Nicht nur eine saubere Katzentoilette, regelmäßige Fütterungen und Streicheleinheiten sollten zum Alltag der Katze gehören. Auch das Spielen ist ein wichtiger Tagespunkt für sie. Ob allein, mit ihrem Katzenkumpel oder ihrem Halter: die Katze braucht Beschäftigung, um langfristig körperlich und seelisch gesund zu bleiben. Es macht sie ausgeglichener, stärkt ihr Selbstbewusstsein und trainiert wichtige körperliche Fähigkeiten.
Spielen ist wichtig!
In der Natur streift die Katze den ganzen Tag durch Wiesen, Gärten und Felder. Dabei bewegt sie sich, benutzt alle Sinne, jagt und rennt. Der Bewegungsradius und die Aktivitätenpalette der Wohnungskatze sind stark eingeschränkt. Durch Spiel kann ein Teil dieser Einschränkungen ausgeglichen werden.
Fehlende Beschäftigung kann psychische und physische Erkrankungen fördern. Gewichtsprobleme, Frust, Langeweile bis hin zur ernsthaften Depression können die Folge sein. Nicht wenige Katzen suchen sich Ersatzbeschäftigungen wie übermäßiges Fressen oder Schlafen. Manche Katzen werden sogar unsauber oder zeigen hyperaktives bis aggressives Verhalten.
regelmäßige gemeinsame Spielzeiten
Regelmäßige Spielzeiten gehören zur artgerechten Haltung von Katzen dazu. Auch, wenn mehrere Katzen im Haushalt leben, ist die individuelle Auslastung der einzelnen Tiere notwendig, um Verhaltensprobleme und Streitigkeiten unter den Katzen zu vermeiden. Katzen sind nicht immer leise, besonders dann nicht, wenn sie spielen. So kann es Sinn machen, die Tiere bewusst tagsüber mehrmals auszupowern, damit sie nachts nicht die angrenzenden Mietparteien im Mehrfamilienhaus stören.
Es sollte also bedacht werden, dass gemeinsame Spielstunden am Tag auch dazu dienen können, die Katzen von allzu lautem Gepolter in der Nacht abzuhalten. Es macht Sinn, mehrere kurze Spielzeiten am Tag abzuhalten (ca. 15 Min.) statt eine lange Spielzeit.
Ob dabei alle Katzen zusammen bespielt werden können, ist abhängig von Charakter und Harmonie in der Katzengruppe. Es kann sinnvoll sein, alle Katzen einzeln zu bespielen und ihnen unterschiedliche Spiele anzubieten, damit alle Katzen und Vorlieben abgedeckt sind.
Auslastung gegen Verhaltensprobleme
Ein großer Teil der Verhaltensprobleme die man bei Katzen beobachten kann, lassen sich auf mangelnde Auslastung, Einsamkeit und Langeweile zurückführen. Ist die Katze allein, hat zu wenig Zuspruch, wird zu wenig oder nicht ihrem Charakter entsprechend mit ihr gespielt, kann sie ihren Frust durch verschiedenste Wege mitteilen. Manche Katzen fangen an, menschliche Hände und Füße zu traktieren, Andere verkratzen Tapeten, wiederrum andere fressen zum Ausgleich übermäßig viel und andere Katzen kümmern still vor sich hin.
Wer Katzen hält, sollte am Tag mindestens eine Stunde mit ihnen spielen. Ausgelastete, zufriedene Katzen entwickeln keine Verhaltensauffälligkeiten und lassen Hände, Füße, Tapeten und Möbel in Ruhe. Auch ängstliche oder weniger selbstbewusste Katzen können mit den richtigen Spielen sanft „aus der Reserve“ gelockt werden. Hier kann es dann angeraten sein, zunnächst einen gewissen Abstand durch lange Spielangeln zwischen Halter und Katze herzustellen. Auch das Sitzen auf dem Boden beim Spiel vertragen viele ängstliche Katzen besser. Katzen, die wenig Selbstbewusstsein haben, sollten in der ersten Zeit bewusst getrennt von anderen Katzen bespielt werden und ausreichend Ruhe beim Spiel haben.
Nicht nur Kitten wollen spielen…
Auch alte, kranke, dicke und körperlich eingeschränkte Katzen haben durchaus Spaß am Spiel. Es kann sich zudem positiv auf ihren Gesundheitszustand und ihr Wohlbefinden auswirken. Spiel hilft dicken Katzen gesund abzunehmen. Alten Katzen hilft es, ihren Lebenswillen aufrecht zu erhalten und die „grauen Zellen“ nicht verkümmern zu lassen. Eine psychisch erkrankte Katze kann im Spiel Vertrauen fassen, Energie und Ängste abbauen. Wer den Spaß am Spiel wieder entdeckt und es als Gegengewicht zu negativen Alltagserfahrungen erlebt, kann besser mit sich und seiner Umwelt umgehen.
Katzen, denen Sinnesorgane, Schwanz oder Beine fehlen, kann das Spiel zu einer besseren Koordinations- und Bewegungsfähigkeit verhelfen. Es ist selbstverständlich, dass die Spielangebote immer individuell auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Katze zurecht geschnitten werden sollten. Überforderung mündet häufig in Unlust und Frust.
Doch nicht nur solche „Spezialfälle“ sollten regelmäßig zum Spiel animiert werden: auch erwachsene Katzen zwischen dem Kitten- und Seniorenalter profitieren ungemein von passenden Spielangeboten.
verschiedene Spielarten machen das Katzenleben bunt
Wie in der Natur auch, sind die Verhaltens- und Spielweisen zuhause vielfältig. Die Katze kann nicht nur allein, sondern auch mit ihrem Menschen und Katzenpartner spielen. Weiterhin gibt es Beschäftigungsspiele, bei der die Katze sich vor allem körperlich bewegt und Intelligenzspielzeuge, in den das Köpfchen und die Sinne der Katze gefordert werden. Auch, wenn viele Katzen ihre Vorlieben für bestimmte Spiele und Spielarten haben, sollte man ihnen verschiedene Auswahlmöglichkeiten bieten und für Abwechslung sorgen.
Beutespiele = simulierte Jagd
Spielangeln, Bällchen, Mäuschen und andere kleine Spielzeuge eignen sich hervorragend für Beutespiele. Dabei ahmt die Katze die Jagd nach Beute nach. Sie verwendet lange Zeit aufs Lauern, schleicht sich schließlich an, um mit einem Blitzangriff und kurzem Sprint die Beute zu erlegen. Sie muss lange still sitzen, Ohren und Nase anstrengen, um nicht von der Beute entdeckt zu werden und den Angriff im richtigen Moment zu beginnen. Auch Sprünge, festes Zupacken und Zubeißen gehören zum Beutespiel dazu. Nach erfolgreicher „Jagd“ wird sich die Katze in der Regel kurz in Sichtweise der Beute zurückziehen, um sie später von Neuem zu belauern und zu „erlegen“.
Mit dem passenden, beuteähnlichen Spielzeug und der passenden „Beutereaktion“ kann der Halter solche Beutespiele für die Katze interessanter gestalten. Das Vorbild Natur zeigt: die Beute bewegt sich in der Regel nicht über offenes Gelände und nur in Ausnahmefällen – nämlich bei einem Frontalangriff – auf die Katze zu. Ein solcher Frontalangriff ist für die Katze – genau so wie sehr große Beute – oft auch mit dem Instinkt der Angst und Flucht verbunden. Solche Instinkte sind aber nicht förderlich für ausgiebiges Spiel.
Die Beute versteckt sich hinter Ecken und Hindernissen und bewegt sich eher ruckartig auf kurzen Wegstrecken fort – von einem sicheren Versteck zum nächsten. In den Raum hineinragende Wandecken, Teppichwellen und aufgewühlte Decken sind ideale Verstecke für die „Spielangel-Beute“. Leise Geräusche wie Rascheln oder Knistern machen das Jagdspielerlebnis noch einmal spannender.
Beschäftigungsspielzeug für die Katze
Beschäftigungsspielzeug dient der Katze zur körperlichen Auslastung. Sie baut dabei eine Menge physischer Energie ab, die sie vielleicht sonst dafür nutzen könnte, Unsinn anzustellen. Zu Beschäftigungsspielzeug zählen beispielsweise Spielschienen, Katzenangeln, Bälle, Catnip-Säckchen, Spielmäuse oder der Laserpointer. Auch selbstgemachte Catnip- oder Baldriansäckchen, Katzenangeln und dergleichen sind beliebt.
Wichtig sind Spiele, bei denen die Katze Erfolgserlebnisse hat. Das andauernde und ausschließliche Spielen mit einem Laserpointer beispielsweise beraubt die Katze dem Ziel ihrer Jagdanstrengung: dem Erlegen und Bespielen der Beute, da sie nichts Greifbares zwischen die Pfoten bekommt. Die Katze kann Beschäftigungsspielzeug nutzen, um sich allein damit zu beschäftigen oder gemeinsam mit ihrem Halter zu spielen. Bällchen-werfen und das Spiel mit der Spielangel sind beispielsweise Angebote, die Katze und Halter gemeinsam nutzen können.
Unter dem Schlagwort „Beschäftigungsspielzeug“ finden sich in unserem Katzen-Blog zahlreiche Anregungen zu Beschäftigungsspielzeugen für Katzen.
Intelligenzspielzeug für die Katze
Um die Intelligenz und Kreativität der Katze anzuregen, sollte man ihr Intelligenzspielzeug wie Futterbälle, Fummelbretter oder Futterlabyrinthe zur Verfügung stellen. Manche Katzen benötigen diese Art der Beschäftigung dringend, um sich rundum wohl zu fühlen. Auch das Clicken kann helfen, die Katze geistig auszulasten. Dabei ist nicht jede Katze ein großer Freund von allzu schwierigen Intelligenzspielzeugen: einfache Aufgaben können gesteigert und an das Erfahrungslevel und die Vorlieben der Katze angepasst werden. Ein einfacher Pappkarton mit eingeklebten Toilettenpapierrollen kann ein solches Anfänger-Intelligenzspielzeug sein. Auch ein unter der Teppichkante verstecktes Leckerchen oder Spielzeug muss zunänst belauert und dann herausgepfötelt werden. Eierkartonmulden – gefüllt mit Leckerchen – sind für Anfängerkatzen ebenfalls geeignet. Für viele Katzen ist es hilfreich, ihnen am Anfang beim Lösen von Aufgaben zu helfen.
Unter dem Schlagwort „Intelligenzspielzeug“ finden sich in unserem Katzen-Blog zahlreiche Anregungen zu Intelligenzspielzeugen für Katzen.
Toben, Rennen, Fangen-spielen und „sich kloppen“
Nicht nur allein oder mit ihrem Halter wollen Katzen spielen. Auch ein passender Artgenosse, der nach Katzenart zu spielen versteht ist für die Entwicklung und seelische Gesundheit der Katze wichtig. Es sollte nicht nur eine Partnerkatze vorhanden sein, den Katzen muss auch erlaubt sein, ihren Spielen und Raufereien nachzugehen. Regale zum hinauf-klettern, lange gerade Strecken zum entlang-rennen und wenig bis gar keine Hindernisse, die zerbrechlich sind. Katzen können im Spiel recht rabiat werden, es wird keine Rücksicht auf teuere Gegenstände oder Möbel genommen, wenn das Spiel im Gange ist.
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Umgebung der Katzen sicher und katzengerecht einzurichten. Heftige, ausdauernde Spiele sind normal und sollten nicht durch Verbote beschränkt werden. Um die Katze zum Rennen zu animieren, können Spielzeuge oder Leckerchen geworfen werden.
Meine Katze spielt nicht!
Nicht wenige Halter haben Probleme damit, die Katze richtig zum Spielen zu animieren. Häufig lässt sich dies auf einen der folgenden Gründe zurückführen:
- falsch verstandene Körpersprache: legt die Katze sich während oder nach dem Spiel hin, muss dies keineswegs bedeuten, dass die Katze keine Lust zu spielen hat. Häufig wird übersehen, dass die Katze bereits lauert oder nur eine kurze Pause benötigt. Das Wissen um die verschiedenen Spielphasen und die genaue Beobachtung der Körpersprache der Katze helfen hier.
- Falsche Beute: ist die Beute zu groß/klein, zu laut/leise, ist es schnell vorbei mit der Spielfreude. Hier sollte das eigene Spielangebot näher überprüft werden.
- falsche Spielweise/-spielart: auch dann, wenn die Beute „beuteuntypisches“ Verhalten zeigt oder macht der Katze Angst macht, wird die Katze sich nicht recht wohlfühlen. Vielleicht braucht oder bevorzugt die Katze auch gerade nur eine andere Spielart – eigenes Verhalten überprüfen und/oder (kurzfristig) andere Spiele anbieten
- zu viel Ablenkung: nicht wenige Katzen lassen sich schnell vom Spielen ablenken. Besonders wenig selbstbewusste oder ängstliche Tiere lassen sich von Geräuschen, Gerüchen oder Mitkatzen vom Spiel anlenken. Katzen sind Einzeljäger, so kann es durchaus sein, dass zwei Katzen, die sich sonst gut verstehen, nicht ungestört nebeneinander spielen können.
- Die Katze hat das Spielen „verlernt“: nicht nur aufgrund fehlender Beschäftigung und schlechter Haltung in der Vergangenheit scheinen manche Katzen das Spielen „verlernt“ zu haben. Meist geht dies mit anderen seelischen Problemen oder Erkrankungen einher. Hier sollte die Katze wieder langsam an Spiel und Spaß herangeführt werden. Geduld und Rücksicht sind hier oberste Devise!
- gesundheitliche Probleme: Schmerzen, Unbeweglichkeit aufgrund von Gelenk- oder Gewichtsproblemen oder Antriebslosigkeit resultierend aus verschiedenen Erkrankungen können Ursachen für „Spielverweigerung“ sein. Hier gilt es, die Katze einem intensiven Gesundheitscheck bei einem kompetenten Tierarzt zu unterziehen und/oder gegebenenfalls die (Schmerz-)Medikation anzupassen. Auch das schrittweise Herantasten – und Ausweiten – an die „Spielgrenzen“ der Katze kann helfen.