Katzenschnupfen: nicht bloß eine harmlose Erkältung!

„Der Katzenschnupfen“ ist keine Krankheit an sich, sondern fasst als Komplex viele verschiedene Erkrankungen der oben und unteren Atemwege, der Augen, Nasen- und Maulhöhle zusammen [1][2]. Typische Symptome sind gerötete, verklebte Augen, Niesen, Husten, Augen- und Nasenausfluss, aber auch Bläschen und Rötungen auf der Zunge bzw. am Gaumen der Katze [1][2]. Vor allem Calici- und Herpesviren, aber auch Bakterien wie Bordetella, Chlamydien und Mykoplasmen sind beteiligt.

Im weiteren Verlauf der Krankengeschichte sind häufig noch andere Sekundärinfektionen und teilweise auch Pilze beteiligt [38]. Besonders häufig und stark betroffen sind Kitten und jüngere Tiere. Auch erwachsene Tiere können erkranken, jedoch zeigen sich hier häufig eine leichtere Verlaufsform und schnellere Heilung. Tiere in Gruppenhaltung (z.B. Zucht, Tierheim, Mehrkatzenhaushalt) sollen häufiger an Erregern des Katzenschnupfen-Komplexes erkranken als Einzeltiere. Hier ist auch die Ausheilung aufgrund von „Ping-Pong-Übertragung“ langwieriger und schwieriger.

Am Katzenschnupfen beteiligte Erreger, Symptome und Übertragung

Für die Symptome des Katzenschnupfen-Komplexes sind vor allem 2 Viren (Calici- und Herpesvirus) und 3 Bakterienarten (Bordetella, Mykoplasmen, Chlamydien) verantwortlich. Teilweise sind aber auch Bakterien der Art Bartonella und/oder Pasteurella beteiligt. Diese Krankheitserreger können entweder einzeln, viel wahrscheinlicher aber zu mehreren, auftreten. Ist die Katze durch die Erkrankung erst einmal geschwächt, kommen häufig noch weitere Krankheitserreger hinzu. So sind die Symptome vielfältig und oft nicht voneinander abzugrenzen.

Felines Calici-Virus (FCV)

Das Calicivirus gilt als eines der Primärerreger des Katzenschnupfen-Komplexes und betrifft vor allem die oberen Atemwege und die Maulhöhle [1][8][17]. Das Virus mutiert schnell und es sind mehrere Stämme bekannt [1][2][4][14][20][25][35][44]. Jüngere Tiere sollen häufiger vom Calicivirus betroffen sein [32]. Eine gewisse vorübergehende Immunität gegen vereinzelte Stämme des Virus kann durch mütterliche Antikörper und/oder Impfung erreicht werden, wobei die Wirksamkeit einer Impfung von vielen Faktoren abhängt (siehe Punkt „Impfungen“) [20].

Übertragung:

Es wird sowohl durch direkten, als auch indirekten Kontakt übertragen [1][4][8][14][20][25], dabei wird es vor allem durch die Nasenhöhle aufgenommen [1][8][14]. Infektiös sind Augen- und Nasensekret, Speichel, aber auch Urin und Kot [1][8][14][20][25]. Die Ausscheidung der Viren über diese Körperflüssigkeiten erfolgt kontinuierlich [1][17][39]. Die Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten) spielt bei Calici eine besondere Rolle, jedoch ist auch die Übertragung von der Mutterkatze auf die Kitten und durch Flöhe und Flohkot möglich [1][14][20]. Gemeinsam genutzte Gegenstände wie Näpfe oder Käfige stellen ebenfalls eine Infektionsmöglichkeit für das Calicivirus dar, zumal das Virus 2-4 Wochen in der Umwelt überleben kann [1][4][14][20][26][39][44][47]. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Auftreten der ersten Symptome) soll etwa 1-13 Tage betragen [14][47]. Das feline Calicivirus ist nicht auf den Menschen übertragbar [20]!

Symptome:

„Typisch“ für eine Infektion mit Calici sind Rötungen, Bläschen und Geschwüre an Zunge und Gaumen [1][2][4][8][14][25][26][35][39]. Das Virus steht zudem im Zusammenhang mit Entzündungen der Maulschleimhaut („Stomatitis“) und des Zahnfleisches („Gingivitis“) [1][4][20][25][29][30][33]. Klarer bis eitriger Nasen- und Augenausfluss kann bei einer Infektion mit Calici ebenso vorkommen wie Durchfall, Erbrechen, Lungenentzündung und Atemnot [1][2][8]. Betroffene Katzen haben häufig Fieber und zeigen – aufgrund der Geschwüre im Maulraum – Fressunlust und Schmerzen beim Fressen [1][2][8].

Krankheitsverlauf:

Eine akute Calici-Infektion dauert in der Regel etwa 7-21 Tage, wobei viele Katzen im Anschluss an diese Phase symptomlose Träger und Ausscheider des Virus bleiben [1][14][20][25][39][44]. Diese „Trägerphase“ kann Monate, in manchen Fällen sogar lebenslang anhalten [1][3][8][14][20][25][39]. Da eine Infektion durch eine Vielzahl an Calici-Stämmen ausgelöst werden kann, sind auch die Krankheitsverläufe der betroffenen Katzen höchst unterschiedlich. So gibt es infizierte Katzen, die nur leichte oder gar keine Symptome zeigen [14].

Ebenso sind bei Beteiligung zweier bestimmter Virenstämme Muskel- und Gelenkschmerzen möglich, was bei Kitten (meist im Alter von 6-12 Wochen) zum sogenannten „limping kitten syndrome“ führen kann [1][2][4][8][25][26][41][42][47]. Die betroffenen Kitten humpeln und haben Fieber und Schmerzen in den Gelenken, diese Symptome sind jedoch in der Regel vorübergehend und verschwinden von selbst [39][40][41][42]. Auch bei geimpften Kitten ist eine leichte Ausprägung des „limping kitten syndrome“ nach der Impfung gegen den Katzenschnupfen-komplex möglich, sie verschwindet jedoch meist innerhalb weniger Tage [40][41][42]. Letztlich können spezielle Calici-Stämme auch eine besonders schwere Verlaufsform mit hoher Sterblichkeitsrate (bis zu 60% [44]) hervorrufen – sie werden als „Virulent systemic feline calicivirus (VS-FCV)“ bezeichnet [20][25][26][39][42][43][44][47].

Diese Stämme sind bisher eher selten, treten jedoch immer häufiger auf [44]. Bisher ist keine Impfung möglich. Es sind besonders ältere, bereits geimpfte Tiere und Tiere in Mehrkatzenhaltungen (Zucht, Tierheim, Mehrkatzenhaushalt) betroffen [39][43][44]. Neben den Symptomen einer „normalen“ Calici-Infektion zeigen sich hier noch zusätzlich Geschwüre an Haut und Pfotenballen, hohes Fieber und Lungenentzündungen [39][43][44].

Felines Herpes-Virus (FHV)

Auch das feline Herpesvirus zählt ebenfalls zu den Primärerregern des Katzenschnupfen-komplexes, auch von ihm sind mehrere Stämme bekannt [1,17,20][17][20]. Eine Infektion mit dem Herpesvirus kann akut (sichtbare Krankheitszeichen) und auch latent (ohne sichtbare Krankheitszeichen) verlaufen [1][2]. Dieses Virus zeigt sich besonders bei Kitten unter 3 Monaten und älteren, gestressten Tieren [1][32].

Übertragung:

Das Herpesvirus wird durch engen Kontakt mit infizierten Katzen übertragen: Augen-, Nasensekret und Speichel sind infektiös [14]. So gelten Niesen, Husten und Putzen als Hauptübertragungsweg [1][4][9][14]. Auch die Nutzung gemeinsamer Näpfe kann das Virus übertragen [1][4][9][14]. Die Inkubationszeit soll etwa 2-10 Tage betragen [14][47]. Tröpfcheninfektionen über weitere Distanzen sind sehr selten [1][14][21]. Eine Übertragung durch die Umgebung (Kleidung, Boden, Käfige, Böden) erfolgt in der Regel nicht, zumal das Virus nur sehr kurz außerhalb der Katze überlebensfähig ist (etwa 24 Stunden) [21][35][47]. Die Infektion beginnt häufig im Nasenraum und befällt dann den Rachenraum, die Augen und obere Atemwege [1][8].

Das Virus wird – im Gegensatz zum Calici-Virus – in Schüben ausgeschieden [1][8][9][14][17]. Das feline Herpesvirus ist nicht auf den Menschen übertragbar [21]!

Symptome:

Von einer Infektion mit dem felinen Herpesvirus sind bei der Katze vor allem Augen und Nase betroffen [9][21]. So können in Folge einer Ansteckung Bindehautentzündungen („Konjunktivitis“) und Nasenschleimhaut-Entzündung („Rhinitis“) auftreten [1][2]. Niesen, Atembeschwerden, Augen- und Nasenausfluss (klar bis schleimig-eitrig) sowie Rötung und Schwellung der Augen sind Symptome einer Herpesinfektion [1][2][9][14]. Ebenso sind Lichtempfindlichkeit und Geschwüre in den Augen möglich, die letztlich zu Hornhautverletzungen führen können [1][9][14]. Weiterhin können Rachen und Kehlkopf entzündet und/oder die Lymphknoten der Katze vergrößert sein [1].

Weitere Folgen einer Infektion mit dem felinen Herpesvirus sind Fieber, Apathie und Fressunlust [1][2][9] – Katzen entscheiden vor allem über den Geruch, welche Nahrung sie zu sich nehmen, ist die Nase „zu“, interessiert auch das beste Futter nicht mehr.

Krankheitsverlauf:

Etwa 1-2 Tage nach der Infektion treten die ersten Symptome auf, sie können 2-3 Wochen anhalten und verschwinden dann nicht selten spontan [1][4][9][14][36]. In Folge dieser akuten Phase wird das Virus nur von wenigen Katzen ganz eliminiert (20%) – der Großteil der Katzen (80%) trägt das Virus weiterhin versteckt in sich und scheidet es schubweise aus [1][3][4][9][14][26][35][36]. Im Lauf des Lebens kann großer Stress (Umzug, Vergesellschaftung, Pensionsaufenthalt), Medikamenteneinnahme (Kortison), Trächtigkeit oder Laktation eine Reaktivierung des Virus – und damit ein „Aufflammen“ der Symptome – nach sich ziehen [1][2][4][9][14][35][36][39]. Aber auch eine spontane Reaktivierung kann möglich sein.

Sind Maul, Rachen, Nasenhöhlen, Lunge oder Luftröhre („Trachea“) betroffen, kann es zu Sekundärinfektionen mit verschiedenen Bakterien oder Pilzen kommen [1]. Ist die Infektion besonders schlimm ausgeprägt, kann sie sogar zur Erblindung oder gar – besonders bei Kitten – zum Tod führen [1][2][6][35][36].

Bordetella bronchiseptica (Bakterium)

Auch das Bakterium Bordetella bronchiseptica gilt als Primärerreger des Katzenschnupfen-Komplexes, es befällt vor allem die Nase, den Rachen, die Luftröhre und Lunge der Katze [1][17].

Übertragung:

Dieses Bakterium wird durch direkten Kontakt und Tröpfcheninfektion übertragen, Nasensekret und Speichel der infizierten Katze sind infektiös [1][2][4]. Die Katze kann sich sowohl bei anderen Tierspezies (Hund) als auch – wenn auch selten – beim Menschen anstecken [1][4][23]. Dieses Bakterium ist von der Katze auf den Menschen übertragbar – besonders kleine Kinder und immungeschwächte, sowie ältere Menschen sind möglicherweise gefährdet [1][4][10][23].

Symptome:

Eine Ansteckung mit Bordetella bronchiseptica kann zu Schnupfen („Rhinitis“), Niesen, Husten, Fieber, Abmagerung und Apathie führen [1][2][4]. Ebenso ist eine Vergrößerung der Lymphknoten, Bindehautentzündung („Konjunktivitis“), Mandelentzündung („Tonsillitis“), Entzündung der Luftröhre („Tracheitis“) und/oder eitrige Lungenentzündung („Bronchopneumonie“) möglich [1][10].

Krankheitsverlauf:

Eine Ansteckung mit diesem Bakterium kann lange Zeit unbemerkt bleiben, weil sich nicht immer (sofort) Symptome zeigen [1][10][34]. Kommen Faktoren wie Stress, andere Infektionen, Umgebungsveränderungen oder Geburt hinzu, kann die Infektion akut werden und Krankheitsanzeichen zeigen sich [10]. Ein solches akutes Bild vergeht in der Regel innerhalb von 10-14 Tagen [2][10]. Besonders bei Kitten oder immungeschwächten Tieren ist aber auch ein tödlicher Verlauf möglich [1][10][23].

Chlamydophila felis (Bakterium)

Auch Chlamydien gelten als primäre Erreger des Katzenschnupfens [17]. Sie betreffen vor allem die Augen, seltener sind auch Atem- und Genitaltrakt bei der Katze betroffen [1][11][12][13][17]. Junge Katzen sind besonders anfällig [17,24][24].

Übertragung:

Chlamydien werden durch direkten Kontakt, durch Tröpfcheninfektion (Augen- und Nasensekret), durch Kot und gegenseitiges Putzen übertragen [1][2][4][11][12][13][17][24][27][36]. Die Inkubationszeit soll 2-10 Tage betragen [14][24][47]. Außerhalb der Wirtszellen können sich diese parasitären Bakterien nicht vermehren [17][24][35]. Je nach Bakterienstamm können Chlamydien auch vom Menschen auf die Katze – und umgekehrt – übertragen werden[1][4][11][12][13][17][24][27][36].

Symptome:

Eine Chlamydieninfektion kann bei der Katze mit Bindehautentzündungen („Konjunktivitis“), verschnupfter Nase („Rhinitis“) und/oder Rachenentzündung („Pharyngitis“) einher gehen [1][2][13]. Folge davon sind Niesen, Husten, Augen- und Nasenausfluss, sowie Fieber [1][4][12][13][27]. Auch Rötungen und Schwellungen der Augen können beobachtet werden [1][13]. Weitere mögliche Krankheitszeichen sind Abgeschlagenheit, eingeschränkte Aktivität und Appetitlosigkeit [1]. Bei Kitten können schlechte Gewichtszunahme und Entwicklungsstörungen auftreten [1][13].

Krankheitsverlauf:

Ist die Katze infiziert, ist zunächst oft nur ein Auge betroffen, im weiteren Verlauf zeigen dann meist beide Augen Symptome [1][4][12][14][27][36]. Die Symptome bleiben unbehandelt in der Regel für etwa 6 bis 12 Wochen bestehen, bevor sich eine spontane Heilung zeigt [1][17][27]. Die Bakterien werden dennoch bis zu 60-215 Tage nach einer akuten Phase ausgeschieden [24]. Auch gesunde Katzen, welche keinerlei Krankheitsanzeichen zeigen, können Träger dieses Erregers sein [17][24][34]. Treten Chlamydien in Katzengruppen auf, so ist der Verlauf häufig endemisch (= viele Katzen dieser Gruppe erkranken) [1].

Mykoplasmen (Bakterien)

Auch Mykoplasmen werden häufig als Primärerreger des Katzenschnupfens bezeichnet, wobei dieser Status teilweise umstritten ist: auch bei gesunden Katzen lassen sich Mykoplasmen nachweisen [1][17][31][34]. Es ist also nicht abschließend geklärt, ob sie Symptome des Katzenschnupfens auslösen oder erst dann „krankmachend“ werden, wenn das Immunsystem der Katze bereits geschwächt ist [14][39]. Es sind viele Stämme von Mykoplasmen bekannt, welche beim Katzenschnupfen eine Rolle spielen könnten [1]. Sie befallen vor allem die Bindehaut (Augen) und den unteren Respirationstrakt (Kehlkopf, Luftröhre, Lunge, Bronchien) [1].

Übertragung:

Mykoplasmen werden durch direkten Kontakt mit infizierten Katzen übertragen [17]. Auch für den Menschen sind diese Bakterien ansteckend [17].

Symptome:

Infizierte Katzen zeigen Entzündungen der Bindehäute („Konjunktivitis“), Schnupfen („Rhinitis“) und teilweise auch Lungenentzündungen („Pneumonie“) [1][2][17]. Häufig treten die Nickhäute deutlich hervor, die Katze hat Augen- und Nasenausfluss [1]. Fieber, Lahmheit und Gelenkschmerzen aufgrund von Arthritis und Sehnenscheidenentzündungen sind ebenso möglich [1][17].

Krankheitsverlauf:

Die Symptome verbessern sich häufig auch ohne Therapie und heilen in der Regel innerhalb von 2-4 Wochen ab [17][35].

Diagnose beim Katzenschnupfen-Komplex

Häufig ist das gezeigte Krankheitsbild (Nasen-, und Augenausfluss, verklebte Augen, Niesen) so eindeutig, dass der Tierarzt schon allein vom bloßen Anschauen die Diagnose „Katzenschnupfen“ stellen kann. Wichtig für eine zielgerichtete und erfolgversprechende Behandlung ist aber die genaue Diagnose der beteiligten Erreger [3][5].

Blutbild

Das Blutbild ist in der Regel nur dann verschoben, wenn Herpes- oder Caliciviren beteiligt sind. Dann zeigen sich Veränderungen in den weißen Blutkörperchen, sie bilden sozusagen das Immunsystem der Katze. Bei einer Infektion mit Calici oder Herpes zeigt sich eine erhöhte Leukozytenzahl [1][14] und eine niedrige Lymphozytenzahl [14]. Zudem können die neutrophilen Granulozyten erhöht sein [1][14]. Es können noch viele weitere Blutwerte verschoben sein, jedoch ist eine Veränderung der Werte nicht immer zwingend beweisend für eine Infektion.

Antikörpertiter im Blut

Ist die Katze mit Calici, Herpes oder Chlamydien infiziert, zeigt sich dies in der Regel durch Antikörper im Blut. Allerdings ist eine Antikörperbestimmung zur Diagnose beim Katzenschnupfen-komplex gleich aus mehreren Gründen wenig aussagekräftig: Zum Einen erhalten Kitten über die Muttermilch Antikörper von ihrer Mutter – Kitten bis zu 11 Wochen können also Antikörper aufweisen, ohne, dass sie infiziert sind. Zum Anderen haben auch geimpfte Katzen in der Regel Antikörper im Blut. Letztlich kann der Antikörpernachweis auch nicht zwischen akuter und vergangener Infektion unterscheiden: die Katze war vielleicht infiziert, ist es aber längst nicht mehr [3][4][6][14][36][47].

Endoskopie, Abstrich und Virusnachweis durch PCRB]

Eine Endoskopie (hierbei schaut der Arzt mit einem schlauchförmigen Gerät in die Körperhöhlen) kann sowohl dazu dienen, Rötungen und Schwellungen – allgemein Gewebsveränderungen – zu finden, als auch gleichzeitig Gewebe oder Tupferproben (Abstrich) zu entnehmen, um diese weiter zu untersuchen [1]. Im Anschluss daran kann eine Erregerbestimmung erfolgen.

Die Endoskopie erfolgt in aller Regel unter Narkose oder Sedierung. Abstriche können jedoch auch bei der normalen Untersuchung – ganz ohne Endoskopie – genommen werden: z.B. von der Augenoberfläche, von der Nase, der Zunge oder im vorderen Rachenraum. Eine Endoskopie ist in der Regel nur dann nötig, wenn die unteren Luftwege und/oder die Lunge erkrankt sind bzw. untersucht werden sollen. Sofern Handhabung und Transport der Abstriche korrekt durchgeführt werden, sowie deren Auswertung durch einen erfahrenen Tierarzt erfolgt, können Abstriche sich sehr gut eignen, um die beteiligten Erreger zu identifizieren.

Wichtig ist zu beachten, dass die Abstriche teilweise in speziellen Medien und innerhalb einer gewissen Frist beim Labor eintreffen müssen [1][37]. Ebenso gilt es zu beachten, von welchen Bereichen Abstriche genommen werden, wie diese „vorbehandelt“ (gereinigt) werden müssen und dass bei der Auswertung auch die natürlich vorkommende Keimbesiedlung dieser Schleimhautbereiche berücksichtigt werden muss [1][37] – nicht alles, was gefunden wird, muss auch mit den Krankheitszeichen zusammenhängen! So sollen beispielsweise lokale Betäubungen am Auge das Abstrichergebnis verfälschen.

Viele Keime, die am Katzenschnupfen-Komplex beteiligt sein oder zu Sekundärinfektionen führen können (Pasteurella, Streptokokken, Staphylokokken, Klebsiellen usw.) sind auch im Maulraum von gesunden Katzen zu finden [37]. Der auswertende Tierarzt sollte dies beachten. Die Bereiche, von denen ein Abstrich genommen werden soll, müssen zunächst von totem Gewebe, Eiter und Belägen gereinigt werden, bevor ein Abstrich erfolgt [37]. Ebenso ist es wichtig zu wissen, wie die Ausscheidung der Erreger erfolgt: da nicht alle Erreger kontinuerlich ausgeschieden werden, muss also ein negatives Ergebnis nicht zwingend beweisen, dass sie nicht im Körper der Katze sind. Um Chlamydien zu bestimmen, eignet sich ein Abstrich aus dem Auge, bei Mykoplasmen bieten sich Augen-, Nasen- oder Rachenabstrich an [3]. Bordetella-Abstriche sollten möglichst aus dem Nasen- oder Rachenraum entnommen werden [1][2].

Für den Nachweis von Herpes- oder Caliciviren eignen sich Abstriche aus den Augen, der Nase, dem Maul- und Rachenraum [1][2][3][14]. Der Abstrich wird anschließend in spezielle Labors geschickt, wo eine Erregerbestimmung mittels PCR erfolgtB. So kann der/die genaue Erregertyp(en) bestimmt werden, die am Krankheitsgeschehen der Katze beteiligt sind. Dies ist für die zielgerichtete Behandlung der Katze wichtig. Bei der Auswertung eines Abstriches von „Herpes-Katzen“ sind zudem noch zwei weitere Besonderheiten zu beachten: es kann durchaus möglich sein, dass eine mit Herpes infizierte Katze trotzdem einen negativen Abstrich zeigt.

Das Herpesvirus wird zum einen nicht durchgehend – sondern nur in Schüben – ausgeschieden und zum anderen zieht sich das Virus bei latent (versteckt) infizierten Katzen außerhalb von akuten Krankheitsphasen in den Körper zurück und kann dann nicht in Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden [1][14][47].

B: PCR = „Polymerase-Kettenreaktion“. Bei dieser Methode werden Teile der DNA eines Virus mithilfe von Enzymen kopiert und vervielfacht. So ist das Finden und Identifizieren von Viren und deren Genen einfacher.

Antibiogramm

Direkt im Anschluss an einen Abstrich und/oder eine Erregerbestimmung ist ein Antibiogramm angeraten. Ein Antibiogramm ist – vereinfacht gesagt – ein Test, der anzeigt, welches Antibiotika wie gut gegen welches Bakterium wirkt. Ein solcher Test macht vor Therapiebeginn und vor allem auch dann Sinn, wenn ein zuerst ausgewähltes Antibiotikum nicht zuverlässig wirkt [18][19][36]. In vielen Fällen ist es angezeigt: denn nur, wenn klar ist, welche Erreger beteiligt sind und wie sie bekämpft werden können, kann die Therapie Sinn machen [19][36]. Nicht wenige Tierärzte verabreichen Antibiotika „nach Bauchgefühl“, ist der Tierarzt erfahren genug und kennt die „Schwachstellen“ des Antibiotika, muss dies nicht zwingend „schlecht“ sein. In vielen Fällen jedoch werden weniger bis gar nicht wirksame Antibiotika in der Therapie des Katzenschnupfen-Komplexes eingesetzt (siehe „Antibiotika“).

Wichtig ist zu wissen, dass die Abstrich-Probe für das Antibiogramm vor der ersten Antibiotikagabe und auch vor speziellen Augenuntersuchungen mit „Hilfsflüssigkeiten“ entnommen werden sollte: beides kann das Ergebnis eines Antibiogramms verfälschen [36]. Wurden bereits Antibiotika verabreicht und soll ein Antibiogramm erfolgen (z.B. weil das erste Antibiotikum nicht wirkt), so sollte eine Wartezeit von einigen Tagen eingehalten werden.

Behandlung des Katzenschnupfen

Wenn es um die Behandlung von erkrankten Katzen geht, muss unterschieden werden, ob die Symptome durch die beteiligten Viren, durch die beteiligten Bakterien oder eine Mischung von beidem hervorgerufen werden. Alles in allem sollte auf gute Hygiene, fachgerechte Reinigung des Gesichts und viel Fürsorge geachtet werden. Eine Desinfektion der Umgebung mit speziellen Desinfektionsmitteln (siehe Übersicht in Quelle 46) sollte bei einer Calici-Infektion erfolgen – das Virus ist 2-4 Wochen in der Umwelt überlebensfähig [1][4][14][20][26][39][44][47].

Sollte die Katze das Fressen – z.B. aufgrund von Wucherungen im Maul oder verschnupfter Nase – verweigern, kann das Pürieren und Anwärmen den Appetit steigern [4][7][20][39]. Auch das Anbieten selbstgemachter Hühnerbrühe kann wichtige Flüssigkeit und Nährstoffe in die Katze bringen. In einigen Fällen sind auch Sondenfütterung, Schmerzmittelgabe und/oder Infusionstherapie nötig [1][2][4][5][7][14][35]. Im günstigsten Fall heilen die Symptome binnen 2 Wochen ab [1].

Inhalation

Eine Inhalation mit Kochsalzlösung, Salbei oder Kamille kann ebenso angezeigt sein wie die Gabe von schleimlösenden Medikamenten [1][2][4][5][7][14][35][44]. Zum Inhalieren wird Wasser mit Salbei, Kamille oder Salz in einem Topf aufgekocht. Die Katze sitzt entweder leicht erhöht im Transportkorb oder auf dem Schoß des Halters. Eine leichte Decke oder ein Handtuch wird über Katze und Schüssel gelegt, so dass die Katze den Wasserdampf einatmet.

Wichtig ist, die Schüssel/den Topf mit heißem Wasser außerhalb der Reichweite der Katze zu platzieren – im schlimmsten Fall schlägt sie panisch um sich und kippt das Gefäß um oder greift mit den Pfoten in das heiße Wasser: schlimme Verbrennungen wären die Folge. Solch eine Inhalation kann dabei helfen, der Katze Linderung beim Atmen zu bringen und Schleimhäute abschwellen zu lassen. Etwa 1-3 Mal am Tag für etwa 5-10 Minuten kann eine solche Sitzung durchgeführt werden.

Therapie bei Calici- & Herpesviren

Gegen das Calici- und Herpesvirus ist derzeit keine Therapie bekannt [1][20][44] – auch Antibiotika helfen hier nicht, denn sie bekämpfen nur Bakterien, keine Viren [19]! Stattdessen wird versucht, das Immunsystem der Katze zu stärken, Sekundärinfektionen und alle anderen beteiligten Erreger zu verhindern oder zu bekämpfen [1][2][4][20][21][44].

Liegt eine Herpesinfektion vor, wird zur Unterstützung häufig die Aminosäure „(L-)Lysin“ eingesetzt: sie soll das Virus an der Vermehrung hindern und eine raschere Genesung ermöglichen [1][35][39]. Hornhautverletzungen durch das Herpesvirus werden mit virenhemmenden Augentropfen oder -salben behandelt (z.B. Idoxuridin, Trifluridin, Cidofovir) [1]. Werden die Symptome durch eine Infektion mit dem Calicivirus ausgelöst, so werden oft Zahnreinigungen oder -extraktionen empfohlen [1]. Treten Geschwüre oder Bläschen auf der Zunge auf, so werden nicht selten Kortikosteroide (Kortison) eingesetzt [1].

Es ist jedoch zu beachten, dass der Einsatz solcher Medikamente den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen können! [47]. Gegen beide Viren werden häufig auch Feliserin oder Interferon eingesetzt. Feliserin ist ein Präparat, welches wirksame Antikörper gegen Herpes-, Calici- und Katzenseucheviren enthält. Es kann sowohl vorbeugend gegeben werden (z.B. wenn eine latent infizierte Katze in der Zukunft großem Stress ausgesetzt werden wird) als auch im Anfangsstadium des Katzenschnupfens [39][44][45]. Interferon besteht aus Proteinen, die dabei helfen sollen, Viren zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken. Die Wirkung von Interferon bei Calici und Herpes ist umstritten: teilweise wurden Verbesserung im Krankheitsbild und Allgemeinbefinden der Katze beobachtet, jedoch soll es die Krankheitsdauer nicht verkürzen [1][7][14][20][35][39]. Die Wirkung unter natürlichen Bedingungen scheint wissenschaftlich nicht eindeutig nachgewiesen zu sein [44].

Therapie bei Bakterien: Antibiotika

Antibiotika töten Bakterien oder hindern sie am Wachstum, sie sind nicht wirksam gegen Viren [19]! Sie werden jedoch häufig bei Katzenschnupfen eingesetzt, um mögliche Sekundärinfektionen einzudämmen [1][2][4][20][21]. Die Auswahl des geeignetes Antibiotikums ist für die schnelle und wirksame Behandlung der Katze äußerst wichtig. Entweder hat der Tierarzt so viel Erfahrung im Umgang und der Wirkung von Antibiotika, dass er sich „aus dem Bauch heraus“ für das richtige Medikament entscheidet oder aber er verlässt sich auf die Ergebnisse eines Antibiogramms, welches natürlich letztlich weitaus zuverlässiger – aber eben nicht immer notwendig – ist.

Wirklich wichtig zu wissen ist, dass das häufig verabreichte Langzeit-Antibiotikum „Convenia“ – ebenso wie andere Beta-Laktam-Antibiotika und Penicilline * – weder gegen Mykoplasmen, noch gegen Chlamydien oder Bordetella wirkt [15][17][47]. Die Verabreichung von Convenia ist bei Katzenschnupfen also nur in Fällen von eindeutigem Nachweis einer Pasteurelleninfektion angezeigt und angeraten. Stattdessen werden sowohl bei Bordetella, als auch Chlamydien und Mykoplasmen Antibiotika der Stoffklasse „Tetrazykline“, im speziellen das Antibiotikum „Doxycyclin“ als Mittel der Wahl empfohlen [1][17][23][24][30][36][47].

Als Nebenwirkungen dieses Medikaments können Zahnverfärbungen, Durchfall, Magenverstimmung, Erbrechen und Leberveränderungen auftreten [48][49][50]. Auch das Mittel „Ronaxan“ wird nicht selten zur Behandlung eingesetzt [4][16][18][24][35][39]. Die Behandlung sollte für etwa 3-4 Wochen erfolgen [1][4][17][24][35]. Bei Chlamydien scheint auch eine Behandlung mit den Antibiotika Erythromycin, Tylosin oder Enrofloxacin wirksam [1][17][24][36]. Speziell bei Chlamydien wird – zusätzlich zur systemischen Antibiotikatherapie – empfohlen, die betroffenen Augen mit Augensalbe (z.B. Oxytetracyclin, 4-5mal täglich) zu behandeln, und zwar auch 14 Tage über die Abheilung der Symptome hinaus [1][13][17]. Die gesamte Behandlungsdauer bei Chlamydien sollte etwa 3-4 Wochen – in Katzenkolonien 6-8 Wochen – erfolgen [1][4][17][24].

Zur Bekämpfung von Mykoplasmen eignen sich neben Tetracyclinen auch Enrofloxacin und Gyrasehemmer, die Behandlungsdauer sollte mindestens 10-14 Tage betragen [1][17].

Impfungen gegen Herpes- und Caliciviren der Katze

Verschiedene Quellen empfehlen eine Impfung gegen RCPC im Alter von 8/9 Lebenswochen, 12 Lebenswochen und 12/15 Lebensmonaten als Grundimmunisierung [1][4][26][28]. Bei erhöhtem Infektionsdruck wird eine zusätzliche Impfung im Alter von 16 Wochen angeraten [4][25][26]. Die Empfehlungen zu Auffrischungsimpfungen gehen auseinander: So werden von einigen Stellen jährliche Impfintervalle bis zum Alter von 3 Jahren ausgesprochen [1][4], danach soll eine Auffrischung – je nach Infektionsdruck – nur alle 2-3 Jahre erfolgen [1][4].

Andere Stellen sprechen sich nach erfolgter Grundimmunisierung generell für 3-jährige Abstände aus [14][23][28]. Wiederrum andere empfehlen für Wohnungskatzen verlängerte Impfabstände [1][23] und andere Stellen halten es für wichtig, dass Katzen, welche mit Artgenossen zusammenleben (Züchterhaushalt, Katzenpensionen, Tierheime, Mehrkatzenhaushalte) jedes Jahr geimpft werden [25][26][28]. Für eine erwachsene Katze mit unklarem Impfstatus werden 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen als ausreichend betrachtet [4]. Wird eine Auffrischungsimpfung versäumt, ist eine einmalige Impfung ausreichend [4]. Auch Tiere, welche bereits eine Infektion mit Katzenschnupfen durchlaufen haben, sollten nach Ansicht vieler Stellen weiterhin geimpft werden: eine überstandene Infektion soll möglicherweise keine vollständige Immunität bringen.

Zudem kann gegen andere Virenstämme geimpft werden, welche die Katze bisher nicht kennengelernt hat. Auch gegen Chlamydien und Bordetella (Impfung über die Nase) sind Impfungen möglich, sie werden jedoch nicht routinemäßig, sondern nur bei hohem Infektionsrisiko durchgeführt [1][2][4][25]. Gegen Mykoplasmen sind derzeit keine Impfstoffe für die Katze verfügbar [47].

C RCP = Dreifach-Kombinationsimpfung gegen Calici-, Herpes- und Parvoviren (Katzenseuche).

Krank trotz Impfung?

Auch geimpfte Katzen können am Katzenschnupfen-Komplex erkranken. Dies hat gleich mehrere Gründe: zum Einen wird in der Regel nicht gegen die bakteriellen Erreger des Katzenschnupfens geimpft, zum anderen können viele verschiedene Virenstämme für eine Infektion verantwortlich sein – nur gegen wenige kann geimpft werden, zudem mutieren die Viren schneller als passende Impfstoffe hergestellt werden [1][2]. Letztlich ist eine Impfung bei latent (versteckt) infizierten Tieren nicht zuverlässig, sie schützt auch nicht davor [1][2][35]. Die „gute Nachricht“ jedoch ist, dass das Krankheitsbild bei geimpften Katzen häufig milder verläuft und kürzer andauert [1][14].

Infizierte Katzen und andere Katzen

Von offizieller Stelle wird empfohlen, infizierte Katzen sofort und strikt von nicht-infizierten Katzen zu trennen, die Umgebung gründlich mit geeigneten Mitteln (siehe Liste Quelle 46) zu desinfizieren und weitreichende Hygienemaßnahmen einzuhalten [44]. Alle Erreger des Katzenschnupfen-Komplexes sind hochgradig ansteckend: um eine Ausbreitung zu verhindern, andere Katzen zu schützen, die Behandlung leichter zu machen und „Ping-Pong-Ansteckung“ zwischen den Katzen zu verhindern ist eine Trennung ratsam. Nicht zuletzt auch wegen Vermeidung von Leid und Kosten: es ist ein großer Unterschied, ob nur eine Katze leidet und teure Medikamente (z.B. Interferon, Feliserin) erhält oder gleich die ganze Katzengruppe.

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