Miriam auf dem Leonardo Züchtertag 2019

Den vergangenen Samstag habe ich auf dem Leonardo Züchtertag verbracht. Die Firma BEWITAL bietet interessierten Züchtern seit einigen Jahren dieses Event an. Regelmäßige Leser wissen, dass Weiterbildung und Kontakte-Knüpfen für mich unglaublich wichtig sind. Ich gehe darin regelrecht auf. Deswegen habe ich die Einladung zum Züchtertag selbstverständlich mit Handkuss angenommen. Und ich wurde nicht enttäuscht, denn ich durfte eine Menge lernen und erleben. Im heutigen Rückblick möchte ich euch an diesem abwechslungsreichen, lehrreichen Tag teilhaben lassen.

Über die Firma BEWITAL

Die Firma BEWITAL unterhält ihre eigene Spedition und stellt seit Anfang der 1980er Jahre Heimtierfutter her. Davon werden laut eigenen Aussagen jährlich etwa 28.000 Tonnen produziert. Die Katzenfuttermarken Leonardo und bewi cat sind Teil des Sortiments. Der 70.000qm große Firmensitz der BEWITAL Holding GmbH & Co. KG befindet sich in Südlohn, NRW. Auch das Nassfutter- und Trockenfutterwerk befinden sich auf dem Gelände. Von hier aus gehen die Produkte in die ganze Welt. Verschiedene Aktionen zeigen, dass die Firma mit über 400 Mitarbeitern auch Wert auf Umweltbewusstsein, Tierschutz und soziale Verantwortung legt.

Über den Leonardo Züchtertag 2019

Seit einigen Jahren organisiert BEWITAL den Züchtertag. Hier können sich interessierte Züchter weiterbilden und persönlich austauschen. Als Referenten stehen stets bekannte Namen auf dem Programm. Dieses Jahr hat die Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik, Dr. Julia Fritz, ihr Wissen über Katzenernährung mit uns geteilt. Anschließend informierte uns die Tierärztin Barbara Thiel noch über die Futterherstellung im Hause BEWITAL. Der letzte Programmpunkt des achtstündigen Tages bestand aus der Werksführung durch Nassfutter-, Trockenfutterwerk und Labor.

Weiterbildung mit Dr. Julia Fritz auf dem Leonardo Züchtertag

Weiterbildungsunterlagen vom Leonardo Züchtertag
Weiterbildungsunterlagen vom Leonardo Züchtertag

Von etwa 10 – 15 Uhr führte uns Dr. Julia Fritz tief in die Katzenernährung. Wir lernten nicht nur die Grundbedürfnisse des Fleischfressers Katze kennen. Denn natürlich wurden auch Besonderheiten während Trächtigkeit, Laktation und Wachstum thematisiert – wir waren schließlich auf einem Züchtertag 😉 Dr. Fritz erläuterte zudem die wichtigsten Nährstoffe und ihre beeinflussenden Faktoren. Der Wasserbedarf und das Trinkverhalten der Katze waren ebenfalls Thema.

Anhand von Fallberichten inklusive Bild- und Videomaterial konnten wir uns selbst überzeugen, was gravierende Fehlversorgungen anrichten können. Röntgenbilder, Videos von Zitteranfällen und „Gummikiefern“ (Folge eines schwerwiegenden Kalzium-Mangels) machten das Ganze sehr anschaulich.

Mythen rund um die Katzenernährung als Teil des Vortrags

Die üblichen Mythen zu Kohlenhydraten, Zucker und Getreide durften bei diesem Vortrag natürlich auch nicht fehlen 😉 Dr. Fritz erläuterte, was an diesen Reizthemen dran ist und was wir getrost als „Halbwissen“ einordnen können: Zucker im Futter löst keinen Karies bei Katzen aus. Er ist auch kein Lockstoff. Getreide und Kohlenhydrate sind nicht per se schlecht. Durchdacht und in vernünftigen Mengen eingesetzt müssen diese Inhaltsstoffe keine Panikreaktionen auslösen. Zumal es große Unterschiede zwischen verschiedenen Zucker-, Kohlehydrat- und Getreidearten gibt. So ist ein pauschales Urteil kaum möglich.

Außerdem sprachen wir über den vielgehörten Vorwurf, Tierärzte lernen in ihrem Studium nichts über die Katzenernährung. Auch die Beeinflussung großer Futterhersteller im Studium war Thema. Beides kann so pauschal in den Topf „Mythen“ einsortiert werden.

Wichtige Hinweise zu Übergewicht und Kalorienbedarf der Katze

Während die Folie zum Idealgewicht verschiedener Katzenrassen auf der Leinwand erschien, breitete sich ein Raunen im Zuhörerraum aus. Schnell war klar, dass die Werte nach Ansicht vieler Zuhörer in einem unrealistisch niedrigen Bereich lagen. Dr. Fritz erklärte, etwa 50-60% aller Katzen sei übergewichtig und ihre Halter würden dies nicht bemerken. Daraufhin wurde das Raunen noch lauter. Erste Einwände wurden vorgetragen und es entwickelte sich eine Diskussion zwischen einer Züchterin und Frau Thiel, der Tierärztin von BEWITAL. Die Diskussion verlief meiner Meinung nach nicht wirklich fruchtbar. Ihr „von außen verordnetes“ abruptes Ende ließ alle irgendwie unbefriedigt zurück. Das hätte man in meinen Augen besser lösen können.

Die angegebenen Zahlen zum Idealgewicht sind auch für mein Empfinden sehr niedrig. Meine schlanken Perserdamen hätten nach diesen Werten massives Übergewicht, selbst im Sommer. Denn 500-1500g „drüber“ sind bei einer Katze ein ganz schöner Batzen. Sehen, Fühlen, FBMI nachrechnen und der Vergleich mit anderen Gewichtstabellen bringt mich da jedoch zu einem gänzlich anderen Ergebnis.

Da ich keine Ahnung habe, wie genau diese Werte ermittelt wurden (Knackpunkt z. B. Winter- vs. Sommerfell, Statur usw.), möchte ich mir dazu kein abschließendes Urteil erlauben. Kann ja auch sein, dass ich einfach betriebsblind bin. Da Dr. Fritz zu fast allen Angaben und Untersuchungen Quellen angab, kann ich nochmal selbst recherchieren.

Insgesamt hat mich dieser Teil nämlich schon aufgerüttelt. Denn Übergewicht ist ein schwerwiegendes – aber unterschätztes – Problem bei Katzen. Schließlich bringt es auch gesundheitliche Nachteile mit sich. Übergewicht ist beispielsweise ein Hauptfaktor für die Entstehung von Diabetes. So wurden wir auch genau darüber aufgeklärt, wie viele Kalorien Katzen in verschiedenen Lebenslagen wirklich brauchen. Und natürlich auch, dass dieser Kalorienbedarf stark abhängig von Aktivität und Leistung (Trächtigkeit, Laktation, Wachstum) ist. Der Hinweis, dass ein schnelles Wachstum mit einem erhöhten Risiko für späteres Übergewicht einhergeht, ist allemale wissenswert.

Bei Fertigfutter genau hinsehen

Deklaration der Zusatzstoffe auf einer Katzenfutterdose
Deklaration der Zusatzstoffe auf einer Leonardo-Dose

Nicht nur gekochtes, sondern auch rohes Fertigfutter waren Themen des Vortrags. So durften wir lernen, dass es zwar gesetzlich vorgeschrieben ist, dass ein „Alleinfutter“ alle Nährstoff-Bedarfe der Katze abdeckt – dass dies aber praktisch nur bei Anzeigen gegen den Hersteller überprüft würde. Prüfungen „von Haus aus“ wären nicht zwingend und würden auch von keiner unabhängigen Stelle kontrolliert.

Alleinfuttermittel, die nicht alles enthalten, was die Katze braucht, sind auch mir schon unter die Augen gekommen – sowohl als Nass- oder auch als Rohfutter. Keine schöne Situation für uns Verbraucher!

Ein weiterer – für mich – interessanter Punkt betraf Aussagen zu Nährstoffzusätzen. Dr. Fritz erklärte, dass diese zwar unter die Zusatzstoffe fallen, aber z.B. B-Vitamine und Vitamin E nicht in der Deklaration auftauchen müssten. Heisst also: Auch, wenns nicht draufsteht, kann es zugesetzt sein. Dies betrifft Nährstoffe, für die keine offizielle Höchstgrenze bei der entsprechenden Zieltierart festgelegt ist.

Auf meine Frage, ob dies auch für Taurin gelte, gab mir Dr. Fritz entsprechende Ansatzpunkte für weitere Eigenrecherche an die Hand. Daraufhin habe ich noch einmal in den Leitfaden zur Kennzeichnung von Einzelfuttermitteln und Mischfuttermitteln geschaut: Taurin ist dort nicht als kennzeichnungspflichtiger Zusatzstoff aufgelistet.

Tierärztin Barbara Thiel über die Futterherstellung bei BEWITAL

Frau Thiel, die Tierärztin von BEWITAL erzählte uns im Anschluss Näheres zur Futterproduktion. Sowohl Umweltaspekte, Qualitätssicherung als auch Innovation spielten laut ihrer Aussage eine wichtige Rolle bei BEWITAL. Seit 1985 sei Nass- und Trockenfutter für Hund und Katze der Firma auf dem Markt. Ab 2015 wurde das Nassfutter für Katzen selbst auf dem eigenen Gelände produziert. Die Trockenfutterherstellung geschehe im sogenannten Thermal-Mix-Verfahren: ein spezielles Verfahren, das mit Wasserdampf arbeitet. So wäre es möglich, für die Trockenfutter-Herstellung Frischfleisch statt Fleischmehl zu verwenden. Insgesamt könne das Trockenfutter durch dieses Verfahren ressourcenschonender, besser verdaulich und nährstoffreicher ausfallen. Außerdem seien weniger Zusatzstoffe in der Produktion nötig.

Auch zur Nassfutterherstellung und Analyse des hergestellten Futters konnten wir in diesem Vortrag etwas lernen.

Werksbesichtigung im Nassfutter- und Trockenfutterwerk von BEWITAL

Boden einer Katzenfutterdose mit MHD, Hersteller- und Chargennummer
Boden einer Leonardo-Futterdose mit MHD, Hersteller- und Chargennummer

In zwei Gruppen wurden wir – mit Schutzkitteln bekleidet – durch die beiden Futterwerke geführt. Unser jeweiliger Führer erklärte uns alles von der Anlieferung der Rohwaren bis hin zum Vertrieb des fertigen Futters. Wir stellten Fragen, schauten in Futtermischer hinein (sie waren zur Reinigung abgeschaltet 😉 ) und warfen einen Blick auf einzelne Inhaltsstoffe. Die Leistung und Größe der Maschinen hat mich beeindruckt. So soll der Extruder beispielsweise 2-6 Tonnen Futter pro Stunde verarbeiten können – in 2kg-Futtersäcke umgerechnet sind das ganze 1000 – 3000 pro Stunde!

Insgesamt würden bei BEWITAL etwa 20-24 Tonnen Futter je Charge produziert. Damit Qualitätssicherung und Rückrufaktionen effizient organisiert werden können, sind auf dem Großteil der Rohwaren-Verpackungen EAN-Strichcodes aufgedruckt. Sie machen es möglich, dass ausgelieferte Produktchargen bis zum Rohstoff zurückverfolgt werden können. Rückrufaktionen seien durch gesetzliche Vorgabe – so erklärte man uns – binnen drei Stunden abzuwickeln. Aller organischer Abfall – also auch Futter aus Rückrufaktionen – werde in einer Biogas-Anlage verbrannt. Zur Qualitätssicherung gebe es neben verschiedenen Kontrollpunkten (Überprüfung von Temperatur und Wassergehalt) während der Herstellung auch Metalldetektoren.

Da mir mein Kreislauf während dieses heißen Tages einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, habe ich an der Führung durch das Nassfutterwerk nicht teilgenommen. Ich hoffe aber, sie bald nachholen und dann vielleicht auch Fotos machen zu können 😉

Das Labor

Die Vorstellung vom hochsterilen Reinraum mit Luftschleusen traf hier natürlich nicht zu 😉 Gerätschaften und Behälter ließen jedoch keinen Zweifel zu, in welchem Raum wir uns befanden. Frau Thiel übernahm auch hier wieder die Erklärungen zu Testverfahren, Qualitätssicherungsmaßnahmen und ausgesuchten Inhaltsstoffen. Sie erklärte uns, dass bereits bei der Anlieferung der Rohwaren die ersten Qualitätskontrollen stattfänden: Analyse auf Rohprotein, Rohfett-, Feuchtigkeitsgehalt und Fettgehalt.

Diese Tests finden alle im hauseigenen Labor statt. Zu Vorführungszwecken führte Frau Thiel so eine Analyse vor unseren Augen durch: binnen Sekunden war das Gerät fertig und zeigte Ergebnisse an. Wir erfuhren auch, dass ausführlichere Tests direkt nebenan durchgeführt werden. Ebenfalls im eigenen Labor finden DNA-Tests der Fleischlieferungen statt – damit sichergestellt ist, dass auch die Fleischsorte ins Futter kommt, die von Allen erwartet wird. Schnelltests der verwendeten Fette und auf Mykotoxine (Pilzgifte) in Getreide können ebenfalls direkt im BEWITAL-Labor durchgeführt werden.

Ein externes Labor werde laut Aussage Frau Thiels damit beauftragt, eine Tages-Sammelprobe auf mikrobiologische Unbedenklichkeit zu testen. Etwa alle 3000 Tonnen kontrolliert ein externes Labor zudem den Schadstoffgehalt des produzierten Futters. Um Verbraucherbeschwerden effizient zu bearbeiten, lagert BEWITAL Rückstellmuster des produzierten Futters ein, bis das Mindesthaltbarkeitsdatum der jeweiligen Charge abgelaufen ist.

Mein persönlicher Eindruck vom Leonardo Züchtertag 2019

Inhalt der Leonardo Goodiebag
Inhalt der Leonardo Goodiebag: Rascheltunnel, Futterdose, Haarentfernerbürste und Infobroschüre

Mein Kopf hat nach diesem Tag ganz schön geraucht. Es gab so unglaublich viel zu sehen, zu lernen. Meine Notizen sind entsprechend umfangreich ausgefallen 😉 Die Atmosphäre war locker, wir Teilnehmenden wurden gut verpflegt. Ich als „Außenstehende“ hatte keinerlei Probleme, in Kontakt zu kommen. Auch, wenn ich nach knapp 10 Jahren Eigenrecherche einen Großteil des Ernährungsvortrags von Dr. Fritz bereits kannte, gab es auch für mich einige hochinteressante Ansatzpunkte, die mir Mehrwert boten.

Da Dr. Fritz sich als sympathische, offene Person herausstellte, konnte ich jede Menge Fragen loswerden. Und bekam diese auch fachlich kompetent beantwortet. Ich muss nicht sagen, wie sehr mich das gefreut hat 😉 Durch die ganzen Verweise auf Studien und Verordnungen profitiere ich also langfristig von diesem Vortrag.

Auch die BEWITAL-Mitarbeiter (samt Geschäftsführer) waren aufgeschlossen und hilfsbereit. „Kaffeefahrt-Charakter“ hatte die Veranstaltung glücklicherweise nicht. Tatsächlich wurden die Leonardo-Produkte nicht in den Vordergrund gerückt und auch niemandem „aufgeschwatzt“. Sicherlich gab es neben der Goodiebag auch kleinere Werbeartikel auf der Veranstaltung – aber wer nicht wollte, kam damit nicht in Kontakt. Insgesamt ist der Tag für mich lehrreich und lustig ausgefallen.

Ein paar wichtige Kontakte konnte ich auch knüpfen – hoffentlich werden sie den einen oder anderen zukünftigen Blogartikel bereichern 😉





P.S.: Ich bedanke mich ganz herzlich bei Daniela von VIDAMAS Somali für die Einladung zum Leonardo Züchtertag. Danke, dass du an mich gedacht hast! Auch der Firma BEWITAL möchte ich für diesen tollen Tag und die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Testberichts danken.

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2 Kommentare

  1. Liebe Miriam,

    danke für diesen Bericht, es ist wiedermal toll, dass du uns teilhaben lässt an so einer Veranstaltung!
    Vor allem, weil man sich auf deine Unbestechlichkeit verlassen kann.
    Bei mir merke ich, dass BEWITAL durch Offenheit punktet, das macht die Firma sympatisch und so kauft man das Futter auch gerne. Gute Strategie von BEWITAL!
    Freue mich schon auf weitere Berichte von Veranstaltungen, die ich nicht besuchen kann und grüße herzlich nach Gelsenkirchen
    Ursel

    • Huhu Ursel!
      Danke für deine Rückmeldung. Transparenz und Kommunikation machen auch für mich nen riesen Unterschied: es gibt auf dem Markt haufenweise Hersteller. Und mittlerweile auch Viele, die gutes Futter herstellen. Da muss sich ein Hersteller irgendwie positiv abheben, um eben das Pünktchen Unterschied zu machen. Ich hab dort so vieles gefragt und hab nie eine abwehrende Antwort bekommen. Und ich kann viel fragen 😀 Geduld haben dort zumindest alle bewiesen 😉

      Ich hoffe auch, dass ich weiterhin auf Veranstaltungen gehen und davon berichten darf. Ist ja nicht nur für mich als Privatperson unglaublich bereichernd, sondern auch als Bloggerin: so hab ich neuen Input, den ich an euch weitergeben kann. Ihr seid ja genau so neugierig wie ich 😉

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