Selbst, wenn ihr alle hier erwähnten Punkte beachtet – und das sind nicht wenige – habt ihr immer noch keine Garantie, an einen seriösen Züchter zu geraten. Die ganz üblen Vermehrergestalten, die nur auf Profit aus und denen ihre Tiere egal sind, werdet ihr damit aber zumindest ausschließen können.
Folgende Themen umfasst die Artikelserie:
Teil 1/4: "So wird betrogen"
Teil 2/4: "So gehts richtig"
Teil 3/4: "Wie dagegen vorgehen?"
Teil 4/4: "Fazit?"
Wie gehts richtig?
Grundsätze sind ohnehin: Kitten werden (mindestens) zweifach geimpft erst ab frühestens der 12ten Lebenswoche abgegeben, ins neue Zuhause gebracht oder beim Züchter abgeholt. Übergabe auf Parkplätzen, Pommesbuden oder Raststätten sind Themen über die ihr nicht im Ernst sprechen müsst. Auch über eine frühere Abgabe muss nicht diskutiert werden. Ihr bekommt einen Kaufvertrag, der alle Regeln und Pflichten – beider Seiten – auflistet, alle Daten eindeutig zugeordnet (Chipnummer, Name, Rasse und Farbe der Katze, alle eure Daten und die des Züchters) und korrekt enthält.
Papiere wie Stammbaum, Gesundheitszeugnisse und Impfpass für die jeweilige Katze sind ebenfalls nicht-diskutierbarer Standard. Ja, auch und gerade dann, wenn ihr nicht züchten wollt. Die Katze ist kein Mix, die Eltern haben beide Stammbäume, werden regelmäßig und fachmännisch auf Erb- und Infektionskrankheiten untersucht (Nachweise davon werden euch gerne gezeigt!) und der Züchter ist zwingend in einem Zuchtverein. Regelmäßige und generationenübergreifende Spezialuntersuchungen auf Erbkrankheiten, durchdachte Auswahl von Zuchttieren und solides Zuchtwissen sind die wichtigsten Punkte, die Züchter von Vermehrern (auch "mit Papieren") unterscheiden.
Wenn jemand diese einfachen Grundlagen schon nicht erfüllen will oder kann, lasst unbedingt die Finger davon. Auch, wenn es noch so billig erscheint – ihr spart am falschen Ende und müsst nicht noch mit Gewalt dazu beitragen, dass man euch übers Ohr haut.
Wie erkenne ich einen seriösen Züchter?
Es sind neben den oben erwähnten Grundlagen hunderte kleine Puzzleteile, die letztlich ein Ganzes ergeben. Fragt euch bei der Recherche immer "Möchte ich ein billig produziertes Kätzchen, das aussieht wie eine Rassekatze – oder eine tatsächliche Rassekatze, die den möglichst besten Start ins Leben hatte?". Denn bevor ihr euch auf teure "Billigangebote" einlasst, geht lieber zum Tierschutz – da bekommt ihr teilweise auch Rassetiere. Und selbst wenn nicht, sind sie es nicht weniger als die vom Vermehrer, nur, dass ihr da eher weniger Betrüger unterstützt. Und auch weit weniger Geld bezahlt.
Recherche, Recherche, Recherche
Lasst die Suchmaschinen glühen: sucht nach dem Züchter selbst, der entsprechenden Rasse, dem Zuchtverein und schaut auch, ob ihr etwas über einzelne Tiere aus der Zucht findet. Nicht alles, was im Internet steht, stimmt auch so – aber wenn ich zahlreiche Einträge über negative Erfahrungen und Vorkommnisse lest, solltet ihr euch Gedanken machen, wie das zustande kommt. Interessanterweise werdet ihr manchmal von den übelsten Vermehrern teilweise auch auffallend gar nichts Negatives finden – nämlich beispielsweise dann, wenn Viele davon wissen, aber aus Angst und/oder eigener Profitgier öffentlich nichts dazu schreiben wollen. Es gibt in der Züchterwelt leider wirklich absolut tiefe Abgründe, die eher an einen ausgedachten Kriminalfall erinnern als an die Realität.
… über Erbkrankheiten
Wenn ihr schon einen bestimmten Züchter oder zumindest eine bestimmte Rasse im Auge habt, informiert euch über die entsprechenden Erbkrankheiten. Und auch darüber, mit welchen Tests und unter welchen Voraussetzungen diese zuverlässig nachgewiesen werden können. So sind zum Beispiel spezielle Herzultraschalls auf erblich bedingte HCM erst ab einem gewissen Alter wirklich zuverlässig, verschiedene Gentest auf Erbkrankheiten nur bei bestimmten Rassen aussagekräftig usw.
Soweit es möglich ist, informiert euch auch, welche Spezialisten für Spezialuntersuchungen besonders empfehlenswert sind (z. B. zertifizierte Kardiologen). Es nutzt nichts, wenn Zuchtuntersuchungen beim Haustierarzt "um die Ecke" durchgeführt werden, weil dieser kaum genug Wissen und/oder Erfahrung hat, um Krankheiten auszuschließen oder einzuschätzen. Auch pawpeds.com kann zum Teil Aufschluss über solche Untersuchungen geben.
Untersuchungen auf Erbkrankheiten sind ein Muss für eine einigermaßen sinnvolle Zucht! Sie müssen unter Umständen regelmäßig stattfinden, aber vor allem wenigstens einmal im Leben bei jedem Zuchttier der Linie – bei manchen Erbkrankheiten ist es auch nötig, sie mehrmals durchführen zu lassen. Treten bei der jeweiligen Rasse oder Linie mehrere Erbkrankheiten verstärkt auf, sind natürlich alle – und nicht nur ausgewählte davon – mit geeigneten Testverfahren auszuschließen.
Vermehrer, die dies nicht machen oder – genau so schlimm – erbkranke Tiere nicht aus der Zucht nehmen, haben keinerlei Interesse an der Gesunderhaltung ihrer Tiere – egal, welche Ausreden sie haben.
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… über den betreffenden Züchter
Schaut euch die Webseite des Züchters an: Welchem Zuchtverein gehört er an? Welche Informationen könnt ihr finden? Welche Sorgfalt legt er auf die Pflege seiner Webseite? Auf welche Erb- und Infektionskrankheiten lässt er testen? Wie viele Tiere hält er, wie viele Würfe in welcher Zeit hat er regelmäßig? Wie sind seine Anforderungen an Katzenkäufer? Besteht er auf eine Kastrationsvereinbarung oder gibt seine Tiere sogar schon frühkastriert ab? In welchem Alter werden Kitten abgegeben, welche Ausstattung bringen sie mit (Impfungen, Stammbaum, Gesundheitszeugnis, Chip)? Es ist unerheblich, ob ein dickes Starterpaket mit Futter und Spielzeug mitgegeben wird, wenn dafür an den wichtigen Dingen wie Impfungen gespart wird.
Hat der Züchter eine Facebook-Fanpage für seine Zucht eingerichtet, lest euch alle bisherigen Beiträge durch und verfolgt das Ganze auch in der Zukunft. Wie transparent geht der Züchter vor? Wie geht er mit kritischen Nachfragen um? Wie behandelt er Menschen, die dort nach Katzen fragen? Postet er dort regelmäßig oder nur, wenn es neue Kitten gibt? Schreibt er auch etwas über ehemalige Tiere, die schon beim neuen Halter leben? Schreiben diese Halter auch auf der Seite mit, was sagen sie? Ist es möglich, diese zu kontaktieren und selbst einmal nach Erfahrungen zu fragen?
… über Linien und Tiere
Das ist ein Punkt, der kniffelig werden kann. Die Suchmaschine anwerfen und nach Catterynamen, Katzennamen – auch in Verbindung mit Erbkrankheiten – zu suchen, dürfte aber Jeder können. Wer tiefer einsteigen möchte, schaut, ob die Vorfahren überall die gleichen Daten aufweisen, ob sie zu dem Zeitpunkt auch wirklich Nachwuchs bekommen haben (Waren die Katzen währenddessen schon kastriert? Lebten sie woanders? Waren sie selbst noch nicht geboren?), woher sie stammen und wohin sie eventuell gegangen sind. Schaut auch einmal, ob diese Tiere woanders vielleicht mit anderen Rassen, Farben oder Geschlechtern gelistet sind. Ob sie im Zusammenhang mit anderen "Vorfällen" genannt werden. Man kann darüber so manch "kuriose" Geschichte verfolgen.
… über den betreffenden Zuchtverein
Schaut euch die Webseite des Zuchtvereins an: wenn ihr dort Aussagen findet wie "Wir stellen auch Stammbäume für Hauskatzen aus" oder "Für alle, denen andere Vereine zu viele Regeln aufstellen", solltet ihr ohne weiteren Gedanken die Finger davon lassen. Schaut euch die Satzung des Vereins an, schaut, worauf Wert gelegt wird. Welche Untersuchungen sind vorgeschrieben, wie müssen sie nachgewiesen werden? Welche Vorgaben zur Abgabe von Katzen gibt es? Wie viele Würfe sind erlaubt, wann ist eine Erstdeckung erlaubt? Sind Ausstellungen und Zuchtuntersuchungen vorgeschrieben? Ist der Verein einem Dachverband angeschlossen? Wie lange gibt es den Verein und aus wie vielen Mitgliedern besteht er? Googelt auch ruhig einmal nach den Vorsitzenden des Vereins und dem Verein an sich. Denn nicht alles, was in so einer Satzung steht, wird letztlich auch überprüft oder durchgezogen. Papier (auch digitales) ist eben geduldig.
Achtet dabei auch ruhig mal auf die Formulierungen in der Zuchtordnung: "Es ist nicht erlaubt" ist etwas gänzlich anderes als "Wir empfehlen"…
… andere Züchter fragen
Falls ihr Züchter in eurem Freundeskreis habt, fragt sie nach einer Einschätzung zu dem Züchter – achtet aber darauf, dass man hier wirklich Vertrauen haben sollte. Es gibt nicht wenige Züchter, die über andere bewusst lügen. Zudem kann es ja durchaus auch vorkommen, dass ein Züchter auf den anderen hereinfällt, weil er es selber nicht besser weiss. Oder wissen will. Hier ist Fingerspitzengefühl und eigenes Denken gefragt. In die gleiche Richtung gehen da Züchtergruppen oder Foren – als Beispiel wurde mir für diesen Beitrag die Facebookgruppe "Bad Catteries around the world" ans Herz gelegt. Es gibt spezielle Zusammenschlüsse von Züchtern, die vor anderen Züchtern warnen wollen. Ich müsst da schauen, welche Motive vorliegen.
Zwischen Reinraum und Saustall: einen eigenen Einblick verschaffen
Ihr solltet den Züchter auch persönlich besuchen und länger als nur ein paar Minuten bleiben. Und zwar bevor ihr euch entscheidet, ob ein Tier dieser Cattery euer neues Familienmitglied wird. Klar ist: wer züchtet, ein Privatleben, Familie/Freunde und einen Job hat, bei dem dürft ihr – genau so wenig wie bei anderen Menschen – einen Reinraum erwarten. Katzen spielen, Katzen haaren, Katzen machen auch mal was kaputt – ihr kennt das. Die Umgebung sollte also normal bewohnt und weder wie eine kahle Möbelausstellung noch wie ein Saustall aussehen. Beides sollte euch stutzig machen. Schaut euch an, wie die Katzen leben, wie sie auf den Züchter reagieren. Wenn die Tiere extrem scheu sind, sich gar nicht blicken lassen und dem Züchter bewusst aus dem Weg gehen, sollte euch das zu denken geben.
Sehen die Tiere äußerlich gesund aus, sind sie altersgerecht aktiv, sind sie gepflegt? Haben sie dicke, aufgeblähte Bäuche, verrotze Augen oder Nasen, verschmierte Hinterteile? Niesen oder husten sie, haben sie Durchfall? Und ja, auch im Züchterhaushalt haben die Tiere mal den einen oder anderen Knoten oder verschmierte Schnuten. Denkt daran: ihr geht in das Zuhause dieses Menschen und dieser Tiere. Ihr möchtet ja gerade erleben, wie der normale Alltag aussieht und möchtet kein falsches Bild vorgespielt bekommen!
Wie viele Tiere von wie vielen Rassen oder Spezies leben dort? Wie ist das Verhältnis Bewohner/Grundfläche der Wohnung? Leben dort 8 Katzen, 3 Hunde, 2 Kleinkinder und 2 Erwachsene auf 60qm? Wer mehrere verschiedene Rassen oder Spezies züchtet, ein halbes Dutzend Würfe gleichzeitig und auch noch zahlreiche Zuchttiere hat, der darf sich sicherlich die Frage gefallen lassen, wie er diesen Tieren gerecht wird. Denn letztlich sollte es euch nicht um möglichst sensationelle Wurfzahlen oder Ausstellungserfolge gehen, sondern darum, wie der Züchter mit jedem einzelnen Tier umgeht. Wie er auf die Bedürfnisse dieses individuellen Tieres eingeht. Und ob es realistisch ist, den Alltag und die Förderung der Katzen unter einen Hut zu bekommen.
Alles paletti?
Apropos "unter einen Hut": Leben Deckkater und/oder Kastraten beim Züchter? Wie leben diese Tiere dort? Das Halten eines eigenen Deckkaters ist nicht immer so einfach. Manch ein Deckkater markiert, manch einer versteht sich nicht mit den anderen Tieren. Da ist es dann wichtig, tiergerechte Lösungen zu finden und eben nicht den bequemen Weg zu gehen, das Tier vollkommen isoliert wegzusperren, nur damit mans bei der Reinigung einfacher hat. Manche Züchter kommen nicht herum, den Deckkater zu separieren. Dann aber achten sie darauf, dass das Tier dennoch nicht vollkommen allein lebt und auch seine Bedürfnisse nach Nähe, Zuneigung und Pflege befriedigt werden.
Es kann also durchaus sein, dass die Wohnung nach Kater riecht 😉 Ja, es kann durchaus in der Nase stechen und für euch etwas Unangenehmes sein. Es könnte aber nicht nur "der strullt alles an" bedeuten, sondern auch "er hat Zugang zu allen Räumen". Letzteres ist durchaus ein Pluspunkt. Klar wird man mit der Zeit auch "geruchsblind", aber seid euch sicher, dass ein seriöser Züchter diesen Geruch in der Regel nicht nur hinnimmt. Es ist sein Zuhause und natürlich möchte er es sauber halten, aber der Geruch ist nicht einfach zu bekämpfen. Mancher seriöser Züchter hält diesen Geruch aber eben auch mit dem Gedanken im Hinterkopf aus, dass dafür der Kater nicht separiert oder mit Katerhosen bekleidet werden muss. Denn ja, auch sowas gibt es. Sie nicht aber nichts für "jederkater".
Auch die Haltung von Kastraten kann in einer Zucht kniffelig werden. Kastrierte Tiere haben einen niedrigeren Rang als potente Tiere. Tiere, die aber nicht (mehr) zur Zucht geeignet sind, müssen logischerweise kastriert werden. Das kann zu unschönen Verschiebungen in der Katzengruppe führen. Mobbing, Kämpfe, Verletzungen und tagtäglicher Terror können die Folge sein. Ein seriöser Züchter wird versuchen, hier tiergerechte Lösungen zu finden: ob das Splitten der Gruppe oder als letzte Lösung die Abgabe des Tieres in Frage kommt, ist eine schwierige Entscheidung. Und ja, Kastraten werden abgegeben. Das ist Realität.
Das muss auch nicht zwingend "herzlos" sein, wenn man dabei das Wohl des Tieres im Blick hat. Was nützt es einem Tier, wenn man es krampfhaft behält und es sich jeden Tag vor den anderen Katzen fürchten muss und seines Lebens nicht mehr froh wird? Da hilft dann auch kein "Dann darf man eben nicht (mehr) züchten"! Denn Schwankungen in der Katzengruppe kann es bei jedem geben – auch bei uns Liebhabern. Man kann Katzen nicht programmieren und selbst wenn der Züchter seine Zucht aufgibt, ist die Chance dennoch gering, dass alles wieder "heile Welt" wird.
Fachwissen und das Verhalten dir gegenüber
Ein Züchter sollte Wissen in den verschiedensten Bereichen haben: Ernährung, Gesundheitsthemen, Verhalten und Krankheiten. Auch Genetikwissen gehört dazu. Leider kann man als Liebhaber bei Letzterem oft nicht abschätzen, wie weit es mit diesem Wissen wirklich gediehen ist, wenn man nicht selbst zumindest grundlegendes Wissen hat. Aber die anderen Themen gehören auch zum Pflichtprogramm eines Liebhabers. Hier könnt ihr mit gezielten Fragen die Einstellung und das Wissen des Züchters herausfinden. Es ist eine Frage der Einstellung, wie ihr grundlegend verschiedene Sichtweisen für euch einordnet. Auch ihr habt ja eure Prinzipien. Verlangt aber nicht, dass der Züchter über alles bis ins kleinste Detail bescheid weiss: auch er ist nur ein Mensch! Schaut für euch, welche Kompromisse ihr eingehen könnt oder wollt. Viele Züchter beispielsweise füttern zumindest anteilig Trockenfutter. Einfach, damit die Kitten gleich zum Lebensstart alles kennengelernt haben. Ob ihr das gut findet oder nicht, müsst ihr entscheiden.
Wichtig ist es aber auch, wie der Züchter sich euch gegenüber verhält. Beantwortet er eure Fragen freundlich und aufschlussreich? Oder redet er euch nur nach dem Mund, um den heißen Brei und erzählt nur das Nötigste? Wird er unfreundlich oder weigert er sich, für euch wichtige Fragen zu beantworten? Bügelt er Einwände mit "Ich mach das jetzt schon 30 Jahre so" ab? Kann er euch etwas zu den Charakteren und Vorlieben seiner Tiere sagen? Ein seriöser Züchter wird euch keinen Druck machen und erst recht nicht zulassen, dass ihr das Tier beim ersten Kontakt mitnehmt. Sowohl euch als auch ihm wird Bedenkzeit zugestanden. Er versucht euch nicht unter Druck zu setzen, indem er erklärt, das Tier würde ertränkt, ins Tierheim abgegeben oder sonstwie "entsorgt", wenn ihr es nicht umgehend mitnehmt.
Wie siehts eigentlich bei dir aus?
Ja, auch diese Frage müsst ihr euch gefallen lassen! Oder möchtet ihr einen Züchter, der seine Tiere an den Erstbesten abgibt? Solltet ihr schon eine Katze zuhaus haben, ist es für einen seriösen Züchter natürlich auch wichtig, wie sie so "drauf ist" – passt das neue Tier überhaupt zu euch? Wie sieht eure Wohnsituation aus, ist alles katzensicher? Bietet ihr euren Tieren mehr als nur Futter? Habt ihr Geld gespart und seid euch bewusst, dass so ein Tier immense Kosten verursachen kann? Habt ihr vorgesorgt für den Fall, dass euch was passiert, wenn ihr euch von eurem Partner trennt? Wie sieht eure Planung für Urlaubszeiten aus? Was füttert ihr und wie beschäftigt ihr eure Tiere?
Der Züchter kann in der Regel den Charakter auch von Kitten gut einschätzen, daher wird er sicher auch versuchen herauszufinden, ob ihr diesem individuellen Tier gerecht werden könnt. Wenn dem nicht so ist, kann es durchaus auch vorkommen, dass er euch vorschlägt, stattdessen ein anderes Tier aus seiner Zucht oder einer befreundeten Zucht zu nehmen – das kann dann natürlich einen faden Beigeschmack hinterlassen. Andererseits: wenn der Züchter etwas kennt und von der Qualität und Seriosität überzeugt ist, sollte er auch gar nichts anderes empfehlen 😉
Insgesamt habt nicht nur ihr, sondern auch der Züchter seine Prinzipien. Dass er sich dagegen entscheidet und kein Tier aus seiner Zucht zu euch geben möchte, dürft ihr nicht persönlich nehmen.
Welche Papiere sollte ich einsehen, welche Fragen stellen?
Ob der Züchter mit solchen Dingen (auf seiner Webseite) "wirbt" oder nicht: Stammbäume der im Haushalt lebenden Elterntiere, ihre Gesundheitstests, Nachweise über Untersuchungen auf Erb- und Infektionskrankheiten sind zwingend schriftlich einzuzusehen! Erzählen kann man viel und auch, wenn solche Unterlagen durchaus gefälscht oder manipuliert werden können: wer gar nichts vorweisen kann, ist gleich aus dem Rennen. Impfpässe, Gesundheitszeugnisse und Stammbäume der Kitten gehören zum Kitten und sollten ebenfalls vorgelegt werden können und auch eingesehen werden. Ein solcher Stammbaum sollte vollständig ausgefüllt sein (keine Lücken enthalten) und die Eltern bis mindestens (Ur-)großeltern anzeigen. Alle Tiere entstammen der gleichen Rasse. Wer es sich zutraut, kann schauen, ob die jeweiligen Farben und Fellzeichnungen in einer solchen Konstellation auch wirklich auftauchen können.
Ihr solltet euch einen Muster-Kaufvertrag zeigen lassen und schauen, wie es dort mit den Rechten und Pflichten aussieht. Wie die Kastrationsklausel ausformuliert ist – sofern die Kitten nicht frühkastriert abgegeben werden – und was der Züchter zum Vorverkaufsrecht festgehalten hat. Ihr solltet fragen, welche Tests auf Erb- und Infektionskrankheiten und gegebenenfalls Parasiten/Einzeller der Züchter durchführt. In welchen Abständen er sie durchführen lässt, bei welchem Tierarzt und ob er auch Tiere, die bereits aus der Zucht ausgeschieden sind, weiter testen lässt, um ganz sicher zu gehen. Behaltet dabei eurer eigenes Wissen über solche Krankheiten und Tests im Hinterkopf und fragt im Zweifel nochmal nach. Hat der Züchter hier weniger Wissen als ihr oder erzählt Unwahres, geht lieber gleich.
"Interessant" kann es auch werden, wenn klar wird, dass die "Zucht" die einzige Einnahmequelle des Haushalts ist: ein seriöser Züchter betreibt das Ganze als Hobby und hat definitiv keine Gewinn/Verlustbilanz, die am Ende den Lebensunterhalt abdeckt. Bitte werdet hier aber nicht bohrend, denn solche Dinge sind durchaus privat – man kann aber oft zwischen den Zeilen genug herauslesen.
Wichtig: Lasst euch alle relevanten Infos schriftlich geben – "Wer schreibt, der bleibt". Nur so ist die Beweiskraft im Falle von Unstimmigkeiten gegeben!
Exkurs: Welche Nettiquette gelten für mich?
Bei der Kontaktaufnahme sprecht/schreibt bitte in ganzen Sätzen und fragt nicht zuerst nach dem Preis! Stellt euch vor, erzählt etwas von euch und gebt eurem Gegenüber einen ersten Einblick von euch. Seht es als eine "Bewerbung" um etwas, das dem Züchter – und später auch euch – sehr am Herzen liegt.
Besucht ihr den Züchter, denkt dran: Ihr geht in das Zuhause eines fremden Menschen. Er allein hat dort Hausrecht. Es mag Dinge geben, die ihr auf den ersten Blick nicht versteht oder die euch – nett ausgedrückt – verwundern. Bleibt dennoch nett und höflich. Sofern dies verlangt wird, zieht eure Schuhe aus – Ansteckungsrisiko. Aus dem gleichen Grund solltet ihr kein "Züchterhopping" betreiben: am selben Tag gleich mehrere Züchter zu besuchen, verbietet sich. So ein Züchterhaushalt ist im Übrigen auch kein Zoo, der an einem verregneten Sonntag zur Unterhaltung der gesamten Familie dient. Wenn ihr erst einmal nur unverbindlich schauen und euch informieren wollt, sagt das bei der ersten Kontaktaufnahme ganz klar. Besprecht bitte auch, mit wie vielen Personen der Besuch erfolgen wird. Natürlich wollen alle das potentielle neue Familienmitglied kennenlernen, aber: der Familienhund, 2 Nichten und 1 Tante mitzubringen ist dann doch zu viel des Guten.
Wenn ihr nett sein wollt, bringt etwas Kleines zum Knabbern oder Spielzeug für die Katzen mit. Wer als Züchter regelmäßig Besuch hat, hat auch regelmäßige Kosten für die Bewirtung seiner Gäste – aus Respekt könnt ihr eine kleine Aufmerksamkeit mitbringen. Seid ehrlich und stellt ruhig Fragen. Bohrt aber bei allzu persönlichen Dingen nicht weiter nach, wenn ihr merkt, dass eurem Gegenüber das unangenehm ist. Sofern ihr nicht dazu eingeladen werdet, betretet keine anderen Zimmer, lauft den Katzen nicht hinterher oder bedrängt sie – auch Kinder sollten das verstehen oder zuhaus bleiben! Seid offen und ihr selbst, aber habt immer im Hinterkopf, was ihr von Gästen erwartet – und was nicht.
Ehrlich währt am Längsten: Tiere mit "Mängeln"
Lebewesen werden nicht aus Bausätzen zusammengestellt und auch Tiere aus dem Züchterhaushalt sind nicht vor Unfällen oder schlichtem Unglück gefeit. So können bereits kleine Kitten schon eine Vergangenheit haben, die die körperliche oder seelische Gesundheit beeinflusst. Ein seriöser Züchter wird euch über solche Dinge aufklären und sie auch im Kaufvertrag oder Gesundheitszeugnis schriftlich festhalten.
Egal, ob schiefes Milchzähnchen, gebrochenes Schwänzchen oder Unverträglichkeit gegen bestimmte Medikamente: ihr werdet unaufgefordert und klar fomuliert darüber informiert. Auch die möglichen Folgen dieses Mangels werden euch verständlich und umfassend dargelegt. Ob ihr damit leben könnt, entscheidet ihr und bekommt angemessene Bedenkzeit. Von einem seriösen Züchter wird euch jedenfalls nichts dergleichen verschwiegen. Ebenso wenig übt er Druck aus, euch sofort zu entscheiden.
Was ihr im Fall von Unstimmigkeiten tun könnt und auch solltet, erklärt euch der nächste Artikel der Reihe.
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Hallo Miriam
Ein sehr schön recherchierter Artikel. Was ich noch anmerken möchte ist die Wichtigkeit der Website des Züchters. Ich züchte selber seit etlichen Jahren Maine Coon. Auf meiner Homepage steht alles Wichtige, auch der Preis eines Kittens 😉 Natürlich nicht in roten Lettern auf der ersten Seite 😉 Aber wer sich die Mühe macht und meine Homepage in Ruhe studiert findet alle wichtigen Infos. So erreiche ich, dass sich auch die richtigen Interessenten bei mir melden. Und Interessenten sollten auch Verständnis haben, dass der Züchter zuerst mal ein paar Fragen hat bevor er sie in sein Zuhause einlädt. Daher bitte immer etwas Zeit fürs erste Telefonat einplanen. Und kein seriöser Züchter ist sauer, wenn dann trotz Besuch nichts aus dem Kauf wird. Und es sollte auch kein Interessent sauer sein, wenn der Züchter gerade kein passendes Tier hat oder findet, das keins der vorhandenen in die Familie passt. Ich fahre mit diesem Vorgehen jedenfalls sehr gut 🙂
Liebe Grüsse
Martina
Huhu Martina!
Fast alles davon, was du aufzählst, steht schon im Artikel, aber das auch von "der anderen Seite" bestätigt zu bekommen, finde ich wichtig. Vor allem die Hinweise, Zeit einzuplanen und auch selbst Verständnis zu haben, kann man wohl nicht oft genug wiederholen. Wir sind alle nur Menschen, die letztlich das Wohl der Tiere im Blick haben.
Hallöchen. Ich,als kleiner seriöser Hobbyzüchter Sibirischer Katzen kann deinem Artikel wirklich nichts mehr hinzuzufügen. Klasse recherchiert, super geschrieben. Selbst pawpeds wurde erwähnt. Einfach toll, weiter so! Würde gerne den ganzen Artikel auf meiner Facebook Katzenseite veröffentlichen, wenn ich darf und wenn ich weiß, wie das funktioniert 😉 Liebe Grüße Nicky
Huhu Nicky!
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Hallo Miriam, das ist ganz großartig, dass du keine Mühen gescheut hast, so umfangreiches Infomaterial zusammenzustellen, um Käufern von teuren Rassekatzen zukünftiges Leid zu ersparen. Trotzdem ist mir etwas sehr enttäuschendes passiert. Von einem seriösen Züchter, den man nicht gewissenhafter und seriöser mehr sich vorstellen kann, habe ich im guten Glauben eine junge Katze für 2000 Euro gekauft. Es war alles in Ordnung, aber das Verhalten war so auffällig, wie ich es noch nie erlebt habe. Sie warextremst scheu und ängstlich. Es hat über einen Monat gedauert, bis man sie streicheln könnte. Sie machte einen wirklich sehr verstörten Eindruck. In so einer Form habe ich das noch nie erlebt. Das ist sicher ein Ausnahmefall. Aber als Züchter sollte es selbstverständlich sein, dass die Katzen nicht nur äußerlich schön aussehen, kerngesund sind und auf sämtliche Erbkrankheiten getestet sind, Herzultraschall haben. Nein das ist nur die halbe Miete. Die Psyche darf man nicht außer Acht lassen. Dass eine Katze Eingewöhnungszeit braucht, ist mir schon klar. Aber so einen Fall hatte ich noch nie gehabt. Sie ist völlig unsozialisiert wie eine Wildkatze. Was nützen mir da die Papiere mit tollen Zuchtlinien, wenn sie überhaupt nicht menschenbezogen ist. Anfangs dachte ich, dass man sie gequält hat, was natürlich absurd ist. Ich kann es mir nur so erklären, dass man in den ersten entscheidenden sechs Wochen nicht mit ihr gespielt hat, warum auch immer. Dann bleiben sie scheu und zum Menschen mehr oder weniger beziehungslos.
Huhu Tordai!
Du hast natürlich absolut recht: zum Thema „Gesundheit“ gehört auch die psychische Gesundheit, die Sozialisation auf den Menschen, auf den Alltag mit Menschen und anderen Katzen. Ein körperlich gesundes Tier, das jeden Tag enormen Stress durch das Zusammenleben mit dem Menschen hat, leidet einfach nur. Auch daraus können sich körperliche Krankheiten entwickeln. Es tut mir leid, dass du diese Erfahrung machen musstest. Hoffentlich gehts der Katze heute besser?
Liebe Grüße
Miriam