Acht häufige Missverständnisse im Katzenverhalten

Der Katze hängt der Ruf nach, hinterhältig, fies und unberechenbar zu sein. Dabei schauen viele Menschen aus Hundesicht auf sie und wundern sich, warum sie ihr Verhalten nicht verstehen. Tragisch ist, dass vieles im Hunde- und Katzenverhalten gleiche Hintergründe hat, die Reaktion auf Missinterpretationen jedoch meist gänzlich anders ausfallen: während der Hund sich in den meisten Fällen unangenehmen Situationen entzieht oder sie notgedrungen erträgt, ist die Katze meist deutlich direkter und gibt handfeste Rückmeldung. Dann ist schnell die Katze schuld, wenn sie Grenzen setzt und übergriffige Menschen in ihre Schranken verweist. Mit den acht häufigsten Missverständnissen möchte ich – zum Wohl von Tier und Mensch – heute ein wenig aufräumen.

Ein schlagender Schwanz zeigt keine Freude

Viele Menschen halten den wedelnden Schwanz beim Hund für einen reinen Ausdruck der Freude. Das trifft nicht in jeder Situation zu, aber die meisten Hunde „bestrafen“ dieses Missinterpretieren nicht in dem Maße, wie es die Katze tut. Schlägt die Katze mit dem Schwanz, ist sie aufgeregt, verärgert oder unsicher (wie auch viele Hunde übrigens).

Dabei gilt: je heftiger die Bewegung, desto stärker die Emotion. Während die meisten Menschen Hunde mit wackelndem Po anfassen und ordentlich streicheln, sollte man das bei der Katze lieber lassen: im schlimmsten Falle wird sie Zähne oder Krallen einsetzen, um uns klar zu machen, dass diese Situation gerade gar nicht nach ihrem Geschmack ist.

Rückenlage ist keine Unterwerfung

Auch hier wird oft vom Hund auf die Katze geschlossen: liegt der Hund im Kampf oder Spiel mit dem Bauch nach oben auf dem Rücken, zeigt er meist, dass er seinem Gegner seine verwundbarste Stelle als Vertrauensbeweis zugänglich macht und „aufgibt“.

Bei der Katze gehts in der Rückenlage erst richtig los: sie macht sich bereit, alle vier Pfoten – mitsamt Krallen – zur Verteidigung oder zum Spiel einzusetzen. Nicht selten wird dann richtig zugepackt und das Opfer mit den Hinterkrallen bearbeitet. Bei der Katze ist die Rückenlage im Kampf oder Spiel also keine Unterwerfung, sondern Zeichen von Abwehr- und Kampfbereitschaft.

Bauch-Zeigen ist keine Aufforderung

Da liegt sie mit flauschigem Bauch und seligem Gesichtsausdruck – nicht ins Bauchfell zu greifen ist für viele Menschen eine große Herausforderung. Tut man es doch, kommt es nicht selten vor, dass die Hand gepackt, gebissen und gekratzt wird.

Weißt du eigentlich, was du willst – du hast mir den Bauch doch hingehalten!“ ist dann ein klassischer Trugschluss. Nur weil Katze ihren Bauch zeigt, möchte sie dort noch lange nicht angefasst werden. Vielmehr ist das Bauch-Zeigen in entspannten Situationen ein Zeichen von Vertrauen und Wohlbefinden. Sie will nichts, außer einfach nur so da liegen (wie auch viele Hunde).

Es gibt durchaus Katzen (und Hunde), die das Bauchstreicheln genießen und mit einer ähnlichen Geste zeigen, dass sie genau dies jetzt auch wünschen. Den Unterschied erkennt man in der Regel aber nur, wenn man auch die Katze gut kennt und ihre Körpersignale richtig einordnen kann. Alle anderen sollten ihre Finger lieber bei sich behalten – so verlockend dieser Anblick auch ist 😉

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Schnurren ist nicht nur Wohlbefinden

Schnurren ist in den Köpfen der meisten Menschen untrennbar mit „Wohlfühlen“ verbunden. Tatsächlich kann es aber auch das genaue Gegenteil bedeuten: Angst, Unsicherheit, Schmerz. Bei großem Schmerz, großer Panik und Unsicherheit schnurrt die Katze, um sich – und ihren „Angreifer“ – zu beruhigen.

Aus diesem Grund ist das Schnurren beim Tierarzt nicht verwunderlich: die Katze sieht sich in einer ausweglosen Situation und signalisiert schonmal vorsorglich „Ich tu dir nix, tu du mir auch nix!„. In solchen Fällen kann aus „Ich tu dir nix“ aber auch ganz schnell „Fass mich nicht an!“ werden. Hier ist dann Vorsicht geboten. Katzen unter Schmerz oder riesiger Panik reagieren oft blitzschnell!

Fauchen und Brummen sind keine Aggression

Faucht oder brummt die Katze, vermuten viele Menschen dahinter Aggression und befürchten einen folgenden Angriff. Tatsächlich aber sind Katzen nicht erpicht auf Kämpfe – mit Mensch oder Tier – und setzen lieber erst einmal lautstark Grenzen.

Fauchen und Brummen meint also eher „Bis hierhin und nicht weiter!“ – wer die Grenzen der Katze dennoch weiterhin überschreitet, kann den Charakter der Katze eindrücklich kennen lernen: entweder flieht sie oder greift an. Das hängt aber auch stark davon ab, ob es überhaupt Fluchtmöglichkeiten gibt… Fauchen und Brummen ist also eher Defensive als Offensive. Vorsicht ist trotzdem geboten: die Bedürfnisse der Katze sollten lange vor dem Brummen oder Fauchen respektiert werden.

Unsauberkeit ist kein Protest

Vielmehr ist Unsauberkeit ein Ausdrucksmittel – sozusagen ein Hilferuf. Nutzt die Katze nicht gewohnt die Toilette, stimmt entweder etwas nicht mit der Katze, oder mit ihrem stillen Örtchen. Häufig sind Schmerzen, Unsicherheit oder Verwirrung die Ursache für „Wildpinkeln“. Katzen tolerieren lange Zeit ein suboptimales Katzenklomanagement.

Eine kleine Veränderung kann bewirken, dass sie eine (ohnehin nur notgedrungen angenommene) Toilette nicht mehr wie gewohnt nutzt. Dies alles gilt es zu bedenken / zu beheben, bevor die Katze vermenschlicht wird und ihr Gedankengänge zugestanden werden, die ihrer Natur widersprechen.

Um nämlich mit Unsauberkeit zu „protestieren“, müsste die Katze zunächst einmal verstehen, dass wir mit Urin und Kot gänzlich andere Empfindungen verbinden als sie selbst. Für sie sind es reine Ausscheidungsprodukte, die auch der Geruchskommunikation dienen ( = neutrale Empfindungen). Für uns Menschen bedeuten Häufchen oder Pfützen außerhalb des Klos negative Assoziationen (Ekel, Ärger etc.). Letztlich müsste die Katze auch genau verstehen, dass Handlungen in der Gegenwart Auswirkungen auf unsere Emotionen in der Zukunft haben können.

Diese ausgeprägten Planungs- und Übertragungsgedanken sind jedoch nicht Teil ihrer Natur.

Putzen ist kein Ausdruck des Ekels

Man streichelt die Katze und sie beginnt, sich hektisch zu putzen. „Na toll, ekelst du dich etwa so sehr von mir, dass du das wegputzen willst?“ kann man dann manchmal hören. Tatsächlich sagt diesen Verhalten in vielen Fällen das genaue Gegenteil: die Katze nimmt den neuen Geruch auf und verteilt ihn durch Putzen auf ihrem gesamten Körper.

Das soll einen einheitlichen Gruppengeruch herstellen – inklusive dem Geruch des neuen Menschen. Möglich sind aber auch Unsicherheit oder Aufregung – Putzen als Übersprungshandlung. Irgendwo muss die Katze mit ihren – widersprüchlichen – Emotionen hin, also putzt sie sich, um die Energie abzubauen.

Scharren am Fressplatz zeigt keine Abneigung gegen Futter

Scharrt die Katze am Fressplatz, interpretieren viele Menschen dieses Verhalten mit Abneigung gegen das eingefüllte Futter oder mit dem „Verscharren für später“. Beides trifft jedoch nicht zu. Katzen verwahren sich kein Futter für schlechte Zeiten, sie legen Wert auf frische Beute. Vielmehr ist das Scharren neben dem Futternapf ein Instinkt, um weder Fressfeinde noch Beutetiere auf den „gedeckten Tisch“ aufmerksam zu machen.

Bleiben nämlich Reste des Mahls offen für alle sicht- und riechbar, weiß Jeder gleich sofort, dass hier ein Beutegreifer gefressen hat: jede potentielle Beute wird diesen Platz großflächig meiden. Konkurrenten und Fressfeinde dagegen werden sich diesen Platz gut merken, um sich später selbst dort etwas abzuholen – entweder die Katze selbst oder ihre mühsam erjagte Beute.

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6 Kommentare

  1. Meine Lisa Katze liebte es am Bauch zu kraulen und streicheln und beim Kater mit Vorsicht,er wollte das nicht.

  2. mmmmmhhhh Katzenbäuchleine: ich kann nicht wiederstehen und nehme manchmal ein Kratzer im Kauf!

  3. Liebe Miriam,

    danke, dass Du mit diesen meist eindeutig von Hunden abgeleiteten Mythen bezüglich kätzischen Verhaltens aufräumst. Wobei ich mich immer frage, warum die Menschen überhaupt auf die Idee kommen, hündisches auf kätzisches Verhalten ummünzen zu können.

    Liebe Grüße
    Sabine und Slimmy

    PS: Nach der Lektüre bin ich mal wieder froh, dass Slimmy Bauchkraulen heiß und innig liebt und ich ihren Bauch (abends) meist stundenlang kraulen darf.(;

  4. Liebe Miriam,

    danke für den – wiedermal – erhellenden Artikel!

    Wie verschieden Katzencharaktere sind, konnte ich an meinen erleben: Während Zausel Bauchikraulen ohne jegliche Kralle genießt, muusste Mucki dabei immer was zwischen den Vorderpfoten halten, sonst hätte er mich zerfleischt.
    Das Interessante ist aber, dass Mucki das Bauchikraulen einforderte – immer zur gleichen Zeit – sich selbst den Catnip-Apfel von Yeoww nahm und sich damit auf den Rücken schmiss. Dann musste ich mindestens eine Viertelstunde kraulen (auf meinen altersschwachen Knieen!). Manchmal ist er dabei eingenickt…
    Mein Mann darf nur Zausel und Bienchen kraulen, Mucki nicht!
    Und unser Bienchen hat von Anfang an ihren Bauch zum Kraulen dargeboten, sogar als sie frisch kastriert war mit ihrer OP-Naht am Bauch.
    Es sind einfach hinreißende Persönlichkeiten mit ihren Eigenheiten, diese Katzenwesen.

    Ich wünsche schöne Pfingsten – möge der Geist uns mit Klugheit erfüllen!
    Herzlichst Ursel

  5. Das Fauchen und Brummen nutzt meine Leelu recht gut, wenn sie mir sagen will das ihr grade etwas gar nicht passt. Vorallem wenn ich mit ihr schimpfe kam es schon vor, das als Antwort auf das Schimpfen ein fauchen folgte. Am Anfang war ich echt perplex. Dachte ich immer es wäre, wie Du schreibst, ein Zeichen von Aggression, aber sie war danach und davor ganz normal. Es ist wirklich unglaublich wie gut sie einem zeigen können, wie sie sich grade fühlen durch Laute und Körpersprache. Nur lesen können sollte man es eben auch! Manchmal auch zwischen den Zeilen. 🙂

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