Der Einzug einer neuen Katze ist eine spannende Zeit – egal, ob im Haushalt bereits andere Katzen vorhanden sind oder nicht. „Die Neue“ muss sich erst einmal einleben in eine völlig neue Umgebung, muss sich an neue Menschen, einen neuen Alltag gewöhnen. Das kann für sie ganz schön stressig sein.
Wir als Menschen können viel dafür tun, dass ein Einzug oder eine Zusammenführung gute Vorraussetzungen hat. Sich dabei aufs Glück oder die sozialen Fähigkeitend er Katzen zu verlassen, ist allen Beteiligten gegenüber nicht fair. Und kann leider dazu führen, das Verhältnis unter den Katzen nachhaltig zu zerrütten.
Katzenzusammenführungen – so bitte nicht:
- Die Partnerkatze nur nach Optik, Mitleid oder „Süß-Faktor“ auswählen
- Katzen mit unbekanntem Gesundheitsstatus zusammen setzen
- Katzen sofort zusammen setzen / lassen
- Die Katzen beim Kontakt nicht beaufsichtigen und begleiten
- Bei Streitigkeiten und Konflikten nicht einzugreifen
- Kontakt zwischen den Katzen erzwingen: z. B. auf dem Arm festhalten oder in der Transportbox eingesperrt in den Raum stellen
Vorbereitungen vor Einzug und Zusammenführung
Gute Vorbereitung ist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenführung zwischen Katzen. Damit lässt sich im Idealfall nicht nur die Dauer der Zusammenführung verkürzen, sondern auch die Chance darauf verbessern, dass sich die Tiere langfristig verstehen.
Tipps, um die Chancen einer Zusammenführung zu verbessern
- Kastration, gute Gesundheit und Schmerzfreiheit aller Tiere
- Charakter, Spielvorlieben, Alter und in der Regel auch Geschlecht sollten ähnlich sein
- Mehr Ressourcen als Anzahl der Katzen: Näpfe, Toiletten, Schlafplätze, Kratzmöglichkeiten, Rückzugsorte etc.
- Erhöhte Plätze mit mehreren Auf- und Abstiegsmöglichkeiten gestalten
- Langsame Zusammenführung mit bewusstem Positiv-Training & gemeinsamen tollen Erlebnissen
- Bedürfnisse aller Katzen erfüllen: Viel Spiel, viel Kuscheln & Zuspruch – etablierte Rituatle einhalten!
Eine passende Partnerkatze als wichtigste Vorbereitung
„Gleich und Gleich gesellt sich gern“ ist auch unter Katzen die Devise. Daher sollten alle Katzen im Haushalt einen ähnlichen Charakter, ähnliches Alter und ähnliche (Spiel- und Sozial-)Bedürfnisse haben. Damit steigt die Chance, dass sie sich verstehen, enorm. Menschliche Maßstäbe wie Mitleid und Optikvorlieben sind zweitrangig.
Gesundheitschecks auf Infektionskrankheiten und Parasiten
Idealerweise sind alle beteiligten Katzen vor dem Einzug „der Neuen“ auf Infektionskrankheiten und Parasiten untersucht und der Impfschutz aufgefrischt. Flöhe, Würmer, Giardien, Katzenschnupfen oder Katzenseuche sind nämlich Mitbringsel, auf die alle Beteiligten verzichten können. Auch die Kastration sollten alle bereits hinter sich haben, um unnötigen Stress von vornherein zu vermeiden.
Sind bereits Krankheiten bekannt, ist es wichtig, dass diese zum Zeitpunkt des Einzugs in einem stabilen Stadium sind. Denn Einzug und Zusammenführung sind Stresssituationen, in denen Katzen ohnehin besonders anfällig sind. Eine tierärztliche Begleitung kann dann sinnvoll sein, wenn eine der Katzen an einer chronischen Erkrankung leidet.
Sind bereits andere Katzen vorhanden und der Gesundheitsstatus der neuen Katze unbekannt, kann die Eingewöhnungszeit auch gleichzeitig als Quarantäne genutzt werden: In der Zeit, in der die Katzen noch keinen Kontakt haben, können wir alle nötigen Untersuchungen und Tests bei der neuen Katze vornehmen lassen.
Unterstützung durch Geruchspheromone
Im Handel werden Sprays oder Duftstecker mit Geruchspheromonen (z. B. Ceva FeliWay Classic, Beaphar CatComfort) angeboten, die dafür sorgen sollen, dass die Katzen etwas entspannter sind. Es wird ein für den Menschen nicht wahrnehmbarer Duftstoff aus den Gesichtsdrüsen der Katzen versprüht und soll so bei vielerlei Arten von Problemen helfen. Verwendet man solch einen Duftstecker, kann man die Zusammenführung oder Eingewöhnung der Katzen möglicherweise etwas stressfreier gestalten.
Ankunftszimmer vorbereiten: sicherer Hafen für die ersten Stunden bis Tage
Die neue Katze sollte idealerweise mindestens die ersten Stunden im neuen Zuhause in einem ruhigen Zimmer ankommen dürfen – und zwar ohne eventuelle andere Katzen oder Haustiere. In diesem Zimmer sind Näpfe, Kratzmöglichkeiten, Toiletten und sichere Rückzugsorte für sie vorbereitet. Damit nicht zu viel Hektik herrscht, sollte dieser Raum kein Durchgangszimmer sein.
Damit an ihrem Einzugstag bereits alles vorhanden ist und keine unnötige Hektik herrscht, sollten wir ihr Ankunftszimmer dann bereits hergerichtet haben.
Die Gittertür gibt allen Seiten Sicherheit
Sind andere Katzen im Haushalt vorhanden, ist es in vielen Fällen sinnvoll, zur Zusammenführung eine Gittertür zu verwenden. Sie schützt beide Seiten davor, durch die andere Katze angegriffen zu werden und sichert allen Beteiligten bei Bedarf genug Abstand zueinander. Wer sich zurückziehen möchte, kann sicher sein, dass er nicht verfolgt wird. Sollten doch einmal „die Pfoten fliegen“, ist durch die Gittertür zumindest gewährleistet, dass die Verletzungen nicht allzu groß ausfallen. Außerdem kann die neue Katze ihr Ankunftszimmer ohne Störung als sicheren Rückzugsort einspeichern: er gehört kurzzeitig nur ihr, niemand kann sie doch verletzen.
So eine Gittertür können wir selber bauen oder teilweise auch auf Anzeigenportalen gebraucht kaufen. Die einfachste Möglichkeit zum Selbstbau ist es, eine preiswerte Tür zu kaufen, ein großes Sichtfenster hineinzusägen und dieses beispielsweise mit (drahtverstärktem) Katzennetz oder Kaninchendraht abzusichern. Eine solche Gittertür sollte immer den gesamten Türrahmen abdecken und wirkliuch stabil sein: die Katzen könnten dagegenspringen oder an ihr hinaufklettern!
Sinnvoll kann ebenfalls ein mobiler Sichtschutz sein – z. B. aus dicker Pappe. Stoff, Tücher oder Decken eignen sich eher nicht dazu: Neugierige Katzen lüften sie einfach selbstständig.
Eine Zusammenführung mit Gittertür ist sinnvoll, wenn…
- Nicht bekannt ist, ob die neue oder vorhandene Katze verträglich bzw. sozial ist
- Wenn eine der Katzen unsicher bis ängstlich ist
- Wenn eine der Katzen ruppig bis offensiv auf andere Katzen zugeht
- Wenn eine der Katzen in der Vergangenheit Probleme mit Mitkatzen hatte
- Wenn eine der Katzen durch ihre Lebensumstände ohnehin schon sehr gestresst ist (kürzlicher Verlust der Partnerkatze oder der Bezugsperson, langer Transport etc.)
In Ruhe im neuen Zuhause ankommen
Egal, ob im neuen Zuhause andere Katzen auf sie warten oder nicht: die neue Katze sollte zunächst immer Zeit haben, ungestört in der neuen Umgebung anzukommen. Sie muss sich umsehen, neue Gerüche und Geräusche kennenlernen. Es gilt, Rückzugsorte, sichere Verstecke, Toiletten und Fressplätze im neuen Revier kennenzulernen. Und zwar ohne von anderen Katzen, Menschen oder Haustieren bedrängt zu werden! Je nach Charakter der Katze kann das einige Stunden bis Tage dauern.
Ein spezielles, ruhiges „Ankommzimmer“ ist hierbei besonders von Vorteil: die Katze sollte darin alles vorfinden, was sie in der ersten Zeit braucht: Näpfe, Katzentoilette(n), Kratzmöglichkeiten und bequeme – am besten erhöhte – Liegeflächen. Wir Menschen können der Katze dort ruhigen Beistand leisten und ihr durch gutes Zureden und – wenn sie aufgeschlossen genug ist – Spiel ein wenig das Ankommen erleichtern.
Erst dann, wenn sie sich in ihrem Raum wirklich sicher fühlt, darf sie weitere Räume – idealerweise einen nach dem anderen – in ihrem ganz eigenen Tempo entdecken.
Zeichen für Unsicherheit bei Katzen:
- In geduckter Haltung den Raum ablaufen
- Zusammengekauert in Ecken oder Verstecken sitzen
- Sich neue Situationen oder Gegenständen mit „langem Hals“ zu nähern
- Zusammenzucken bei plötzlichen Geräuschen
- Große Pupillen, angelegte Ohren, unter den Körper geklemmter Schwanz („klein machen“)
Zusammenführung zwischen mehreren Katzen
Eine Zusammenführung mehrerer Katzen ist für alle Beteiligten eine hochgradig stressige Angelegenheit! Die Gefahr ist groß, dass bei unmoderierter Vorgehensweise Situationen kippen und die Zusammenführung langfristig scheitert. So ist eine langsame und begleitete Zusammenführung zwar aufwändiger und erfordert mehr Zeit – sie erhöht aber die Chancen, dass das zukünftige Zusammenleben harmonischer wird.
Jede negative Erfahrung kann sich langfristig auswirken & die Zusammenführung scheitern lassen
Auch bei Katzen ist der erste Eindruck entscheidend. Nicht erst das erste Zusammentreffen, sondern bereits der erste Blick auf die andere Katze löst Gefühle und Reaktionen aus. Und nicht immer sind diese positiv. Entscheidend ist es, dass diese negativen Erlebnisse nicht zu lange dauern, zu heftig ausfallen oder sich zu oft wiederholen. Denn dann könnte die andere Katze als negativ im Gehrin der Katze eingespeichert werden – je öfter dieses Eindruck sich bestätigt, umso mehr festigt sich die Ablehnung.
Darum ist es wichtig, bereits vor den ersten negativen Erfahrungen zu moderieren und neutrale bis positive Erlebnisse zum Ausgleich zu schaffen.
Sichtschutz lüften: nur kurzzeitig & mit guter Stimmung
Katzen haben einen guten guten Geruchs- und Gehörsinn, sie sind nicht dumm: Natürlich wissen sie bereits vor dem ersten direkten Blick, dass auf der anderen Seite des Sichtschutzes „etwas Neues“ ist. Um aber allen beteiligten Katzen Zeit zu geben die erste Aufregung zu verdauen, sollten wir den Sichtschutz noch nicht lüften. Erst dann, wenn die neue Katze sich in ihrem Ankommzimmer sicher fühlt und die bereits vorhandenen Katzen ihrem normalen Alltag nachgehen, ist es Zeit, den ersten Blick zwischen den Katzen zu erlauben. Das kann, je nach Charakter der Katzen wenige Stunden bis einige Tage dauern.
Wenn die Katzen sich zum ersten Mal sehen – egal, ob durch eine Gittertür getrennt oder nicht – sollten alle Beteiligten in guter Stimmung sein: satt, nicht gestresst oder zu aufgedreht. Für viele Katzen ist der frühe Abend nach dem Abendessen die entspannteste Zeit des Tages. Das erhöht die Chance, dass der Anblick der unbekannten Katze nicht gleich großen Aufruhr verursacht.
Der Sicht schutz sollte in den ersten Tagen nur kurzzeitig gelüftet werden. Ist kein Mensch in der Nähe, der die Katzen beim Kontakt begleitet, bleibt die Sicht versperrt. Das stellt sicher, dass sich nicht unbemerkt erste subtile Anzeichen für Streitigkeiten festigen.
Moderation während der Zusammenführung: Positiv-Training & gemeinsame Momente gestalten
Bereits beim ersten Lüften des Sichtschutzes können wir anfangen, die Stimmung und das Verhältnis der Katzen zueinander zu verbessern: Liebe Worte, Streicheleinheiten, Leckerchen und sanftes Spiel lockern die Situation auf. Gleichzeitig verbinden die Katzen diese positiven Erlebnisse mit der Anwesenheit der anderen Katze. Das legt einen positiven Grundstein für das spätere Zusammenleben.
Wichtig ist es auch, negative Erlebnisse unter den Katzen möglichst nicht aufkommen zu lassen oder sie zumindst ins Neutrale zu modieren: Katzen, die starren, werden abgelenkt. Die Katzen sollten keine Gelegenheiten für Faucher, Pfotenhiebe oder Angriffe bekommen. Ist das doch mal der Fall wird der Sichtschutz sofort wieder heruntergelassen – idealerweise jedoch endet der Blickkontakt mit einem positiven Erlebnis.
Die Bedürfnisse aller Katzen erfüllen – Rituale beibehalten
Damit alle Katzen sich wohlfühlen und eine gute Grundstimmung haben, sollten wir ihre Bedürfnisse und gemeinsame Rituale nicht vernachlässigen. Haben wir beispielweise vorher immer abends auf dem Sofa beim Fernsehen gekuschlt, sollte das auch in der Zeit der Zusammenführung weiterhin fest zu unserem Tagesablauf gehören. Für die eingesessenen Katzen sollte sich möglichst wenig am Tagesprogramm ändern. So kann auch die neue Katze schon einmal aus sicherer Entferung unseren Alltag kennenlernen und sich daran gewöhnen.
Die erste Begegnung erst, wenn alle entspannt sind
Irgendwann kommt hoffentlich der Punkt, an dem die Katzen bei Blickkontakt immer zuverlässig neutral oder positiv aufeinander reagieren. Dann können wir den Sichtschutz auch dauerhaft öffnen und so den unbegleiteten Blickkontakt ermöglichen. Auch in dieser Phase ist es wichtig, die Katzen und ihre Reaktionen aufeinander unauffällig im Blick zu behalten. Ist der Kontakt immer positiv, die Katze auf der anderen Seite etwas ganz Normales, können wir darüber nachdenken, die Katzen zum ersten Mal zusammen zu lassen.
In der Regel wird es bei erstem „richtigen“ Kontakt neugierige Aufdringlichkeiten und Versuche geben, am Gegenüber zu riechen. Das ist ein Kipppunkt in der Zusammenführung, der im Idealfall ebenfalls positiv verlaufen sollte: keine Hektik, keine wilden Verfolgungsjagden, keine Angriffe.
Katzenzusammenführung – welches Verhalten ist normal / harmlos…
- Hinterherschleichen und versuchen, an der anderen Katze zu riechen
- Vereinzelte Pfotenhiebe und Faucher
- (Langsamer!) Rückzug aus den Räumen, in denen die andere Katze ist
- In großem Abstand voneinander den Raum durchqueren
- Die andere Katze aus der Ferne im Auge behalten
- Den Platz verlassen, wenn die andere Katze dazukommt
- Bei zu nahem Kontakt Grenzen mithilfe von Fauchen, Pfotenhieben oder Rückzug klar stellen – die andere Katze jagt nicht hinterher
All diese Verhaltensweisen sind bis zu einem gewissen Punkt normal. Wichtig ist, dass sich innerhalb der ersten Wochen eine Tendenz zur Besserung zeigt und es zu keinen körperlichen Angriffen kommt. Die Katzen sollten ihre gegenseitigen Grenzen respektieren und sich zurückziehen, wenn das Gegenüber signalisiert, dass es sich in der Situation nicht wohlfühlt.
… Welches Verhalten ist problematisch?:
- Dauerhaft unbeweglich vor der Gittertür sitzen, die Katze auf der gegenüberliegenden Seite anstarren
- Der anderen Katze in schnellem Tempo hinterherjagen und sie angreifen
- Kreischen, Bisse, Urin- und Kotabsatz vor Angst
- In die Ecke drängen und draufschlagen, nicht entwischen lassen
- Schnelle Flucht aus den Räumen, in denen sich die andere Katze aufhält
- Tagelanger Rückzug, in Verstecken kauern
- Aus Angst nicht mehr fressen oder auf die Toilette
Auch nach der ersten Begegnung geht die Zusammenführung weiter
Auch dann, wenn der erste Kontakt ohne Sichtschutz, Gittertür und anderen Hilfsmitteln positiv verlaufen ist, entscheiden die folgenden Wochen darüber, ob die Stimmung zwischen den Katzen auch so bleibt. Denn in der Zeit nach der ersten Begegnung heißt es: Grenzen klar machen und kennenlernen, sich an die Eigenheiten aller Mitkatzen zu gewöhnen und den Alltag miteinander zu leben – ohne ständig streiten zu müssen.
Daher ist es auch in dieser Zeit wichtig, den Katzen jederzeit moderierend zur Steite zu stehen. Wir sollten darauf achten, dass Grenzen gewahrt werden und aus harmlosen Neugierigkeiten keine Unhöflichkeiten werden.
Dauer einer Zusammenführung: Die Katzen allein sollten das Tempo bestimmen!
Eine Zusammenführung kann von wenigen Stunden bis hin zu mehreren Monaten dauern. Je nachdem, wie sozial die Katzen sind, wie sehr sie Katzengesellschaft gewohnt sind und wie ähnlich sich die Katzen sind, kann es schneller oder langsamer gehen. Auch die Art der Zusammenführung und sie gesamte Haltung – inklusive Beschäftigungsprogramm – kann eine Rolle spielen.
Die Gittertür sollte erst dann geöffnet werden, wenn alle Katzen auf beiden Seiten bei Kontakt über mehrere Tage Entspannung zeigen: entspanntes Liegen vor der Gittertür, nicht mehr ständig nachschauen müssen, Leckerchen / Fressen / Streicheleinheiten annehmen, ohne auf der Hut zu sein. Das absolute Ideal wären Gurren zur Begrüßung, Spielaufforderungen oder „Nasenküsschen“ unter den Katzen.