Katzenprobleme im Frühling
Während meine beiden Plüschdamen – satt und zufrieden – den Tag am offenen Fenster genießen, geht es vielen Katzen "da draußen" leider zur Zeit nicht wirklich gut, denn…
Die Streunerpopulation wächst – auch traurige Schicksale nehmen zu
Frühlingszeit ist auch Paarungszeit. In den kommenden Tagen bis Wochen werden wieder zahlreiche Würfe auf der Straße geboren. Mutterkatzen und Väterkater sind dabei auch nicht selten unkastrierte Freigänger verantwortungsloser Halter. Nicht nur die Streunerpopulation, sondern auch ihr Leid wird größer. Tödliche Infektionskrankheiten verbreiten sich rasend schnell und können – nach langem Leidensweg – ganze Populationen dahinraffen. Die Natur kennt keine Verhütungsmethoden. So werden auch viel zu junge, schwer bis todkranke Tiere wieder zu Mutterkatzen. Trächtigkeit, Geburt und Aufzucht sind kräftezehrend. Wer vorher noch nicht krank war, wird es jetzt leider schnell. Wer bereits vorher krank war, kann die Jungen anstecken. Und wer richtig schlimm krank war, verstirbt nicht selten auch qualvoll.
Folge davon sind mutterlose Kitten, die im schlimmsten Fall – krank und abgemagert – ebenfalls sterben. Im besten Fall werden sie – in vielen Fällen verrotzt und unterernährt, Impfungen gegen Katzenschnupfen gibts ja in der Natur auch nicht – von lieben Tierschützern aufgenommen und aufgepäppelt.
Vollgestopfte Tierheime und Pflegestellen, massig Arbeit im Tierschutz
Trächtige Mutterkatzen, manchmal mitsamt Wurf, sind in dieser Jahreszeit besonders häufig im Tierheim zu Gast. Manchmal kommen jedoch auch nur die Würfe allein, wenn Mamakatz es nicht geschafft hat. Dann beginnt oft ein Kampf auf Leben und Tod. Um jedes einzelne Tier. Und nicht selten ist dieser Kampf erfolglos. In allen Fällen jedoch ist er mit enormen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Von Emotionen mal ganz abgesehen. Geld und helfende Hände sind im Tierschutz jedoch immer Mangelware. Aufnahmestopps, zahlreiche Spendenaufrufe und hilflose Tierschützer, die rund um die Uhr für kleine Leben kämpfen sind besonders im Frühling Alltag.
Vermehrer – nicht nur ein Problem im Frühling
Richtig ärgerlich finde ich es, dass es nicht nur die Streuner sind, um die sich die Damen und Herren vom Tierschutz dann kümmern müssen. Ein Großteil der Tiere stammt nämlich leider auch von privaten Vermehrern. Menschen, die unbedacht und unwissend Kater-auf-Katze setzen und sich nach ein paar Wochen wundern, dass es Arbeit macht, dass es Geld kostet. Oder schon bei der Trächtigkeit oder Geburt vor derart große Probleme gestellt werden, dass sie die Tiere lieber abschieben. Totgeburten, aufgefressene oder deformierte Kitten, Geburtsstillstand, starke Blutungen oder verstorbene Mutterkatzen sind dann zu viel des Guten. Und wenn Kitten nach und nach versterben ist man eben am Ende mit seinem Latein. Dann solls bitte jemand anderes richten. Übrigens auch dann, wenn der Wurf wieder Erwarten nicht früh genug (fürs große Geld) verschachert werden kann.
Kommt der Wurf vom Vermehrer dann doch so weit, dass er an den Mann oder die Frau gebracht werden kann, sind die Anzeigenportale im Internet wieder voll. Alles, was Tupfen hat, ist ein Bengalmix. Alles, was lange Haare hat, ein Perser- oder Maine Coon-Mix – je nachdem, was gerade mehr in Mode ist und somit mehr Geld bringt. Vermeintliche Nacktkatzen-Mixe sind derzeit scheinbar auch in. Da werden Tiere aus den abenteuerlichsten Verpaarungen angeboten. Leidtragende sind immer die Katzen – und oft auch ihre zukünftigen Halter. Die Kasse klingelt nur beim Vermehrer – und dann später auch oft beim eigenen Tierarzt.
Vermehrte Zwischenfälle an Fenstern und Balkonen
Nicht nur wir Menschen, sondern auch unsere Stubentiger wollen die warmen Sonnenstrahlen und die frische Luft genießen. Und nicht wenige davon bezahlen das mit ihrem Leben oder ihrer Gesundheit. Da fallen Katzen von ungesicherten Balkonen oder aus dem Fenster. Oder sie klemmen sich in Kippfenstern ein und erleiden schwere Verletzungen. Nicht wenige dieser Unfälle enden tödlich. Der Verlust von Gließmaßen kommt beim Kippfenstersyndrom ebenfalls nicht selten vor: die Katze rutscht beim Versuch, sich aus dem gekippten Fenster zu befreien, immer weiter hinein. Und klemmt sich so die Hinterbeine ab oder quetscht sich Organe. Wer am ungesicherten Balkon oder Fenster sitzen kann, kann auch herunterfallen. Nicht immer landet katz dann auf den Pfoten. Brüche und eingerissene Organe behandelt der Tierarzt im Frühling besonders häufig, denn sie sind die Folgen solcher Stürze.
Und nein, solche Katzen sind nicht unerfahren oder dumm. Es kann jeder Katze passieren, deren Halter keine Vorsichtsmaßnahmen trifft! "Hat meine Katze noch nie gemacht!" hat Jeder vorher gesagt – bis es dann doch passiert ist…
Höheres Unfallrisiko für Katzen
Doch nicht nur das eigene Heim bietet zahlreiche Gefahrenquellen. Auch der Freigang kann so manche Katze im Frühling vor besondere Herausforderungen stellen. Unkastrierte Tiere laufen auf dem Weg zu potentiellen Partnern weite Wege. Dabei achten sie nicht auf den Straßenverkehr. So passieren in der Paarungszeit besonders häufig Autounfälle. Auch die Vermisstenanzeigen häufen sich im Frühling. Nicht nur die Paarungszeit verleitet viele Katzen dazu, weit weg zu laufen und nicht auf Gefahren zu achten. Schlichte Neugier oder Freiheitsdrang reichen schon aus. Auch zu junges Alter (unter einem Jahr) kann Leichtsinnigkeit mit sich bringen. Wer unters Auto kommt, kann sofort versterben oder schlimme Verletzungen davon tragen. Nicht immer werden solch verunfallte Tiere schnell genug von tierlieben Menschen gefunden und zum kompetenten Tierarzt gebracht…
Teiche und Regentonnen üben im Frühling ebenso eine besondere Faszination aus. Katz kann bei warmen Wetter ein Schlückchen draus trinken, darin schwimmende Insekten oder Fische fangen. Fällt sie hinein, kommt sie nicht in allen Fällen auch wieder hinaus. Sie ertrinkt jämmerlich…
Damit der Frühling nicht böse endet – 5 Tipps
- Freigang nur nach Kastration, Kennzeichnung + Registrierung, mit ausreichendem Impfschutz und in angemessenem Alter (ab 9-12 Monaten).
- Balkone und Fenster sind abgesichert. Fenster werden nie unbeaufsichtigt in der Kipp-Stellung belassen, im Zweifelsfall sind auch Kippfenster abzusichern!
- Gefahrenquellen wie Regentonnen, Teiche, Rasenmäher (auch in der Nachbarschaft) werden, soweit es möglich ist – abgesichert – im Hinblick auf das Wohl von Wildtieren und Insekten ist dies ohnehin ratsam.
- Kranke und trächtige Streuner sollten dem örtlichen Tierschutzverein gemeldet werden. In Zusammenarbeit (oder auf eigene Kosten) können Würfe und/oder Krankheiten verhindert werden. Sind bereits Würfe da, ist in Absprache mit ansässigen Tierschützern die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Wer anfüttert, muss auch für tierärztliche Versorgung (inklusive Kastration) sorgen!
- Wer einem Kitten, einer Katze oder einem Kater ein Zuhause schenken möchte, kauft zum Wohl des Tieres nicht beim Vermehrer: Tierheime, Pflegestellen und seriöse Züchter sind die richtigen Anlaufstellen.
Verhaltens- & Ernährungsberaterin für Katzen, Bloggerin
Miriam steht für die artgerechte Katzenhaltung. Mit ihrem Herzensprojekt katzen-fieber.de sensibilisiert sie seit über 13 Jahren für kätzische Bedürfnisse. Mit Online-Magazin, Vorträgen, Webinaren und Büchern vermittelt sie einfach verständliches Wissen. Individuelle Beratung rundet das Konzept ab. Für ein harmonisches Zusammenleben zwischen Mensch und Katze!
Ich könnte heulen! All das tierleid,weil mancher Mensch so verantwortungslos, ignorant und kalt ist.
Ich versteh auch den Ansatz, nicht beim vermehrer kaufen usw. Nur was passiert mit jenen, die da sind 😞
Ein Teufelskreis
Ich bin leider auf so eine Vermehrerin reingefallen und bin seit 2 Jahren regelmäßig Gast beim Tierarzt 😔
Die Gewissheit, dass meine beiden Fellnasen es bei mir gut haben und nicht „verreckt“ sind entschädigt mich etwas…auch wenn sie mich in Zukunft ne Menge Geld kosten werden. Denn leider sind sie alles andere als gesund. Doch die Vermehrerin konnte ich wenigstens aus dem „Geschäft“ vertreiben. Zumindest wird sie nicht noch mehr Schaden anrichten.
Hallo Manuela, habe gerade Deinen Kommentar mit großem Interesse und großer Wut gelesen. Nein, nein, keine Wut auf Dich, Wut auf diese sogenannten „Vermehrer“…ich stehe aktuell vor genau der Frage, wie man einem solchen skrupellosen Arsch (entschuldige meine Ausdrucksweise), das Handwerk legen kann, mit dem Ziel, dass er nie wieder die Möglichkeit bekommt, die Tiere so zu quälen, denn nichts Anderes ist es.
Aktuell zu meinem Problem: ein kleines, recht zierliches, vermutlich Persermädchen hatte sich vor ca. 3 Wochen zum ersten Mal in meinem Garten verlaufen und sich auch auf die Terrasse getraut. Nachdem ich bereits vor ca. 2 Jahren einen Kater auf diese Weise willkommen heißen „musste“ und auch sonst immer wieder Katzen bei mir auftauchen (spricht sich ja rum, wenn´s irgendwo was zu futtern gibt) und ich bis dato so gar keinen Bezug zu Katzen hatte, wollte ich auf keinen Fall wieder irgendeine „anfüttern“ u.s.w., ich möchte ja auf gar keinen Fall fremde Katzen locken und behalten! Lange Rede, kurzer Sinn: das Persermädchen tauchte immer mal wieder auf, ohne dass ich sie gefüttert hätte und verschwand dann wieder. Vor einigen Tagen war sie wieder da und ich dachte: wie sieht sie denn aus? Ist sie nass? Die Haarpracht pappte nur so an ihr und auch sonst sah sie ziemlich mitgenommen aus. Ich hab´s nicht übers Herz gebracht und ihr ein Schälchen Futter rausgestellt. Ich hatte vorher noch nie gesehen, wie ein so kleines Wesen das Fressen förmlich „inhalierte“, der Topf war so schnell leer, so schnell konnte ich gar nicht gucken. Mit anderen Worten, sie war so was von ausgehungert, dass es weh tat. Daraufhin habe ich eine Suchmeldung mit Fotos bei facebook aufgegeben, irgendwo musste sie doch vermisst werden. Oh ja, wurde sie, ich will nicht noch weiter ausufern, es stellte sich heraus, dass sie zu dem anfangs erwähnten vermeintlichen „Vermehrer“ gehört. Zwischenzeitlich hatte sich per facebook auch eine Frau gemeldet, die sich seit Jahren mit vollem Herzblut für Tiere einsetzt, vorzugsweise Katzen. Sie holt sie, lässt sie beim Tierarzt durchchecken, ggf. kastrieren / sterilisieren, impfen, eben das ganze Programm. Mit ihr habe ich seither Kontakt. Nach Gesprächen und Schriftwechsel habe ich die kleine Maus eingefangen und ihr gebracht. Am gleichen Tag noch wurde sie beim Tierarzt vorgestellt. Es stellte sich heraus, dass das Tier ca. 1 – 1 ½ Jahre alt ist, bereits einen Wurf hinter sich hat und wahrscheinlich erneut tragend ist. Neben Ohrmilben und diversen anderen Problemen stellte der Tierarzt auch fest, dass sie bei dem Versuch, sie zu scheren (das vermeintlich „angepappte“ Fell), wohl ziemlich verletzt (geschnitten) wurde. Das war dann natürlich auch der Grund, warum sie (nachdem sie wohl abhauen konnte) immer wieder bei mir auftauchte und auf gar keinen Fall mehr Futter an der Stelle suchte, wo sie geflüchtet war. Nun gut, ich bin glücklich und beruhigt, da ich weiß, dass sie jetzt in sehr guten Händen ist, ihre Babys in aller Ruhe erwarten kann und das für sie der letzte Wurf sein wird, den sie durchstehen muss. Mein Ansinnen geht aber weiter und zwar in die Richtung, dass ich diesem Typen ans Leder will, damit das aufhört. Leider gibt es so wenig Möglichkeiten, hier einzugreifen und man wird an vielen Anlaufstellen abgewiesen. Deshalb hat mich Deine Geschichte neugierig gemacht. Wie hast Du es geschafft, dass diese Person nicht mehr so weitermachen kann? Kannst Du mir Tipps geben? Ich entschuldige mich, dass ich so weit ausgeholt habe, aber ich wollte Dir nur möglichst genau vermitteln, warum ich so verbissen gerade bin. Ich wünsche Dir einen schönen Abend und nur das Beste für Dich und Deine beiden Fellnasen Liebe Grüße, Ruth
Huhu Ruth!
Danke für deinen ausführlichen Kommentar! Er zeigt deutlich, dass nicht alle Katzen mit Halter ein besseres Los als Streuner haben. Ich persönlich würde mich an deiner Stelle erst einmal informieren, ob es in eurer Stadt/Gemeinde eine Kastrations-/Kennzeichnungspflicht gibt: schließlich lief das Tier schon länger (wenn auch vielleicht unbeabsichtigt) als Freigänger herum. Weiterhin würde ich mich an das zuständige Veterinäramt wenden und denen erzählen, was dein TA herausgefunden hat – das lässt ja durchaus Schlüsse auf die restliche Haltung zu 🙁
Liebe Grüße
Miriam