Zu wenig Taurin macht die Katze krank – und was ist mit "zu viel"?
Klar ist: Taurin ist für die Katze ein essentieller Nährstoff. Das heißt, sie muss ihn mit der Nahrung aufnehmen um ihren Bedarf zu decken. Denn sie kann ihn nicht in ausreichender Menge selbst aus Bausteinen ihrer Nahrung herstellen. Nimmt die Katze auf Dauer zu wenig Taurin mit der Nahrung auf, drohen unter Anderem Herz- und Augenerkrankungen, sowie Fruchtbarkeitsstörungen und Nervenprobleme.
Der Taurinbedarf der Katze ist hoch, denn sie nutzt es vor allem, um damit Gallensäure zu bilden. Taurin wird im Darm der Katze resorbiert, mit Kot und Urin ausgeschieden oder durch Darmbakterien abgebaut. Da es durch das Erhitzen bei der Herstellung von Nass- und Trockenfutter teilweise unbrauchbar gemacht wird, braucht eine mit Fertigfutter gefütterte Katze mehr davon als zum Beispiel roh gefütterte Katzen.
Derzeit scheinen keine Nebenwirkungen durch eine Taurinüberversorgung bei der Katze bekannt zu sein. Und das teilweise auch, weil belastbare Forschungsergebnisse fehlen. Meist werden Ergebnisse vom Menschen auf die Katze übertragen.
Zusatz im Großteil der Katzenfutter liegt weit über den Mindestempfehlungen
Aus all diesen Gründen werden für industriell hergestelltes Katzenfutter nur Mindestmengen an Taurin empfohlen, keine Höchstmengen. Und diese Mindestmengen liegen letztlich höher als die Empfehlungen pro Kilogramm Katze, denn es wird noch ein "Sicherheitspuffer" eingerechnet, der die Verluste durch den Erhitzungsprozess ausgleichen soll.
Diese Mindestempfehlungen liegen bei 2000mg Taurin in der Trockensubstanz für ein Kilo Nassfutter und 1000mg in der Trockensubstanz pro Kilogramm Trockenfutter (bei einem Erhaltungsbedarf von 100kcal, vgl. z. B. FEDIAF Nutritional Guidelines Seite 78).
Vereinfacht umgerechnet wären das etwa 400mg Taurin für Nassfutter (mit 80% Feuchte) und 900mg für Trockenfutter (mit 10% Feuchte) auf ein Kilogramm Futter. Futter, die so viel oder mehr Taurin zugesetzt haben, sollten den Bedarf der Katze also gut abdecken. Auffallend sind hier allerdings die Nassfutter der Supermärkte und Discounter (z.B. Aldi, Lidl, Penny etc.): sie enthalten fast alle nur einen Zusatz von 220mg Taurin auf ein Kilo Futter. Damit deckt ihr Zusatz nur knapp die Hälfte der empfohlenen Gesamtmenge.
Ein Großteil der Alleinfuttermittel aus dem Zoofachmarkt – online und offline – enthält dagegen weit mehr als das: 1.500 mg Taurinzusatz sind hier die Regel.
Nur Deklarationen lesen reicht nicht aus – Taurinzusatz ist nicht deklarationspflichtig
Doch auch Futter, denen weniger zugesetzt wird oder die den Taurinzusatz gar nicht deklarieren, können unter Umständen bedarfsdeckend sein. Denn einerseits ist die Menge an Zusätzen nicht auch gleich die Gesamtmenge. Andererseits muss ein Taurinzusatz erst gar nicht in der Deklaration des Futters auftauchen.
Jedes fleischige, tierische Teil enthält Taurin. Körperteile mit viel Muskelmasse sind dabei ganz vorn dabei: Zunge, Herz und Oberschenkel sind nur drei Beispiele dafür. Wie viel Taurin diese Inhaltsstoffe jedoch nach der Verarbeitung des Futters noch enthalten, bleibt uns als Verbraucher*innen unbekannt. Ein klein wenig wird es – je nach Qualität und Verarbeitung des Futters – sicherlich sein, aber keine große Menge.
Ist ein Taurinzusatz gar nicht auf der Futterverpackung angegeben, kann trotzdem welches zugesetzt sein. Denn der deutsche Gesetzgeber legt mit dem "Leitfaden zur Kennzeichnung von Einzelfuttermitteln und Mischfuttermitteln" fest, dass in beispielsweise Katzenfutter nur Zusatzstoffe angegeben werden müssen, für die ein Höchstgehalt festgelegt wurde. Auf Taurin trifft das jedoch nicht zu. Dementsprechend muss es auch nicht zwingend auf der Verpackung stehen.
Glauben ist nicht wissen – nur Laboranalysen geben Auskunft
Alles in allem ist es also in manchen Fällen schwer zu sagen, ob ein Katzenfutter genug Taurin enthält um unsere Katzen bedarfsgerecht zu versorgen. Denn nur alleine der Blick auf die Deklaration sagt oft leider wenig bis gar nichts aus. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft Futter, bei dem ein Taurinzusatz deklariert ist. Und zwar zu mindestens 400mg bzw. 900mg Taurin pro Kilo Futter.
Bei geringeren Mengen ist nicht sicher, ob der Bedarf der Katze auch wirklich gedeckt ist. Hier würde nur eine – teure und aufwändige – Laboranalyse jeder einzelnen Dose Aufschluss geben. Möchtest oder musst du solches Futter (z.B. aus den Discountern) dennoch verfüttern, ist es empfehlenswert, selbst Taurin zuzusetzen. Und zwar so viel, dass du insgesamt auf etwa 50mg Taurin pro Kilo Katze und Tag kommst. Denn das deckt ihren Bedarf sicher.
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!