der Ablauf
Die Teilnehmer erhielten im Vorfeld per Post – neben der Rechnung – einen Infozettel, der den Ablauf des Seminars aufgliederte. Samstag sollte "Theorie-Tag" sein. Es war ein Vortrag geplant, der über die Grundlagen des Barfens, über verschiedene Methoden, die Umstellung und Vor- und Nachteile des Barfens aufklären sollte. Ebenso sollten Infos zu verschiedenen Nährstoffen, benötigten Zusätzen und auch Futtertiere vermittelt werden. Ein weiterer geplanter Punkt war das Barfen bei verschiedenen Krankheiten (CNI, Struvit, IBD, Pankreatitis usw.) und in verschiedenen Lebensstadien (Wachstum, Alter).
Am Sonntag sollte vor allem die Praxis folgen: Rezepterstellung mit und ohne Anleitung, Informationen, welche Nährstoffe mit welchen Zutaten ins Rezept kommen und auch die Erstellung von geeigneten Rezepten für kranke Katzen. An beiden Tagen sollte der Workshop von 14-18 Uhr stattfinden.
Tag 1 – Samstag
Pünktlich um 14Uhr ging es los. Wir – insgesamt 12 – Teilnehmer nahmen in der "Katzenwelt" der Pfotenbar Platz und Gabriele begann zu erklären. Die ersten eineinhalb Stunden gab es eine Einführung ins Barfen, Umstellungstipps und Informationen über Nährstoffbedarfe. Gabriele teilte Zettel aus, aus denen hervorging, wie weit sich die verschiedenen offiziellen Empfehlungen zu Nährwerten unterscheiden. Sie erklärte, dass es im Grunde wenig festgelegte und übereinstimmende Richtwerte gibt und man sich als Barfer auch nicht zu streng an theoretischen Werten orientieren muss.
Nach einer kurzen Pause folgten etwa eine Stunde lang Informationen zu Rezeptzusammenstellungen. Gabriele notierte auf der Flipchart die grobe Zusammensetzung der Beutetiere von Beutegreifern wie Hund und Katze. Dies, so erklärte sie, sei auch gleichzeitig das Grundgerüst der Barf-Mahlzeiten für Hund und Katze – wobei es natürlich zwischen diesen beiden Spezies auch Unterschiede gäbe. Auch wurde kurz angesprochen, welche Zusätze (Taurin, Lachsöl, Bierhefe usw.) zu diesem Grundgerüst noch Sinn machen.
Auch nach diesem Inhaltsblock gab es eine kurze Pause. In der letzten Stunde wurde uns ein wenig mehr zu Barfen bei Krankheiten erklärt. So wurden die "Do´s an Don´ts" im Barfen bei CNI, Struvit, IBD, SDÜ und Pankreatitis nähergebracht. Die letzten 10 Minuten wurde noch kurz über Vorurteile gesprochen (Bierhefe bei CNI – ja oder nein? usw.).
Aufgrund fehlender Zeit konnte das Barfen in verschiedenen Lebensstadien, die Themen "Futtertiere", "Vor- und Nachteile" und "verschiedene Methoden" nicht angesprochen werden.
[newsletterbox][/newsletterbox]
Tag 2 – Sonntag
Am zweiten Tag gings ans "Matschen". Bewaffnet mit Einmalhandschuhen und abwaschbaren Einmalschürzen haben wir uns in 2er-Gruppen an den zwei vorbereiteten Tischen verteilt.
Gabriele hatte eine riesige Auswahl an Fleisch, Innereien, Knochen und Fetten aufgetragen: Vom Huhn und der Pute, über Rind, Kaninchen, Pferd, bis hin zu Rentier waren auch "ungewöhnlichere" Dinge wie Schlund oder Kehlfleisch zu finden. Aber auch "das Übliche" wie Geflügelherzen und Mägen, Rindermilz, Rinderniere, Kaninchen- und Entenkarkassen, Hühnerhälse, Lunge, Hähnchenfett, Lammfett oder Rinderblut war zu finden.
In jedem Schüsselchen steckten jeweils Holzstäbchen mit Bezeichnung zum Inhalt: so konnte man sich einen guten Überblick verschaffen.
Zunächst wurden wir aufgefordert, sortenreine Rezepte zu erstellen. Mir und meiner "Matschpartnerin" Semi wurde das Rind-Rezept zugeteilt. So haben wir Rindfleisch, Milz, Niere, Leber, Knorpel-Mix (statt Knochen) und auch Ballaststoffe (Zucchini) in den – nach Grundgerüst vorgegebenen – verschiedenen Anteilen in unser Schüsselchen gegeben. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden, auch noch Pansen oder Lunge einzumischen, weil viele der Teilnehmer "Anfänger-Katzen" halten und nicht klar ist, wie diese solche Zutaten annehmen würden.
Von den anderen Teilnehmerin wurden Puten-, Hühner- und Pferderezepte erstellt. Im Anschluss an das Gewusel (Wo finde ich was? Wie viel muss davon rein? Wo ist die Waage? Schneidest du?) wurden die einzelnen Rezepte besprochen und "gepimpt": da die Zusammenstellungen nach der Frankenprey-Methode erfolgten und nicht von jedem Tier alle Innereien verfügbar waren (es sollte ja sortenrein sein), mussten teilweise noch Supplemente beigefügt werden.
Gabriele gab verschiedene Tipps. So zum Beispiel auch, süße Mandeln als Ballaststoffe und Vitamin-E-Lieferant (welches nach ihrer Meinung nur in Bedarfsfällen, z.B. bei kranken oder gestressten Tieren zusätzlich nötig sei) oder ein klein wenig Karotten- und Tomatensaft als Salz- bzw. Geschmacksträger und als zusätzlichen Feuchtigkeitslieferant zu nutzen.
Unser Rinderrezept enthielt wenig Taurin, Jod und wohl auch ein nicht so gutes Fettsäuren-Verhältnis (Rind ist ein "Massenhaltungs-Tier"), also kamen noch Seealgenmehl, Taurinpulver und etwas Lachsöl zum Rezept. Bei anderen Rezepten verlief die Besprechung ähnlich: das, was fehlte wurde mit Supplementen hinzugefügt. Dabei gab Gabriele grobe Mengenangaben an, die wir uns als "Pauschalzugabe" merken konnten. Zum Einsatz kam die Löffelwaage, um zu zeigen, dass nicht zwangsläufig alles streng abgewogen, sondern mit genug Erfahrung auch grob anhand von Teelöffel-Mengen abgeschätzt werden könne.
Im zweiten Durchlauf bekamen wir die Aufgabe, Rezepte zu den verschiedenen "Tiergruppen" zu erstellen: beispielsweise Geflügel, Klauentiere (z.B. Rind, Lamm), Tiere, deren Fleisch in der Regel nicht in Massentierhaltung "produziert" wird (Ente, Kaninchen, Rentier). Meine Wahl fiel auf Kaninchen, denn ich wollte das Fleisch kennenlernen, da ich es noch nicht bei meinen drei Stubentigern getestet hatte. Vorgabe war, dass nicht mehr als 3 Fleischsorten im Rezept verwendet werden sollten. Soweit die einzelnen Teilnehmer erfahren genug waren, sollten sie im Anschluss selbst entscheiden, welche Supplemente noch hinzugefügt werden müssten. Wer dabei unsicher war, dem stand Gabriele zur Seite.
Wir entschieden uns, zusätzlich zu den Kaninchen-Karkassen (Mischung aus Fleisch und Knochen), noch Kaninchenmuskelfleisch, Putenherzen, Putenmägen, Putenleber und Hühnerfett (das Kaninchenfleisch war recht mager) und Lachs (für Vitamin D) ins Rezept zu mischen. Auch hier haben wir Ballaststoffe (diesmal Karotten) verwendet. Als Supplemente haben wir noch ein ganz klein wenig Taurin (in den Putenherzen ist ja schon viel drin), Bierhefe (wir haben keine Milz oder Niere für die B-Vitamine verwendet) und Seealgenmehl eingemischt.
In dieser zweiten Runde wurden viele verschiedene Rezepte erstellt, unter anderem auch ein Rezept für den Struvit-Kater einer Teilnehmerin und für eine Katze mit SDÜ. Die Zeit verging wie im Flug und so haben wir auch am zweiten Tag die Zeit überzogen. Nach einer eiligen Besprechung der Rezepte durften sich alle Teilnehmer fertige Rezepte und/oder Barfzutaten für zuhaus einpacken und mitnehmen. Ich entschied mit für jeweils eine Portion des Kaninchen-Rezepts, eine Portion Pferderezept, ein paar Hühnerhälse (Tiffy liebt sie 😉 ), Hühner- und Lammfett.
Leider fehlte auch diesmal die Zeit, um auf Vor- und Nachteile des Barfens, Futtertiere, verschiedene Methoden und Lebensstadien oder "wie kommt welcher Nährstoff ins Rezept?" einzugehen.
Meine Meinung zu dem Workshop
Für mich stand der Spaß an der Sache, das gegenseitige Kennenlernen und Matschen an erster Stelle. Die Auswahl an Fleisch war riesig und ich habe einiges kennengelernt, was ich wohl so für meine Katzen erstmal nicht bestellt/gekauft hätte. Es war interessant zu sehen, wie Milz, Niere, Knorpel-Mix oder beispielsweise Schlund- oder Kehlfleisch aussieht und sich anfühlt.
Die Mädels waren alle sehr nett und es herrschte eine freundschaftliche, lockere Atmosphäre. Da die "Katzenwelt" der Pfotenbar, in der der erste Tag sich abspielte, recht klein ist, wurde es auch gemütlich 😉 Absolut grandios ist es natürlich, rumzumatschen, zu experimentieren und nachher nicht alles Spülen und Aufräumen zu müssen 😀
Wichtig und gut fand ich vor allen Dingen, dass Gabriele immer wieder klar gemacht hat, dass milligramm-genaues Abwiegen und die extremen Sorgen, die häufig am Beginn des Barfens bestehen, nicht nötig sind. Vielen "Barf-Neulingen" hat das Angst und Verunsicherung genommen.
Für mich war es interessant, auch einmal andere Meinungen/Vorgehensweisen zum Barfen kennenzulernen – auch, wenn ich einiges selbst nicht durchführen/empfehlen würde – ich glaube, nur, wer auch für andere Sichtweisen offen ist, kann dazulernen und vielleicht interessante Tipps "abstauben". Im Grunde war mir alles andere bekannt, aber für Anfänger gab es sicher viel Neues zu lernen. So liefen die Mädels teilweise mit Notizzetteln und Stiften durch die Räume, um sich wichtige Infos, Rezepte und Hinweise aufzuschreiben.
Leider empfand ich den Workshop als recht unstrukturiert, viele Grundlagen und auch geplante Themen wurden nicht angesprochen. Ich glaube, dass dieser Workshop eher etwas für Katzenhalter war, die sich selbst schon mit dem Barfen beschäftigt haben und nur noch ein wenig Sicherheit vermittelt bekommen wollten. Vollkommene Anfänger waren leider recht verwirrt. Dieser Workshop war speziell für eine Facebook-Barf-Gruppe ausgerichtet und so setzte Gabriele Wissen voraus, das zwar schon zahlreich auch dort besprochen wurde, jedoch nicht allen Teilnehmern auch so bekannt war.
Schade fand ich auch, dass kein Vorstellungs- oder Abschlussgespräch stattfand. Ebenso, dass viele wichtige Hinweise im Gewusel untergegangen sind. Insgesamt war der Workshop für mich sehr lustig, ich hatte großen Spaß. Den inhaltlichen Teil hätte ich mir jedoch geordneter gewünscht.
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Ich hab mal eine frage. Ich hab noch nie von barfen gehört und wundere mich wieso mann so viele Fleisch Sorten mixt und nicht einfach eine Sorte gibt. Und wo kann mann gute Barf Rezepte kriegen?
Schöne grüße
Huhu Ranya!
Ob man Fleischsorten mischt oder nicht, kann mal selbst entscheiden. Wenn die Katzen es vertragen, spricht nichts dagegen. Bezüglich der Rezepte folgendes: es kursieren furchtbar viele Rezepte, die aus verschiedenen Gründen weniger empfehlenswert sind. Das kann man aber ohne Hintergrundwissen nicht unterscheiden. Es ist also wichtig, sich das grundlegende Wissen selbst anzueignen.
Servus Miriam,
vielen Dank für die Infos, das verschafft schon mal einen guten Überblick. Mir ist natürlich klar, dass ich nicht unbedingt Filet-Fleisch für eine Katze kaufen muss (gibt ja auch keine Filet-Mäuse :-)), aber da ich nur eine Katze habe und Campino kein großer Esser ist (sie bekommt vom Catz Finefood Dosenfutter nur 180g pro Tag) muss ich Fleisch nehmen, dass ich entweder in kleinen Mengen bekomme oder dann auch für mich verwerten kann, damit es nicht verdirbt. Ich habe leider keine Lagermöglichkeiten in Form von einem Gefrierfach oder einer Kühltruhe.
Aber, ich werde mich mal umschauen, wo es in Wien BARF-Shops gibt, vielleicht findet sich da ja die eine oder andere gute Bezugsquelle 🙂
LG,
Charlie
Servus Miriam,
habe da mal eine Frage: ich habe mich mit dem Thema „BARF“ auch schon auseinander gesetzt, aber irgendwie kommt mir der finanzielle Aufwand doch recht hoch vor. Wie viel kostet es Dich denn im Monat, Deine Katzen nur mit Rohfutter zu ernähren, wenn ich fragen darf?
In Österreich ist Fleisch relativ teuer (da größtenteils Bio) und somit würde das ganz schön ins Geld gehen.
Ich füttere zwar jetzt auch hochwertiges Nassfutter (Catz Finefood, Mac’s, GranataPet, usw.), aber damit komme ich trotzdem billiger. Wenn ich rechne, dass eine Dose „Catz Finefood“ ca. 2,08€ kostet (ich bestelle immer große Mengen, dann wird es günstiger), zahle ich pro Mahlzeit ca. 0,52€. Ein Kilo Hühnerfilet kostet in Österreich ca. 12.00€, das wäre dann mind. 1€ pro Mahlzeit. Und das auch nur, wenn ich ausschließlich Huhn füttere, Rind, Lamm oder Kalb sind noch teurer. Fisch wäre billiger zu kriegen, aber den mag meine Campino nicht so gerne.
Auf welche Kosten kommst Du, wenn Du drei Katzen mit Rohfleisch versorgst? 🙂
LG,
Charlie
Huhu Charlie!
Ich hab hier mal eine Beispielrechnung aufgeführt. Derzeit zahle ich 75€ für drei Katzen und etwa einen bis eineinhalb Monate. Wichtig ist, dass du keine Hühnerfilet brauchst! Genau darum gehts ja unter anderem auch beim Barf: Katzen brauchen keine Filets oder Steaks – sie brauchen sehniges, fettiges und zähes Fleisch. Also quasi das, was an "Schlachtabfall" eigentlich weggeworfen wird, ebenso wie viele Innereien: Niere, Milz, Lunge usw. Ich nehme an, dass sich das auch bei euch in Österreich preiswert beschaffen lässt.
Eine Bekannte aus Ö barft ihre Tiere auch und kommt sehr preiswert weg, meines Wissens nach sogar preiswerter als ich. Auch in Ö kann man in Barf-Shops bestellen, dort gibt es preiswerteres Fleisch in "Katzenqualität". Man muss nicht zum Metzger oder in den Supermarkt (aber auch da tut meine Bekannte wirklich Preiswertes und Gutes auf). Es ist also alles eine Frage der Bezugsquellen.
Liebe Grüße
Miriam
Hallo Miriam,
Ich habe zwar schon einiges über Barf gelesen, würde mich jedoch trotzdem als blutigen Anfänger bezeichnen. Daher würde ich gerne wissen, was gegen Mandeln, Butter, Tomaten- oder Karottensaft im Barf sprechen würde? Bei den Tomaten könnte ich es aufgrund des hohen Zuckergehalts noch halbwegs verstehen, aber bei den anderen Zutaten fehlt mir noch das Hintergrundwissen.
Liebe Grüße
Antje
Huhu Antje!
Ich persönlich barfe nicht nur, weil ich es für gesünder halte – sondern vor allem auch, damit ich weiss – und bestimmen kann – was in die Nahrung meiner Katzen reinkommt. Wenn ich da bereits verarbeitete Lebensmittel nutze, ist dieser Punkt hinfällig. Zudem solche Säfte leider auch Inhaltsstoffe haben, die ich nicht einmal im Fertigfutter haben möchte: Süßungsmittel, Aromen, Farbstoffe, Konservierungsmittel etc. Zumal sie letztendlich auch gar nicht notwendig sind: um Feuchtigkeit ins Barf zu bekommen, reicht einfaches Wasser. Wenn ich Lust habe, mache ich auch Hühnerbrühe selbst und verwende diese. Das ist alle Male gesünder als Säfte.
Ich denke, fettiges Fleisch und Fleischabschnitte (die man günstig oder gar umsonst bekommt) bringen genug Fett ins Fleisch, da muss ich keine Butter nehmen, zumal diese auch wieder in kleinen Mengen Laktose enthält, was viele Katzen nicht vertragen. Mandeln sind meiner Meinung nach genauso wenig notwendig: alles, was ich an "Nicht-Fleisch" zugebe, lässt meine eigenen Katzen quengeln. Meines Wissens nach sind sie auch häufige Allergieauslöser.
Wie bereits geschrieben, ist das nur meine Meinung. Jeder sieht das ein bisschen anders. Gabriele scheint mit den Tipps gut zu fahren, per se schlecht können sie also nicht sein 😉
Liebe Grüße
Miriam
Sehr interessant ! Schade, dass du es ein bisschen unstrukturiert gefunden hast. Claire wäre interessiert, an einem Workshop wie diesem teilzunehmen. Schnurr