. Ein großer Teil dieses Kapitels macht zudem auch der Inhalt zu gesicherten Katzengärten aus.

Kapitel vier – „Wellness – Gesundheitsvorsorge“ – besteht aus 25 Seiten. Hier werden Themen wie Impfungen, regelmäßige Gesundheits-Checks, Parasiten, Übergewicht und Zahnpflege besprochen. Verhaltensstörungen, Alter, Tod, Erbrechen und Durchfall sind ebenso Themen dieses Kapitels wie die Krankheiten FLUTD, FelV, FIV und FIP.

Das fünfte und letzte Kapitel trägt den Titel „Und man kann sie doch erziehen“. Auf 23 Seiten bringt die Autorin dem Leser näher, wie Katzen lernen, wie Erziehung für Katzen am zielführendsten funktioniert und warum Strafe unangebracht ist. Auch einen kleinen Teil über das Clickertraining findet der Leser hier.

Letztlich folgen Schlusswort, Literaturhinweise und 4 Seiten Werbung für thematisch passende Bücher.

Was mir an diesem Buch gefällt

Die Texte sind – trotz der Qualifikation der Autorin und ihrem enormen Wissen – nicht oberlehrerhaft oder bestimmend, sondern sehr sympathisch, nachvollziehbar und humorvoll formuliert. Es wäre zu viel, alles aufzuzählen, was mir an diesem Buch wirklich gefallen hat, aber insgesamt hat mir das Lesen mehr als Spaß gemacht: nicht nur, weil die Texte so toll geschrieben sind, sondern weil die vermittelten Inhalte so umfassend und zeitgemäß sind. Obwohl die Auflage, die ich in Händen hatte 13(!) Jahre alt ist, hat Frau Schroll hier Wissen vermittelt, dass bei anderen Autoren heute noch nicht angekommen ist: so zum Beispiel die Aussage, dass Katzen bereits früh kastriert werden können und Kater und Katze in jedem Fall kastriert gehören. Auch, dass Impfungen nach individuell auf die Katze angepassten Impfplänen – und nicht strikt jedes Jahr – durchgeführt werden sollten wird angesprochen. Die Inhalte zu FelV und FIP sind ebenfalls fachlich korrekt: in wie vielen Büchern ist hierzu halbgares Falschwissen abgedruckt – auch heute noch?!…

Um die einzelnen Inhalte der jeweiligen Abschnitte zusammen zu fassen, werden am Ende des Abschnitts jeweils kurze, zusammenfassende Listen abgedruckt: so ist die Übersicht einfacher. Auch der Vergleich von natürlichen Verhaltensweisen und den Möglichkeiten in der Wohnungshaltung sind sehr hilfreich, so versteht der Leser, warum die Autorin viele wichtige Tipps gibt. Im Buch finden sich Anleitungen zu einem Fenstergitter-Rahmen und zu einem Katzen-Balkon, viele wichtige Sicherheitshinweise und praxisnahe Hinweise, wie Unsauberkeit und „Fremdkratzen“ umgeleitet werden können. Die Gestaltungstipps für drinnen und draußen, Tipps (und Sicherheitshinweise) für Spielzeuge und Beschäftigung und Erklärungen zu Katzenverhalten sind toll.

Die Autorin gibt Ratschläge, welche Katzen zusammenpassen und räumt mit Vorurteilen wie „Kastration macht dick“, „Katzen sind Einzelgänger“ oder „früh getrennte Kitten werden anhänglicher“ auf. Auch der allgemeine Irrglaube, Unsauberkeit hätte etwas mit Boshaftigkeit oder Vorsatz zu tun wird nachvollziehbar widerlegt. Besonders interessant fand ich die Erklärungen, warum Katzen Stellen wie Elektrogeräte, Taschen und (Baby)-Bekleidung markieren. Ein Satz im Bereich zur Unsauberkeit hat meine besondere Aufmerksamkeit erregt: Zitat Seite 78: „Ihr Ziel sollte nicht die Begrenzung von unangenehmem Geruch aufs Katzenklo sein, sondern ein sauberes Katzenklo, das nicht riecht!“ – so simpel und doch so passend und ich breche mir oftmals fast de Finger, um zu erklären, warum Haubenklos für viele Katzen nicht annehmbar sind 😀

Etwas, das ich aus diesem Buch lernen durfte ist, dass – und warum – Katzen lautlos miauen: kannte ich bisher nicht. Die Autorin schreibt dazu (Zitat, Seite 53) „Aber Sie hören nichts, weil das, was sie Ihnen mitteilt, eigentlich unsagbar schön ist“. Ich werde in Zukunft jedenfalls mal genauer hinschauen, ob und wann meine Katzen lautlos miauen 😉

Was mir an diesem Buch nicht gefällt

Ich gebs zu: ich bin ein Augenmensch und verrückt nach Fotos. Daher finde ich es schade, dass die Fotos hier schwarz/weiss sind und dazu teilweise noch von sehr schlechter Qualität. Das Anschauen macht oft keinen Spaß, weil teilweise eine große schwarze Masse statt Grauabstufungen zu sehen ist: man muss oft mehrmals hinschauen und raten, um sich einigermaßen vorstellen zu können, was das Foto zeigen soll. Ich nehme an, in neueren Auflagen des Buchs ist dies aber kein Problem mehr.

Ebenfalls nicht gefallen hat mir der Hinweis zu pauschalen Entwurmungen: bei Freigängern alle 3-9 Wochen und Wohnungskatzen mindestens einmal im Jahr. Zwar wird auch erklärt, dass bei Wohnungskatzen erst der Befall durch die Untersuchung einer Kotprobe nachgewiesen und erst dann behandelt werden könne, aber mir ist das noch zu strikt und zu wenig differenziert. Zudem hat es mich etwas brummelig gestimmt, dass hier öfter mal die Wasserspritze als „Erziehungshilfe“ angesprochen wird.

Fazit für mich:

Ich bin ganz ehrlich: in letzter Zeit muss ich mich oft sehr dazu zwingen, Bücher über Katzen auch nur anzurühren, geschweige denn zu lesen. Irgendwie steht in den Meisten nichts Neues, häufig auch so unglaublich viel Falsches, dass es mir immer weniger Spaß macht, „0815“-Katzenbücher zu lesen. Dieses Buch hat mich zeitweise aus diesem Tief rausgeholt: das Lesen macht wirklich Spaß, die Texte sind eingängig und sehr einfach zu verstehen: das eine oder andere Schmunzeln konnte ich mir nicht verkneifen. Ich konnte so einige interessante Dinge lernen und fand die Schilderungen aus Sichtweise der Katze sehr aufschlussreich.

Meiner Meinung nach eignet sich dieses Buch für alle Wohnungskatzenhalter, aber auch teilweise für Halter von Freigängern, denn die Inhalte behandeln alle wichtige Themen der Katzenhaltung. Ich jedenfalls kann es sowohl Anfängern, als auch „alten Hasen“ empfehlen: etwas Interessantes und Lehrreiches findet Jeder, der aufmerksam liest 😉

Gefällt dir der Inhalt?

0 / 5 ( 0 Bewertungen)

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Es tut mir leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!

Lass uns diesen Beitrag verbessern!

Wie kann ich diesen Beitrag verbessern?

2 Kommentare

  1. Hallo Miriam,
    das ist die erste Buchbesprechung die ich von dir lese. Du hast eine sehr strukturierte und klare Zusammenfassung geschrieben,mit positiven und negativen persönlichen Eindrücken zum Schluß.
    Ich habe das Buch auch gelesen und bin begeistert. Ich habe eine Auflage von 2007, mit bunten Bildern 😉 , aber die sind auch nicht viel besser.
    Was mir besonders gefallen hat, war die Aussage im Kapitel „Aller guten Katzen sind, eine, zwei ..oder noch mehr?“ das man nie mehr Katzen halten sollte als Räume in der Wohnung und Hände zum Streicheln zur Verfügung stehen. Wobei mir vor allem letzteres wichtig ist, auch wenn es nicht nur ums Streicheln geht. Was allerdings fehlt ist das klar sein muss, das man für Katzen über die üblichen Haltungkosten auch eine gewisse finanzielle Sicherheit haben sollte um auch unvorhergesehene Tierarztkosten bezahlen zu können.

    Und im folgenden Kapitel „Und nun endlich: Wie sucht man eine Katze aus?“, den Tip wie man die passende Katze findet und worauf man achten sollte.
    Auch das Kapitel „Wellnes – Gesundheitsvorsorge“ ist gut verständlich geschrieben, auch wenn man sich mit dem Thema Krankheit nicht so gern auseinandersetzt.
    Alles in allem, finde ich, ein absolutes „Must have.“ für jeden der eine oder mehrere Katze halten möchte oder hat.

  2. Mjau-prrrt!
    Wir lesen hier alle deine Artikel, und immer wieder sind wir ganz begeistert, wie sorgfältig du arbeitest, wieviel Mühe du dir gibst. Wieviel Geduld du aufbringst, um auch äußerlich einer gewissen Form gerecht zu werden, gerade bei den Buchsprechungen. Toll!
    >°.°<
    Neulich das Katzenklickerbuch haben wir gleich bestellt – nach zwei Jahren erfolgreichem 'Klickertraining' war es ohnehin Zeit für "weiterführende Literatur" und ein wenig Abwechslung im Programm …
    … und auch diesen Buchhinweis finde ich wieder ganz enorm hilfreich, so ein bisschen was Neues kann nicht schaden.

    Jetzt schnurren und wünschen wir dir und deinen Miezen noch einen heiteren Jahresausklang, Gesundheit, Glück und Freude für 2015!

    Ginivra & mo jour
    aus dem
    Büro für besondere Maßnahmen

Schreibe einen Kommentar

Dein Kommentar erscheint erst nach Freigabe durch Miriam in der Kommentarliste. Die Überprüfung kann einige Tage dauern. Die erforderlichen Felder sind mit * markiert, deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.