Impfungen bei Katzen: Kleiner Pieks – großer Gesundheitsbonus

Impfungen schützen vor schweren Krankheitsverläufen und sollten deshalb für jede Katze zur grundlegenden Gesundheitsvorsorge zählen. Wie oft und gegen was unsere Katzen allerdings geimpft werden sollten, ist eine ganz individuelle Entscheidung: Alter, Gesundheitszustand und Ansteckungsrisiko spielen bei der Entscheidung die größte Rolle.

Impfungen simulieren abgeschwächte Infektionen und schützen vor schweren Krankheitsverläufen

In Impfstoffen sind abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger enthalten. Sie werden in den Körper der Katze injiziert und sollen so eine natürliche Infektion simulieren. Der Körper erkennt die Eindringlinge und versucht, sie zu bekämpfen. Da die Erreger schwächer oder tot sind, können sie im Körper keinen Schaden anrichten. Sie eignen sich damit ideal als „Trainingsobjekt“ für das Immunsystem.

Steckt sich die Katze später mit diesem Erreger an, weiß der Körper bereits, wie er ihn am besten bekämpfen kann. So verlaufen spätere Infektionen nach der Impfung in der Regel deutlich harmloser und sind schneller wieder vorüber.

Zulassung und Prüfung von Impfstoffen ist in ganz Europa einheitlich

Bevor ein Impfpstoff offiziell auf den Markt kommen darf, durchläuft er ein aufwändiges Zulassungsverfahren. In diesem müssen Zusammensetzung, Herstellungsweise, Wirkweise und Nebenwirkungen nachgewiesen werden. Verschiedene Versuche und Experimente vor der Marktreife stellen sicher, dass der Nutzen eines Impfstoffs seine negativen Wirkungen übersteigt. Die Zulassungsbehörden überprüfen die Angaben des Herstellerunternehmens und geben unabhängige Untersuchungen in einem zugelassenen Labor in Auftrag. Dabei wird die Zulassung zunächst nur für fünf Jahre erteilt. Erst nach einer erneuten, umfassenden Prüfung kann die Zulassung zeitlich unbefristet ausfallen.

Die Regelung zu Herstellung und Prüfung vor der Zulassung ist für alle Länder in Europa gleich. Wird eine Zulassung für den Impfstoff erteilt, so muss jede einzelne Charge – bevor sie in den Verkehr gebracht wird – durch die Zulassungsbehörde freigegeben werden. Dazu wird eine nochmalige Prüfung der beiliegenden Unterlagen und einer Stichprobe des Impfstoffs veranlasst.

Begriffserklärungen rund um Impfungen

Core- und Non-Core-Komponenten

Als „Core-Komponenten“ werden jene Impfstoffe bezeichnet, die für jede Katze empfohlen werden. Dazu zählen beispielsweise die RCP-Impfung (Kombinations-Impfung gegen Katzenseuche, Calici-und Herpesvirus) und für Tiere, die Freigang haben oder ins Ausland reisen auch die Tollwut-Impfung. „Non-Core-Komponenten“ sind Impfungen, die bei Bedarf bzw. Notwendigkeit verabreicht werden: hierzu zählen unter Anderem Impfungen gegen FelV, Bordetella, Chlamydien oder Mikrosporie.

Lebendimpfstoffe

Lebendimpfstoffe beinhalten – wie ihr Name schon sagt – lebende Viren. Diese sind in nur geringer Anzahl im Impfserum enthalten und stark abgeschwächt. Eine Vermehrung der Viren ist so zwar noch möglich, ein Ausbrechen der jeweiligen Krankheit jedoch nicht. Wird die Katze mit einem Lebendimpfstoff geimpft, so entwickelt sie eine sehr gute Immunität gegen das Virus. Da ihr Körper mit dem aktiven Virus „fertig werden“ muss, kann es sein, dass sie kurz nach der Impfung Symptome zeigt, die der Krankheit ähneln, gegen die sie geimpft wurde. Dies ist in der Regel kein Grund zur Besorgnis und zeigt nur, dass der Katzenkörper wie gewünscht auf das Virus reagiert. Lebendimpfstoffe sollten nicht bei chronisch kranken, immungeschwächten oder trächtigen Tieren angewandt werden.

Totimpfstoffe

In Totimpfstoffen – auch oft als „inaktivierte Impfstoffe“ bezeichnet – sind die Viren in toter Form ganz oder in Teilen enthalten. Das Virus kann sich so nicht vermehren, wird aber trotzdem vom Körper der Katze erkannt und bekämpft. Die Immunität, die die Katze durch Totimpfstoffe entwickelt ist nicht so umfassend und langanhaltend wie die bei Lebendimpfstoffen. Aus diesem Grunde werden manchen Totimpfstoffen Zusätze (sogenannte „Adjuvantien„) beigemischt, um die Abwehrreaktion des Immunsystems zu verstärken. Tollwutimpfungen werden aus Sicherheitsgründen nur mit Totimpfstoffen durchgeführt.

Adjuvantien / adjuvansfreie Impfseren

Adjuvantien sind Hilfsstoffe in Impfstoffen, die die Abwehrreaktion des Immunsystems verstärken sollen (Wirkverstärker). Es wird vermutet, dass diese Inhaltsstoffe in seltenen Fällen für die Ausbildung eines Spritzen-Sarkoms mitverantwortlich sein könnten, zumindest jedoch das Risiko eines solchen Tumors erhöhen könnten[6][7][8][9]. Mittlerweile gibt es für die Impfungen gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche und FelV adjuvansfreie Impfseren. In vielen (aber nicht allen) Tollwut-impfstoffen sind auch heute noch Zusätze enthalten, um die Wirksamkeit der Seren zu erhöhen.

Offizielle Impf-Empfehlungen der Stiko Vet: so viel wie nötig, so wenig wie möglich

Die „Ständige Impfkommission Vet. im Bundesverband Praktizierender Tierärzte e. V.“ veröffentlicht regelmäßig aktualisierte Empfehlungen zu Impfungen bei Katzen. Die aktuellste Veröffentlichung stammt aus dem Jahre 2021. Sie empfiehlt folgendes:

Mögliche Nebenwirkungen von Impfungen bei Katzen: meist harmlos und kurzzeitig

Als „Impfreaktion“ wird die Reaktion des Immunsystems auf den Impfstoff bezeichnet. Impfreaktionen treten in der Regel nur recht zeitnah nach der Impfung auf und zeigen, dass der Katzenkörper auf den injizierten Virus „antwortet“, ihn bekämpft. Müdigkeit[27] und Apathie sind einige der häufig nach einer Impfung auftretenden Impfreaktionen. Auch Fieber[27] und Schmerzen an der Einstichstelle werden häufig beobachtet. In der Regel verschwinden diese Symptome allerdings recht kurzfristig innerhalb von ein paar Tagen und hinterlassen keine Folgeschäden.

Starke allergische Reaktionen, die zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen, sind eher Ausnahmefälle. Die Katze sollte dann umgehend in einer Tierklinik behandelt werden. In einigen wenigen Fällen treten Wochen oder Monate nach der Impfung bösartige Krebswucherungen rund um die Einstichstelle auf – die sogenannten „Sarkome“. Sie gehen zurück auf das „Durchpieksen“ der Haut, nicht die Inhaltsstoffe des Impfserums! Hier hilft nur das großflächige, operative Entfernen der betroffenen Haut- und Gewerbestellen.

Langfristige Schäden durch Impfstoffe sind nicht zu erwarten, denn die enthaltenen Stoffe werden innerhalb weniger Tage durch Niere und Leber aus dem Körper abgebaut – nur noch das „Immungedächtnis“ bleibt.

Wirkdauer von Katzenimpfstoffen könnten mehrere Jahre betragen

Um eine Zulassung für einen Impfstoff zu bekommen, müssen die Hersteller keine Angaben über deren tatsächliche Wirkdauer angeben oder nachweisen – lediglich Angaben zu Totimpfstoffen für Tollwut müssen angegeben werden[10]. Es existieren jedoch Studien/Untersuchungen zu diesem Thema[15][16][17][18].

Ronald D.Schultz, Professor an der „school of veterinary medicine“ der Universiät von Wisconsin (USA), begann Mitte der 1970er Jahre die Wirkdauer von Impfstoffen für Hunde und Katzen zu untersuchen. So soll laut seinen Ergebnissen die Schutzwirkung einer kombinierten Totimpfung gegen Katzenseuche, den Calici- und Herpesvirus (beides Erreger des Katzenschnupfen-Komplexes) etwa 7,5 Jahre – nach erfolgter zweimaliger Grundimmunisierung im Kittenalter – betragen[15]. Die untersuchten Katzen zeigten auch nach diesen 7,5 Jahren den gleichen Schutz wie Katzen, die jährlich geimpft wurden[15][17]. Laut seinen Ergebnissen soll die zuverlässige Wirkdauer von Impfstoffen für Katzen und Hunde mindestens 4 Jahre anhalten[15]. Andere Untersuchungen zu einer kombinierten Katzenseuche-/Calici-/Herpesimpfung beziffern die Wirkdauer auf über 3-4 Jahre[16][17][18]. Hierzu wurden jeweils 17/44/272 gesunde Katzen untersucht und geimpft.

Je nach Untersuchung konnte eine ausreichende Anzahl Antikörper auch nach 3,4 oder 7 Jahren gegen diese drei Viren in ihrem Blut gefunden werden[16][17][18].

Lieber in die Seite als den Nacken impfen – bei jungen Kitten mütterliche Antikörper bedenken

Aufgrund eines möglichen Risikos von Nebenwirkungen und Sarkomen ist es nicht angeraten, der Katze zwischen den Schulterblättern Impfungen oder Spritzen verabreichen zu lassen[30]. Stattdessen wird von verschiedenen Stellen dazu geraten, entweder in die Hinterbeine oder die seitliche Bauchwand der Katze zu spritzen[30]. Auch Injektionen in den Schwanz der Katze sind möglich und sollen wirksam sein[29]. Schwanz und Hinterbeine können zur Not bei Auftreten von Sarkomen amputiert werden.

Bei Untersuchungen zu Impfungen bei Kitten wurde festgestellt, dass die durch die Mutterkatze übertragenen Antikörper die Wirksamkeit von Impfungen gegen Katzenseuche, Herpes- und Calicivirus bei Kitten beeinträchtigen können[31][32]. Je nach Stärke der Antikörperkonzentration im Körper der Mutterkatze bzw. ihrer Milch, umso schwächer war die Antikörperkonzentration im Blut der Kitten gegen die geimpften Viren[31][32]. So wird von offizieller Seite empfohlen, bei Kitten eine dritte Impfung im Alter von etwa 16 Wochen durchführen zu lassen, um die Schutzwirkung von Impfungen im Kittenalter zu erhöhen.

Impfungen gegen verschiedene Katzenkrankheiten

Krank trotz Katzenschnupfenimpfung?

Gesagt sein muss, dass entsprechende Impfungen gegen Katzenschnupfen kein Garant dafür sind, dass die Katze niemals an Katzenschnupfen leiden wird. Der sogenannte „Katzenschnupfen“ ist eigentlich ein Komplex aus verschiedensten Erregern: Herpesviren, Caliciviren, Bordetella, Mykoplasmen und Chlamydien. Nicht gegen jede Art dieser Erreger ist der Impfstoff komplett wirksam, zudem werden Katzen üblicherweise sowieso nur gegen Calici- und Herpesviren geimpft. Trotz allem ist eine Impfung gegen den Katzenschnupfen-komplex nicht überflüssig, denn es hat sich gezeigt, dass geimpfte Katzen zwar nicht vollkommen immun gegen eine Ansteckung sind, sie die Krankheit jedoch schneller und schonender überwinden. Die Krankheit bricht bei geimpften Tieren in der Regel in abgeschwächter Form aus und ist schneller zu behandeln als bei nicht geimpften Tieren.

Impfungen gegen FelV

Für Katzen, bei denen das Risiko, sich mit dem Katzen-Leukämie-Virus (FelV) zu infizieren gegeben ist, ist eine entsprechende Impfung angeraten. Dies betrifft Katzen, die Freigang genießen dürfen, ebenso wie Katzen, die mit Freigängern zusammenleben. Zudem könnten auch Katzen geimpft werden, deren Haushalt aus einem wechselndem Katzenbestand besteht, etwa bei Pflegestellen und Züchtern. Tiere, die mit FelV-infizierten Katzen zusammenleben sollten ebenfalls geimpft werden.

Zu beachten ist, dass vor jeder Impfung gegen FelV ein entsprechender Nachweistest durchgeführt werden sollte, um auszuschließen, dass die Katze bereits infiziert ist (Infos zu den verschiedenen Testverfahren, deren Vor- und Nachteile können im Bereich „Krankheiten-> (FelV) “ nachgelesen werden). Ist die Katze bereits vor der Impfung infiziert, so ist die Impfung im besten Falle nur überflüssig, im schlimmsten Fall kann sie möglicherweise einen akuten Ausbruch der Krankheit nach sich ziehen[22]. Erwähnt werden sollte auch, dass die FelV-Impfung im Verdacht steht, ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Sarkomen (siehe „Nebenwirkungen“ weiter oben) zu mit sich zu bringen.

Impfungen gegen Tollwut

Tollwut ist eine tödlich verlaufende, ansteckende Viruserkrankung, die auch auf den Menschen übergehen kann. Aus diesem Grunde gelten für Tollwut-Impfungen besonders strenge Regelungen. Freigänger sollten nach offiziellen Empfehlungen gegen Tollwut geimpft werden! Wie oft eine Auffrischung dieser Impfung notwendig ist, hängt vom verabreichten Impfserum ab.

In Deutschland sind zur Zeit Impfstoffe gegen Tollwut erhältlich, deren offizielle Wirkdauer auf ein bis 3 Jahre angegeben wird. Diese Zeitintervalle sollten unbedingt eingehalten werden, denn: Im Falle eines Tollwutausbruchs oder eines Tollwutverdachts kann ein Gebiet von mindestens 40 Kilometer Radius um den Ausbruchsherd zum gefährdeten Bereich erklärt werden[23]. Dies wird durch entsprechende Beschilderung kenntlich gemacht. Alle in diesem Bereich freilaufenden Katzen müssen einen gültigen Impfschutz aufweisen[23]. Kann der gültige Impfschutz nicht nachgewiesen werden, so ist eine sofortige Tötung der Tiere vorgesehen[23]. In selteneren Fällen jedoch kann auch eine Quarantänemaßnahme verhängt werden. Auch der bloße Verdacht, dass die Katze sich angesteckt haben oder mit einem tollwut-infizierten Tier Kontakt gehabt haben könnte, reicht aus, um Quarantäne oder sofortige Tötung zu veranlassen[23].

Ob Freigänger in nicht-tollwutgefährdeten Bereichen ebenfalls geimpft werden sollten, ist eine ganz individuelle, verantwortungsvolle Entscheidung. Zwar gilt Deutschland offiziell als frei von Tollwut bei am Boden lebenden Tieren (z. B. Füchse), aber es gibt jedes Jahr zahlreiche Fälle von Tiertransporten, die nicht ausreichend geimpfte/bereits infizierte nach Deutschland bringen.

Seit 2012 sind in Deutschland adjuvansfreie Tollwutimpfstoffe mit einer offiziellen Wirksamkeit von 3 Jahren zugelassen. Eines dieser Impfseren wird beispielsweise unter dem Namen Purevax Rabies vom französischen Hersteller Merial vertrieben.

Impfungen gegen FIP

Es befinden sich auch Impfseren gegen die feline infektiöse Peritonitis, kurz „FIP“, auf dem Markt. Ihre Wirksamkeit, sowie Wirkdauer und die generelle Sinnhaftigkeit einer solchen Impfung ist derzeit noch höchst umstritten. Untersuchungen zur Wirksamkeit brachten hier unterschiedliche Resultate[25][26]. Es wird angeraten – wenn überhaupt – nur Katzen zu impfen, in deren Umgebung bereits ein Tier an FIP erkrankt ist oder war. Offizielle Stellen sprechen sich größtenteils gegen die Impfung gegen FIP aus bzw. empfehlen sie nur eingeschränkt[19][28].

 

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